Der Krieg der Zwerge
Verstand nicht eben leicht durchschaut.« Erschrocken legte sie die Hand vor den Mund und machte große Augen. »Was sage ich denn da?« »Ich werde Euch nicht bei den Avataren melden«, lachte er und täuschte Gleichgültigkeit vor. »Götter können sicher lich manches Trugbild erschaffen, wie das einer Zwergin, auch wenn ich den Sinn nicht verstünde.« Er stand auf und goss nach, sie wehrte sich halbherzig dagegen.
»Kein Trugbild. Sie ist echt. Sie haben die Untergründige mitgenommen, um ihr ein Geheimnis zu entlocken.« Sie kicherte mädchenhaft. »Sie sind zäh, diese kleinen Fels puler.«
»Und nun erfahren sie, wie man Blei zu Gold macht? Sind Avatare auf derart Irdisches angewiesen?«, lachte er, als machte er einen Scherz.
»Ach, was sollten sie mit Gold?« Klirrend stieß sie ihr Glas gegen das von Rodario. »Sie kennt eine Rezeptur, um ein besonderes Metall … Was soll's. Sie brauchen es ohnehin bald nicht mehr.« Ihre Lider wurden schwer, ihre freie Hand tastete nach seinem Oberschenkel. »Sagt, Herr Rodario, wollten wir beide nicht …«
»Sicher, werden wir auch«, sagte er rasch. »Ich wunderte mich eben noch über das Verhör, das wohl doch nicht mehr so wichtig ist.«
»Ist es auch nicht.« Sie stand auf und schlang die Arme um seinen Hals. »Sie haben bald so viel Macht, dass sie sich alles nehmen, was sie möchten, und selbst die Götter herausfordern können. Ein jeder von ihnen wird über ein riesiges Reich gebieten und sich zu einem Herrscher aufschwingen, wie es noch keinen vor ihnen gab. Das Wort Kaiser vermag ihre Macht nicht zu fassen. Und das Geborgene Land soll …«, sie biss sich auf die Lippen, eine sehr anzügliche Geste, wie der Schauspieler fand, »jetzt nicht mehr unsere Sorge sein.« Eigentlich hatte er sich darauf gefreut, der Zofe nach Strich und Faden zu beweisen, wie sehr er ein Mann war, doch die Neuigkeiten aus ihrem Mund wirkten sich auf seine Lust aus wie ein Eimer Eis in seiner Unterwäsche oder das Erscheinen eines gehörnten Ehemanns im Schlaf zimmer: Sie verging schlagartig.
In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen. Ich hätte nicht an den Ehemann denken sollen. Rodario erkannte an dem Geräusch, das er schon oft in seinem Leben vernommen hatte, dass der Besucher wütend war, wie man es von einem betrogenen Gatten erwarten durfte. Herein stürmte ein hellhaariger Mann um die dreißig Umläufe, er trug eine weiße Robe und einen unterarm langen Stab, dessen Ende gekrümmt war. Mit ihm betraten drei Gerüstete den Raum und beendeten die Zweisamkeit von Rodario und Lirkim. Einige der Gesichter hatte Rodario vorhin auf dem Gang gesehen.
»Bist du verheiratet, Lirkim?«, flüsterte er ihr zu, sie schüttelte den Kopf und war genauso erstaunt über die Störung wie er. »Dann haben die Avatare wohl doch etwas dagegen, dass wir …« »Das ist er, Fascou! Ich bin mir sicher«, rief einer der Soldaten und deutete mit seinem Schwert auf Rodario. »Lirkim, geh weg von ihm«, befahl der Mann in der Robe und sah dabei sehr aufmerksam aus. Stattdessen stellte sie sich vor ihn. »Nein, Fascou, du wirst ihm nichts tun. Verschwinde und vergnüge dich mit der Untergründigen oder pfusche zusammen mit den anderen noch mehr an der Quelle herum, aber wage es nicht, ihn anzufassen. Er gehört mir! Ich möchte auch meinen Spaß.«
»Du bist angetrunken, Lirkim«, redete er beschwichti gend auf sie ein. »Du beschützt einen unserer ärgsten Widersacher. Es ist Rodario …«
»Der Unglaubliche Rodario«, korrigierte sie ihn weinstörrisch. »Ich weiß, er betreibt das Curiosum in der …«
Der Mann machte einen Schritt nach vorn und hob den Arm, die Finger waren anbietend ausgestreckt. »Nein, er heißt Rodario der Unglaubliche und ist der Famulus von Narmora.«
Der Soldat nickte. »Ich habe auf der Flanke gekämpft, die er verteidigt hat. Seine Hände spieen Feuer, und wo seine Hand hindeutete, schmolzen meine Männer wie Butter in der Sonne.«
Rodario konnte es kaum glauben. Wie sehr hatte er sich stets gewünscht, berühmt zu sein, weit über die Grenzen seiner Wirkungsstätte hinaus, und jetzt, da sich sein Traum erfüllte, brachte er ihn an den Rand des Todes. Gut, spiele ich ihnen eben den Famulus von Narmora. Er streckte sich, eine Hand richtete sich auf den Mann in der Robe, mit der anderen packte er die Kehle der überraschten Lirkim, danach gab er sein schurkischstes Gelächter zum Besten. »Ja, ich bin ein Magus«, rief er bühnengerecht. »Bleibt, wo ihr seid! Ich werde
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