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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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durfte die Hauptmeute Ushnot zs nicht mehr allzu weit entfernt sein, was wiederum bedeutete, dass sie ihre Verbündeten so rasch wie möglich finden und überzeugen mussten, mit ihnen zu kommen. An eine zweite Orkstreitmacht aus dem Norden wollte er lieber nicht denken.
Wie seine Begleiter schwieg Tungdil die meiste Zeit; die Anstrengung des schnellen Marsches mit Gepäck und Proviant auf dem Rücken verhinderte, dass lange Gespräche zwischen ihnen entstanden.
Ingrimmsch hatte sich nur schwer davon überzeugen lassen, seinen Bruder zu verlassen. Schließlich hatte er aber eingesehen, dass er Tungdil mehr nutzte als Boëndal. Das verhinderte nicht, dass er in Gedanken ständig bei ihm war und sehr einsilbig blieb.
Am Morgen des sechsten Umlaufs ihrer Reise erschienen die Mauern einer befestigten Stadt. Tungdil schlug ohne zu zögern den Weg dorthin ein. »Boïndil und ich werden uns umhören, ob es Anzeichen von Orks gibt«, erklärte er seinen Entschluss. »Ihr legt euch hin, damit wir heute Abend weiter gehen können. Bei Sonnenaufgang sollten wir am Einstieg sein.«
Sie betraten die Stadt durch das große Tor, an dem es zu ihrem Erstaunen keine Wachen gab. Als sie in die verwinkelten, schattigen Gassen eintauchten, fiel ihnen sofort auf, dass so gut wie keine Bewohner zu sehen waren.
»Ist die Pest ausgebrochen?«, wunderte sich Ingrimmsch. »Welchen Grund kann es haben, dass die Langen so selten wie ein Goldstück auf der Straße zu finden sind?«
Es begegnete ihnen niemand, den sie hätten fragen können, also kehrten sie in das erste Gasthaus ein, das sie fanden.
Der Wirt, ein haariger Mann um die vierzig Lenze mit den gelbsten Zähnen, die Tungdil jemals gesehen hatte, überschlug sich förmlich vor Höflichkeit. »Willkommen in Bergensstadt. Es ist mir eine Ehre, solch werte Gäste beherbergen zu dürfen. Ich gebe Euch meinen besten Schlafsaal«, verneigte er sich vor ihnen, die Hände, an denen Schmalz haftete, am Schurz abwischend. »Ihr werdet sicherlich gleich auf den Sonnenmarkt gehen?«
Die Zwerge runzelten die Stirn, sie kannten den Begriff der Menschen nicht.
»Aha«, machte Tungdil. »Ich verstehe jetzt, wo sich die Leute verstecken.« Sie folgten dem Wirt die knarrenden Stufen hinauf. »Kommt, ich erkläre es euch auf dem Zimmer.«
Während sie sich mit dem eilig gebrachten Wasser den Staub aus den Gesichtern wuschen, schilderte Tungdil ihnen, was ein Sonnenmarkt bei den Menschen bedeutete. »Es ist ein großes Fest mit allerlei Buden und Vergnügungen, Trödelhändlern und Krämern, Musik und Tanz. Boïndil und ich werden es uns ansehen; wenn es etwas taugt, gehen wir alle später noch einmal hin, damit ihr was zu erzählen habt, wenn wir zu Hause sind.«
Ingrimmsch bedeutete ihm, er gehe schon einmal nach unten. »Warte nicht auf mich. Wir trennen uns, so kommen wir schneller an die Neuigkeiten.«
»Sei mir nicht böse, aber ich bezweifle, dass du immer den rechten Ton triffst.« Er erinnerte noch ganz genau, wie eine Begegnung zwischen dem Zwerg und mehreren betrunkenen Menschen in einer Kneipe geendet hatte. Nur großem Glück und der Gnade Vraccas' hatten sie es zu verdanken, dass niemand getötet worden war.
»Keine Sorge, Gelehrter. Ich weiß schon, wie man mit den Langen spricht.« Ingrimmsch scheuchte ihn mit einer Handbewegung weg. »Wir sehen uns, wenn die Dämmerung hereingebrochen ist.«
»Oder ich Hilfeschreie von Menschen höre«, murmelte Tungdil grinsend, während er die Tür hinter sich zuzog.
Die geräumige Stube war noch immer wie leer gefegt. Ein Gast, dessen Aufzug nicht in die Kaschemme passte, saß auf der Bank nahe der erloschenen Feuerstelle. Er trug weite, aufwendig geschneiderte Obergewänder und eine Pumphose aus teuren Stoffen; die dürren Beine steckten in Strumpfhosen. Die polierten Schnallen auf seinen affigen Schuhen blinkten silbern, und auf seinem schwarzen, nackenlangen Haar saß ein neckisches Hütchen. Er trug keinen Bart und roch blumigsüß wie ein Frauenzimmer.
Tungdil grinste breit. So etwas Albernes hatte er noch nie gesehen. Zu seinem Erstaunen sprang der Mann auf und eilte auf ihn zu.
»Endlich! Ich dachte schon, du tauchst nicht mehr auf«, empfing er ihn erleichtert. »Ich bin Truk Elius und soll dich hinbringen.« Ohne abzuwarten, wandte er sich um und ging zur Tür.
Der Zwerg kratzte sich am Bart. »Ich verstehe nicht. Was genau wollt Ihr?«
»Hinbringen, Unterirdischer. Deine Dienste werden verlangt«, sagte der Mann ungehalten. »Du bist spät

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