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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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übrigen, unwürdigen Zwergenstämme. Du bist der weiseste Herrscher des Geborgenen Landes.« Rückwärts gehend begab er sich zur Tür.
»Sende mir ein paar Lakaien, die die Rabenkadaver hinauswerfen. Sollen sich ihre Artgenossen an ihnen laben«, bat er in Hochstimmung und breitete die Arme weit aus. »Ich habe wieder Wind unter meinen Schwingen! Der Aar erhebt sich in neue Höhen, dank des Falken!« Er winkte ihm. »Kehre bald zurück, damit wir Pläne schmieden.«
»Es wird nicht lange dauern.« Der Zwerg verließ das Schlafgemach, schloss die Tür hinter sich und erlaubte es sich, seiner überschwänglichen Freude mit lautem Gelächter Ausdruck zu verleihen; ansonsten wäre er daran erstickt. Sobald die Heiler des Stammes Lorimbur um Belletain versammelt wären, würde niemand mehr einen Keil zwischen die neuen Bündnispartner treiben.
    Mein Oheim kann mit mir zufrieden sein. Pfeifend schritt er die Gänge der Burg entlang, um sofort nach Hause aufzubrechen. Er beeilte sich, denn er brannte darauf zu erfahren, wie groß inzwischen die Bedrängnis Prinz Mallens geworden war.

    Das Geborgene Land, Gauragar, in der Hauptstadt des ehemaligen Zauberreiches Lios Nudin, Porista, 6234. Sonnenzyklus, Frühling
    Andôkai las die Zeilen, die ihr Xamtys nach Porista gesendet hatte, und sah sich in ihrem Bestreben bestätigt, Narmora baldmöglichst zu einer Maga auszubilden. Ein Stern, der fällt, ein nicht mehr verlöschendes Feuer im Jenseitigen Land. O Samusin, Gott des Ausgleichs, was macht sich im Westen bereit, über uns herzufallen?
    Immerhin beinhaltete der Brief auch Gutes. Das Königreich der Ersten machte sich unter der Leitung der Königin an den Aufbau dessen, was der Stern und die Lawine vernichtet hatten. Xamtys versprach, die Festung angesichts der möglichen Bedrohung schneller als die Herrscher vor ihr mit allen verfügbaren Kräften wieder zu errichten. Es schwang Zuversicht zwischen den Zeilen mit.
    Wird es ausreichen? Sind die tapferen Zwerge genug, um Unheil abzuwehren? Sie legte den Brief auf den Tisch und suchte Narmora, die sie in die Bibliothek geschickt hatte, damit sie sich mit den Schriftzeichen der Gelehrten vertraut machte.
    Es würde nicht leicht werden, das angeborene Talent der Halbalbin umzubiegen, sodass sie die gleichen Formeln wie ihre Mentorin nutzen konnte. Die Gabe der Albae basierte teils auf einzelnen Silben, teils auf intuitivem Einsatz einer Magie, die wenig mit dem gemein hatte, was Andôkai beherrschte.
    Narmora kannte zwar einige Formeln, die sie von ihrer Mutter erlernt hatte, doch die Zeichen dazu verstand sie nicht. Daher verbrachte sie die Vormittage in der Bücherei des Palasts, während die Nachmittage und späten Abendstunden der praktischen Anwendung vorbehalten waren. Kurz vor der Nachtruhe besuchte sie ihren erstarrten Mann, hielt seine Hand und weinte Tränen des Zorns. Ihr Hass würde verheerend über die kommen, die Furgas das angetan hatten.
    Andôkai betrat den Raum, der mit bis zur Decke reichenden Regalen und Schränken voll gestellt war, auf denen sich die Bücher und Folianten, Atlanten und Nachschlagewerke stapelten. Die Bretter bogen sich teilweise gefährlich unter der Last des aufgeschriebenen Wissens.
    Mit genügend Papier kann man auch einen Troll erschlagen,
stellte sie fest, während sie die Reihen abschritt und nach ihrer Famula suchte.
    Sie fand Narmora, die ihre Rüstung aufgrund ihrer fortschreitenden Schwangerschaft gegen weite, angenehme Kleidung getauscht hatte, neben einem der kleinen Fenster sitzend. Das Licht fiel genau auf die aufgeschlagenen Seiten eines dicken Buchs, Staubkörner flirrten in der Luft.
    »Es ist Zeit, dass wir an die Sonne gehen.« Erst bei ihrem Anblick bemerkte sie den Geruch in der einzigartigen Bibliothek des Geborgenen Landes: Papier, Leder, Leim und Staub mischten sich zu etwas, das ihr in den letzten Sonnenzyklen kaum vertraut gewesen war. Lieber hatte sie sich in der Kampfkunst geübt, die muffigen Säle bereiteten ihr schon nach einem halben Sonnenumlauf großes Unbehagen. »Machst du Fortschritte?«
    »Es geht«, antwortete Narmora zögernd, die Augen noch immer auf die Seite geheftet. »Aber manche Zeichen … Sie kleben an meinem Verstand und lassen nicht zu, dass ich neue lerne, als wären sie eifersüchtig.« Sie stand auf. »Ein halber Sonnenzyklus ist zu wenig, ehrenwerte Maga«, sagte sie niedergeschlagen.
    »Es geht darum, dass du die Grundbegriffe beherrschst und sie anwenden kannst«, beruhigte

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