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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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Händler und Menschen, die an der Grenze lebten, die aber keine Wurzeln in der blutgetränkten Erde des Landes hatten. Dort war es so sicher wie überall sonst in Eichenharn.
    Sie war jedoch eine Närrin, dass sie überhaupt nach Eichenharn ging. Bei dem Gedanken schüttelte Odosse den Kopf. Aubry gurgelte schläfrig, und sie schalt sich dafür, dass sie die Ruhe des Kindes gestört hatte.
    Trotzdem. Es war töricht. Außerhalb von Weidenfeld hatte sie weder Freunde noch Verwandte, aber in einem Dorf in Langmyr brauchte sie zumindest keine Angst zu haben, mit einem Mühlstein um den Hals in den Fluss geworfen zu werden, weil sie die falsche Abstammung hatte. Brys schien recht tüchtig zu sein, aber sie kannte den Mann nicht richtig und konnte sich wohl kaum auf ihn verlassen. Er würde sie in die nächste Stadt bringen; weiter ging ihr Abkommen nicht. Also, warum hatte sie sich bereit erklärt, mit ihm zu gehen?
    Wegen Wistan.
    So einfach war das, begriff Odosse, während sie wach dalag. Sie war bereit, mit Brys zu reisen, bereit, in das Königreich ihrer Feinde zu gehen, und das zu einer Zeit, da man dort nach langmyrnischen Köpfen verlangen würde, und all das wegen eines Säuglings, der ihre Hilfe brauchte. Das war unklug, aber wenn sie Wistan anschaute, sah sie in ihm ein Kind wie ihren Sohn. Sie konnte sich nicht von seiner Not abwenden.
    Dass er das Kind ihrer Feinde war, spielte keine Rolle. Dass ihre Leute vielleicht für den Tod seiner Familie verantwortlich gemacht werden würden, spielte ebenfalls keine Rolle. Wistan war ein Baby; er hatte keinen Anteil daran. Er brauchte sie – und wie sie, wie Aubry, hatte er sonst niemanden, der ihm helfen konnte.
    Dafür konnte sie nach Eichenharn gehen.
    Etwas Kleines bohrte sich ihr in die Seite. Odosse streckte die Hand in der Erwartung aus, einen Kieselstein unter ihrem Umhang zu finden, fand jedoch stattdessen die Flasche der Amulettmacherin. Sie zog die winzige blaue Flasche hervor, die im Feuerschein fast schwarz aussah, und kippte sie, sodass die Flüssigkeit darin umherschwappte. Der Hauch eines Dufts, reich wie der Weihrauch eines Königs, stahl sich in die Nacht.
    Sie hatte sich so inbrünstig gewünscht, schön zu sein. Sie war so glücklich gewesen, der verhutzelten alten Amulettmacherin ihre schwer verdienten Münzen zu überlassen, so glücklich, mit einem Herzen voller Hoffnungen auf ihre Versprechen zu lauschen … Aber die ganze Zeit über hatte sie in den geheimen Tiefen ihrer Seele gewusst, dass sie mehr einen Wunsch kaufte als eine Wahrheit. Es gab keine Magie auf der Welt. Nicht für jemanden wie sie. Trotzdem, es war schön gewesen, an diesem Traum festzuhalten, während sie mit ihrem Kind durch den herbstlichen Wald gegangen war.
    Odosse drückte die Flasche fester an sich und spürte ihren Herzschlag auf dem Glas, dann schob sie sie tief in ihre Tasche. Aubry brauchte keine schöne Mutter. Er brauchte eine Mutter, die klug, umsichtig und stark war.
    Und das würde sie allein bewerkstelligen müssen, ohne irgendwelche Tränke, die ihr dabei halfen.

3
    Bitharn unterdrückte einen Seufzer, als vor ihr die quadratischen Türme von Distelstein mit ihren kegelförmigen Spitzen in Sicht kamen; sie erhoben sich hoch über die roten Bäume des Herbstwaldes. Ihre Idylle würde ein Ende finden, wenn sie die Stadt erreichten und sich die schwere Last der Verantwortung wieder auf Kellands Schultern legte.
    Draußen auf der offenen Straße, weit entfernt von den Ansprüchen der einfachen Leute und ihrer Lords, konnte sie so tun, als wären sie beide so sorglos wie Sommerlerchen. Kelland konnte lächeln, sogar lachen, ohne sich um die Würde seines Amtes Gedanken machen zu müssen. Auf der Straße brauchten sie niemanden zu beeindrucken.
    In Distelstein würde sich das ändern. Er würde wieder ein Gesegneter sein und in seinen Pflichten aufgehen, ohne zu begreifen, was geschehen war. Und er würde sie mehr denn je brauchen, ob er es sich nun eingestand oder nicht.
    Sie beide waren gemeinsam als Klosterkinder aufgewachsen: als Säuglinge auf die Stufen der Sonnenkuppel gelegt, von Müttern, die nicht für sie sorgen wollten oder konnten. Das geschah jedes Jahr in Cailan, so regelmäßig, wie der Regen fiel. Unverheiratete Mädchen wurden schwanger oder Frauen brachten ein Kind zur Welt, das allzu offensichtlich nicht von ihrem Ehemann war; oder das Baby war ein weiterer Esser in einem Haus, das bereits ausgezehrt war vom Hunger. Die Kränklichen und

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