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Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka , Matthias Mösch , Alexander Flory
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gewesen war, nie dort hätte gewesen sein können, und was konnte besser sein, als dieses Alibi öffentlich zu machen und somit jeden, der an Klatsch und Tratsch interessiert war, zum Zeugen meiner Unschuld? Sie konnte des Teufels Großmutter sein oder die welterste Päpstin, so lange sie mit mir die Treppe aus dem Foyer hinabging und wir zusammen in eine Droschke stiegen.
    „Nun“, sagte sie und spielte die Gelangweilte, „meine Begleitung hat sich anscheinend hinter der Bühne verplappert. Hätten Sie die Freundlichkeit, mich zu meinem Hotel zu begleiten? Sie wissen ja, wie unsicher die Zeiten sind.“
    Ich liebte es, wenn Frauen so funktionierten. Reibungslos wie eine Maschine – man macht Feuer, und sie dampfen, man stellt den Hebel, und sie rollen. „Selbstverständlich, Madame; ich würde Sie nie allein gehen lassen.“
    So kümmerten wir uns nicht weiter um das Gelächter, das sich auf unseren Dialog hin unter denen ausbreitete, bei denen die Schöne gestanden hatte, und machten uns auf, das Foyer zu verlassen.
    „Madame ...?“
    „Nennen Sie nicht meinen Namen“, bat sie verschmitzt. „Sie sind ein Ingenieur, und ich möchte ein Niemand bleiben, ja?“
    „Ich wollte eigentlich nur fragen, wo Ihre Droschke steht.“
    „Wir nehmen eine Mietdroschke.“
    Aha, sie war entweder sehr oder überhaupt nicht wohlhabend. Man öffnete uns die Tür, und wir traten hinaus in die kalte Abendluft. Es war perfekt: Wenige Meter neben uns standen Reporter, die sich den neuesten Klatsch von der Premiere abholen wollten; einer von ihnen hatte sogar einen Fotografen dabei. Welch bessere Gelegenheit hätte es geben können? Mein Bild in der Zeitung, Arm in Arm mit einer Stadt-, Land-, wenn nicht Weltbekannten! Als wir die Treppe hinunterschritten und ich einer der Droschken am Straßenrand ein Zeichen gab, drehten sich die Reporter auch sogleich um, jedoch verloren sie rasch ihr Interesse und wandten sich wieder einander zu, um sich gegenseitig mit mehr oder weniger erfundenen Neuigkeiten zu versorgen.
    Da hatte ich es. Meine Begleitung war nicht nur arm, sie war auch wesentlich unbekannter, als ich es erhofft hatte. Vielleicht eine ehemalige Berühmtheit, sonst hätten die Reporter uns keines Blickes gewürdigt, vielleicht auch nur die Schwester, Nichte, Tante, Concierge oder sonst was einer Berühmtheit. Wenn mein Alibi nicht den Bach hinuntergehen sollte, musste ich etwas unternehmen. Der Tag war lang gewesen, ich hatte einen Mann ermordet und einen weiteren vermutlich zum Krüppel gemacht, zwischenzeitlich eine teleelektrische Reise angetreten und wäre beinahe meines Auftrages enthoben worden. Mein Einfallsreichtum war entsprechend minimal. Also beschloss ich, mich an die bewährte Formel zu halten, den eigenen Mangel an Berühmtheit und öffentlichem Interesse durch eine gute Portion Skandal auszugleichen.
    „Wirklich, Darling?“, rief ich so laut, dass mich alle im Umkreis einer Viertelmeile hätten hören können; dabei fasste ich meine Schöne, deren Namen ich nicht erfahren sollte – wieso auch, wo sie ein Niemand war – an, wie man es sonst bei derlei Begebenheiten nicht ernsthaft zu tun pflegt. Die Reaktion erfolgte stante pede. Meine Schöne schrie, die Reporter drehten sich um. Ich hielt die Position, so lange ich konnte, schließlich sollte das Bild nicht verwackeln, dann musste ich loslassen, und im selben Moment kribbelte meine Wange und Sterne tanzten vor meinen Augen. Der Fotograf jedoch freute sich, eine gewagte Aufnahme gemacht zu haben: halbnahe Einstellung im Viertelprofil, mit saftigem Schlag und jeder Menge nackter Haut.
    „Was unterstehen Sie sich?“, schrie meine Schöne und wollte sich von mir trennen.
    „Madam, was ist?“, fragte einer der Reporter. „Kennen wir Sie?“
    Jäh änderte sich ihr ganzes Wesen. Sie setzte ein artiges Lächeln auf, strich sich kurz übers Haar und antwortete mit einer säuselnden Stimme: „Natürlich ... nicht. Dass Sie mir ja keinen Skandal aus der Sache machen!“ Zu mir meinte sie, während sie sich wieder bei mir einhakte: „Steigen wir ein.“
    Ich spielte den Untertänigen: „Ich muss mich entschuldigen, Madame, aber ich glaube, es ist besser, wenn ich gehe.“
    „Entschuldigen? Kutscher! Zum Clarendon .“
    Wer sollte das verstehen? Ich war eigentlich davon ausgegangen, sie werde sich nach der kleinen Gefälligkeit, sich mit mir fotografieren zu lassen, verabschieden, aber stattdessen wollte sie, dass ich sie begleitete. Zugegeben, ich war

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