Der Kronrat (German Edition)
Streit, und dann erschienen Soldaten, um ihn zu verhaften. Er befindet sich in einer Zelle auf der Hafenkommandantur.«
»Wegen einer Schlägerei?«, fragte ich müde, während ich nach meinem Hemd griff, um es mir überzuziehen. Ich ließ den Kopf hängen und massierte mir den Nacken. Ich war sehr versucht, den Nordmann in Soltars Höllen zu wünschen und weiterzuschlafen.
»Nicht ganz«, erklärte Serafine. »Es war nicht wegen der Schlägerei. Einer der anderen Varländer meinte ihn zu erkennen und warf ihm Verrat und Feigheit vor. Die Seeschlangen haben Angus verhaftet, aber der Auftrag dazu kam aus der Botschaft der Varlande hier in Askir. Sie verlangt seine Auslieferung mit dem Ziel, ihn hinzurichten. Diesmal geht es nicht um Weiberröcke, er ist in ernsten Schwierigkeiten. Sieglinde kam zu mir, um davon zu berichten, und sie sagte, dass man wohl kaum noch etwas tun könnte.«
In meinem Kopf begann es zu pochen. Mit dem Stiefel in der Hand sah ich zu ihr hoch. »Ich befürchte, sie wird recht behalten. Wir können kaum etwas tun«, teilte ich ihr leise mit, noch immer darauf bedacht, Leandra nicht zu wecken. Zu spät, wie sich nun zeigte, denn sie hob ihren Kopf aus den Kissen und richtete sich auf.
»Es wäre tatsächlich ein Fehler«, sagte sie. Sie wirkte noch verschlafen, doch ihre Stimme war klar und hart. »Wir werden die Unterstützung der Varländer in diesem Krieg brauchen, also erscheint es mir nicht sinnvoll, sie zu verstimmen. Es ist Angus’ eigene Schuld. Was auch immer er getan hat, es ist nicht unsere Sorge.«
Ich sah sie überrascht an. »Er war bereit, für dich zu sterben, Leandra«, erinnerte ich sie.
Ihr Kopf schnellte herum, und sie bedachte mich mit einem Blick aus rot glühenden Augen. »Aber ich bin nicht bereit, meine Mission für ihn zu gefährden, Havald! Hier geht es um Größeres. Er war uns eine Last, wie die Läuse, die er uns so überreichlich mitgebracht hat! Seitdem ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, brachte er uns nur Zwietracht und Verdruss und reichlich Ärger! Wenn die Varländer ihn hängen, ist es seine eigene Schuld. Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht!«
Ihr Ausbruch überraschte mich. »Ich wusste nicht, dass du ihn derart wenig schätzt.«
»Er ist dein Freund, Havald, nicht meiner. Es hat mich nicht wenig Anstrengung gekostet, ihn zu ertragen. Ohne deine Fürsprache hätte ich ihn nie in meiner Nähe geduldet. Ich kann ihn nicht leiden, und das, Havald, musst du akzeptieren, ob es dir nun passt oder nicht!«
»Er ist nicht mein Freund«, widersprach ich milde, auch wenn es mir schwerfiel, ruhig zu bleiben. Es war die Wahrheit, denn etwas an Angus kam mir unecht vor, ich konnte ihm noch nicht in allem vertrauen.
»Gut. Dann sehe ich auch kein Problem. Der Kommandant erwartet uns in Kürze, das ist wichtiger. Ich wünsche Angus keinen Schaden, aber er hat sich selbst ein Bett gemacht, nun soll er darin liegen.«
»Er hat nicht einen Lidschlag gezögert, sich für dich einzusetzen, Leandra«, meinte jetzt auch Serafine und musterte Leandra überrascht.
»Es war seine Entscheidung«, beharrte Leandra stur. »Gebeten habe ich ihn nicht darum.« Sie funkelte mich an. »Lass ihn fahren, Havald, wir haben genügend andere Probleme!«
Einen langen Moment zögerte ich, dann stand ich auf und ergriff Seelenreißer. »Das kann ich nicht«, entgegnete ich. »Er ist einer von uns.«
»Er ist einer von den Deinen , Havald«, sagte sie und ließ sich ins Bett zurückfallen. »Tu, was du willst. Aber sieh zu, dass er unsere Mission nicht gefährdet!«
»Leandra …«, begann ich, doch sie schnitt mir das Wort ab.
»Ich will munter sein, wenn wir zur Audienz gehen. Den Kommandanten zu überzeugen, ist der wichtigste Schritt auf dem Weg, Thalak zu besiegen. Ich lasse mich dabei von niemandem aufhalten.« Sie schloss die Augen. »Geht«, fügte sie hinzu, »und lasst mich schlafen.«
»So kenne ich sie nicht«, meinte Serafine, als sie die Tür hinter uns ins Schloss zog. »Was ist mit ihr?«
Ich wartete, bis die Wachen vor der Tür uns nicht mehr hörten.
»Ich denke«, sagte ich, »dass es mit Steinherz zu tun hat. Sie hat auf seine Klinge geschworen, die Mission zu beenden, und du weißt, wie Steinherz ist.«
Sie nickte knapp. »Während Leandra gefangen war, habe ich es getragen, von den anderen war ja keiner dazu fähig. Ich … ich fühlte es. Es war, als ob es mir ständig über die Schulter sah und alles missbilligte, was ich tat und
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