Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
und war enttäuscht, dass in der Nähe keine geöffnet hatte. Plötzlich schien ihn sein verletztes Bein nur noch wenig zu behindern. Sieglinde lehnte ebenfalls dankend ab, so blieben nur Leandra, Serafine und ich, die dem Soldaten der Federn folgten.
    Die Zitadelle war nicht ganz der mächtige Bau, der er von außen zu sein schien. Als wir durch ein großes Tor im Inneren geführt wurden, zeigte sich, dass ein großer Teil des Runds aus einem Garten bestand. In dem Durchgang, der groß genug für drei Kutschen war, wandte sich der Soldat nach links, wo sich eine eiserne Tür befand, und ging an vier Bullen vorbei, die dort standen und mich misstrauisch beäugten. Überraschenderweise gab es hier niemanden, der salutierte.
    Was durchaus einen Sinn ergab, denn an diesem Ort kämen sie wohl gar nicht mehr dazu, etwas anderes zu tun, als Offiziere zu grüßen. Während wir die breite Treppe hinaufgingen, kamen uns auch schon zwei weitere Offiziere entgegen, die mir zunickten und zugleich zu grübeln schienen, wer ich wohl war.
    Es ging die Treppe ganz hinauf bis unter das Dach, dort öffnete sich die Treppe zu einem breiten Absatz. Hier standen vier weitere Bullen Wache, und es gab einen Tisch, hinter dem ein Soldat der Federn saß, der aufsprang und uns die Tür öffnete, die in einen breiten, von magisch leuchtenden Kugeln erhellten Gang führte. Nahezu jedenfalls, denn an einigen Stellen fehlten die Kugeln.
    Wieder gelangten wir an eine bewachte Tür, einer der Soldaten zog sie für uns auf, und wir waren angekommen.

2. Orikes
     
    Wir fanden uns in einer Zimmerflucht wieder, die ganz und gar nicht dem entsprach, was ich vom Quartier eines hochrangigen Offiziers erwartete. Wir standen in einer Art Salon, großzügig mit Teppichen ausgestattet, und gegenüber gab es zwei große Fenster, die auf den Innenhof hinausgingen und wenig mit den Schießscharten gemein hatten, die wir von der Außenwand imperialer Gebäude kannten. Zwischen diesen Fenstern stand auf einem Stehpult ein kleiner Schrein mit dem Zeichen Borons daran, der Rest des Raums war ausgestattet mit einem niedrigen Tisch und bequemen, lederbezogenen Sesseln. Die Wände waren verdeckt von Regalen, die mehr Bücher und Bände enthielten, als ich jemals gesehen hatte.
    Im ersten Moment waren wir allein in dem Raum, dann öffnete sich links die Tür, und der Stabsobrist kam herein, verbeugte sich leicht vor den Seras und musterte uns mit einem aufmerksamen Blick.
    Der Mann war nicht besonders groß, dafür stämmig, sein Haar war von eisgrauer Farbe, und er trug es kurz geschoren. Unter buschigen Augenbrauen funkelten graublaue Augen, und sein Lächeln war freundlich.
    Von den kurzen Haaren und den Muskeln abgesehen, die verrieten, dass auch er es gewohnt war, den schweren Plattenpanzer des Kaiserreichs zu tragen, schien er mir eher einem Priester zu ähneln als einem Krieger. Er salutierte nicht, sondern begrüßte mich mit einem überraschend kräftigen Handschlag, den Seras gegenüber verbeugte er sich höflich. Der Obrist schien über fünfzig Jahre alt zu sein, aber er hielt sich noch immer gerade und bewegte sich mit der Leichtigkeit eines weit jüngeren Mannes.
    »Ich bin Stabsobrist Orikes«, stellte er sich vor und wies mit der Hand auf die bereitstehenden Sessel um den niedrigen Tisch. Auf der polierten Tischplatte stand eine Schale mit frischem Obst, auf einem silbernen Tablett dampften zwei große Kannen aus gebranntem Ton, daneben stapelten sich mehrere Tassen, auch eine Schale mit Rohrzucker stand bereit. »Mir ist bewusst, dass Ihr müde sein müsst, deshalb habe ich mir erlaubt, frischen Kafje und etwas Obst aufzutischen. Greift zu, wenn es Euch danach verlangt.«
    Er stand da, rieb sich die Hände, während wir uns setzten, und suchte sich dann den Platz am Tisch, der es ihm erlaubte, uns alle drei anzusehen. Seelenreißer und Steinherz standen neben unseren Plätzen, doch er gönnte ihnen nur einen kurzen Blick und beugte sich dann vor, um uns mit aufmerksamen Augen zu mustern.
    »Bei mir laufen alle Berichte zusammen, die das Reich erhält. Verzeiht, wenn ich auf das Protokoll verzichte, doch mir kommt es vor, als ob ich Euch schon lange kennen würde. Hier haben wir den Lanzengeneral einer verschollenen Legion, dort die mächtige Maestra, die den Blitz beherrscht wie keine Zweite, und zuletzt Serafine, die Tochter des Wassers, wiedergeboren durch ein Wunder, eine Zeugmeisterin der Zweiten Legion, eine legendäre Gestalt, von der man eher

Weitere Kostenlose Bücher