Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Küss des schwarzen Falken

Der Küss des schwarzen Falken

Titel: Der Küss des schwarzen Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
Vom Netzwerk:
bereits schrieb, beide noch am Leben. Seth, der heute Seth Granger heißt, lebt in New Mexiko. Wir haben zwar noch keine Nachricht von ihm direkt erhalten, aber wir haben eine Adresse, von der wir annehmen können, dass sie die richtige ist.”
    Die letzten sechs Monate hatte Rand in El Paso verbracht, so dicht an der Grenze zu New Mexico, dass er hätte hinüberspucken können. Außerdem war er in den letzten Jahren wenigstens ein Dutzend Mal in Albuquerque gewesen. Bei dem Gedanken, auf dem Highway möglicherweise an Seth vorbeigefahren zu sein, oder ihm auf einer Tankstelle oder in einem Supermarkt vielleicht sogar begegnet zu sein, wurde Rand blass.
    “Und Lizzie?”, fragte er rau.
    “Bei Elizabeth liegen die Dinge, fürchte ich, etwas schwieriger.”
    Rand hielt sich mit den Händen krampfhaft an den Armlehnen fest. “Was sind das für Schwierigkeiten?”, fragte er. Man konnte die Anspannung in seiner Stimme hören.
    “Wir haben ihren Aufenthaltsort noch nicht herausfinden können”, antwortete Henry. “Wir sind allerdings zuversichtlich, dass das nur eine Frage der Zeit sein wird. Soweit wir es bis jetzt wissen, lebt sie irgendwo an der Ostküste. Wenigstens hat sie dort gelebt.”
    Halbwegs erleichtert atmete Rand auf. Er hatte sich alles Mögliche ausgemalt. Unter anderem, dass sie ihm ausrichten ließe, dass sie ihn nicht sehen wolle. So war sie wenigstens nur unauffindbar. Rand gab sich einen Ruck. “Ich würde gern genau wissen, wie diese ganze Geschichte abgelaufen ist. Und außerdem: Gibt es einen besonderen Grund, warum Sie sich nach dieser langen Zeit gemeldet haben?”
    Henry Barnes warf Grace einen bekümmerten Blick zu.
    “Ich warte solange draußen”, sagte sie und wollte aufstehen.
    Rand fasste ihre Hand und bedeutete ihr zu bleiben. Er brauchte sie jetzt. “Was immer es ist”, sagte er zu Henry, “Miss Sullivan kann es hören.”
    Henry nickte zufrieden. Dann richtete er sich ein Stück auf und begann. “Vor dreiundzwanzig Jahren in einem heftigen Sommergewitter verunglückten Ihre Eltern mit dem Wagen. Das Auto stürzte einen Abhang hinab. Ihre Eltern kamen dabei ums Leben. Alle drei Kinder, die mit ihnen im Wagen waren, blieben jedoch weitgehend unverletzt.”
    “Das alles ist mir schon bekannt, Henry”, warf Rand ungeduldig ein.
    “Der Erste, der am Unfallort erschien”, setzte Henry unbeirrt seinen Bericht fort, “war der Sheriff von Wolf River, ein Mann namens Spencer Radick. Er veranlasste, dass Ihr Onkel William als Angehöriger geholt wurde, der wenig später mit seiner Haushälterin, einer gewissen Rosemary Owens, dort erschien.”
    Rosemary … Rose. Diesen Namen hatte Rand vollkommen vergessen. Jetzt fiel ihm ein, dass sie ihm einmal gesagt hatte, er könne sie Rose nennen. Seine Erinnerung an sie war mit dem Geruch von Knoblauch und Zwiebeln verbunden, der beständig an ihr hing. Sie war es also gewesen, die ihn zu sich mitgenommen hatte.
    “Ich erinnere mich, dass mein Onkel mich dieser Frau mitgab”, warf Rand nachdenklich ein. “Sie hat auf mich aufgepasst, bis ein anderer Mann kam und mich zu den Sloans brachte, wo ich künftig leben sollte.”
    “Richtig.” Henry nickte. “Dieser Mann war Leon Waters, ein, wenn ich das so sagen darf, etwas windiger Advokat aus Granite Springs, der für Ihren Onkel arbeitete. Er hat diese Adoption in die Wege geleitet, wobei bemerkt werden muss, dass es sich dabei nicht um eine rechtlich einwandfreie Adoption handelte. Leon Waters war es übrigens auch, der die Sterbeurkunden gefälscht und die dazu notwendigen Leute bestochen hatte, damit alles so aussah, als seien Sie der einzige Überlebende. Auch Sheriff Radick wurde für sein Schweigen bezahlt. Er und wenig später Leon Waters verschwanden dann von der Bildfläche.”
    Die Liste von Leuten, mit denen Rand noch eine Rechnung zu begleichen hatte, wuchs mit jedem weitern Detail des Berichts. Die Nummer Eins auf der Liste war und blieb allerdings immer noch William Blackhawk.
    “Ist mein sauberer Onkel auch verschwunden?”, fragte er gespannt.
    Henry schüttelte den Kopf. “Er kam beim Absturz seines Privatflugzeugs ums Leben. Das war vor zwei Jahren.”
    Namenlose Wut stieg in Rand auf. Er empfand es als unsagbar ungerecht, dass er keine Gelegenheit mehr haben sollte, diesen Mann zur Rechenschaft zu ziehen. William Blackhawk hätte ihm in die Augen sehen und ihm dann erklären müssen, wie er es hatte über sich bringen können, ihnen das alles anzutun. Aber dazu war

Weitere Kostenlose Bücher