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Der kurze Sommer der Anarchie

Der kurze Sommer der Anarchie

Titel: Der kurze Sommer der Anarchie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ihr zu Ehren des Heiligen Augustin gefeiert, von morgen an feiern wir zu Ehren des Genossen Augustin, und damit ist der Fall erledigt.« Auch mich hat er, was die Fragen der Religion betrifft, immer in Ruhe gelassen; einmal hat er mir sogar eine lateinische Bibel geschenkt, die er ich weiß nicht wo gefunden hatte.
    Jesus Arnal Pena 1

    Eines Tages erschienen einige Bauern aus Monegros in Durrutis Hauptquartier. Sie schlugen ein Tauschgeschäft vor: Zucker und Schokolade gegen ein paar Kirchenglocken. Durruti wollte sich ausschütten vor Lachen.
    N. Ragacini

    Die Ruhe an der Front erlaubte es Durruti, sich mit den Problemen des Hinterlandes zu beschäftigen. In seinem Abschnitt ging es vor allem um die Bauernfrage. Im Bezirk von Los Monegros gelang es ihm, im Einverständnis mit den Bauern große landwirtschaftliche Kollektive zu gründen. Und da es in der ganzen Gegend an dringend nötigen Straßenverbindungen fehlte, bildete Durruti eine Arbeitsbrigade für den Straßenbau. Dazu teilte er Freiwillige ein, die an die Front gezogen waren, ohne für den Kampf tauglich zu sein. Diese Brigade nahm auch neues Land unter den Pflug. Eine der neugebauten Straßen führte bei Pina de Ebro von der Hauptschlagader Lerida-Zaragoza bis in das isolierte Dorf Monegrillo. Diese Straße heißt bei den Bewohnern heute noch »Die Straße der Zigeuner«. Durruti hatte nämlich in seinem Operationsgebiet einige Zigeunerlager vorgefunden, und er brachte es fertig, das wandernde Volk zum Straßenbau zu überreden. Was andern wie ein Wunder erschien, nannten die Zigeuner freilich »eine Strafe Gottes«.
Durruti half den Bauern, wo er konnte. Wenn die Fahrzeuge und Traktoren der Kolonne nicht an der Front gebraucht wurden, stellte er sie zur Gewinnung von Neuland zur Verfügung. Die Lastwagen der Kolonne fuhren Weizen, Dünger, und sie brachten Wasser zu den Zisternen, wenn diese erschöpft waren.
    Ricardo Sanz 3

    Als die Kolonne Durruti nach Aragon vordrang, stieß sie auf ein Zigeunerlager. Ganze Familien kampierten da auf freiem Feld.
Das war insofern unangenehm, als diese Leute sich um den Frontverlauf nicht im geringsten kümmerten und nach Belieben herüber- und hinüberwechselten. Es war nicht ausgeschlossen, daß sie sich als Kundschafter für Franco mißbrauchen ließen.
Durruti dachte über das Problem nach. Dann ging er zu den Zigeunern und sagte ihnen: »Als erstes, meine Herrschaften, werdet ihr euch anders anziehen und das gleiche Zeug tragen wie wir.« Die Milizsoldaten trugen damals alle Monteurskittel, Overalls, und das in der Juli-Hitze! Die Zigeuner waren nicht gerade begeistert. »Heraus aus euren Lumpen! Was die Arbeiter tragen, das steht euch auch zu.« Die Zigeuner merkten, daß Durruti nicht zum Spaßen aufgelegt war, und zogen sich um.
Aber damit nicht genug. »Jetzt, wo ihr Arbeitskleider habt, jetzt könnt ihr auch arbeiten«, fuhr Durruti fort. War das ein Heulen und Zähneknirschen! »Die Bauern hier haben ein Kollektiv gegründet und beschlossen, eine Straße zu bauen, damit ihr Dorf einen Weg zur Hauptstraße hat. Hier habt ihr Schaufeln und Pickel, auf gehts!« Was blieb den Zigeunern anders übrig. Und von Zeit zu Zeit kam Durruti selbst vorbei und sah nach, wie die Arbeit voranging. Er freute sich diebisch darüber, daß er die Zigeuner dazu gebracht hatte, ihre Hände zu gebrauchen. »Der Sefio‘ Durruti ist da!« flüsterten sich die Zigeuner zu, mit ihrem andalusischen Akzent, und erhoben die Hand zum antifaschistischen Gruß; das heißt, sie streckten ihm die geballten Fäuste hin, und Durruti verstand sehr wohl, was sie damit sagen wollten.
    Gaston Leval

    Ein letzter Versuch
    Gegen Ende September berief das regionale Komitee der CNT eine Sitzung in Bujaraloz ein, bei der die Militanten aus Aragon und die Delegierten der anarchistischen Hundertschaften und Kolonnen zugegen waren. Es war geplant, ein leitendes Organ zu bilden, in dem alle Parteien und Organisationen vertreten sein sollten. Dieser »Rat« sollte die Wirtschaft der Region, die durch den Krieg heruntergekommen war, wiederaufrichten, vereinheitlichen und auf rationelle Art weiterentwickeln, der Vorherrschaft der Katalanen in Aragon entgegentreten und die Bevölkerung vor Übergriffen der Milizen schützen, die zuweilen wie eine Besatzungsmacht aufgetreten waren und sich jeder Kontrolle entzogen.
Durruti trat für die Gründung des Rates ein. Sie wurde mit großer Mehrheit beschlossen. Die CNT wollte damit auch der Propaganda der

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