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Der kurze Sommer der Anarchie

Der kurze Sommer der Anarchie

Titel: Der kurze Sommer der Anarchie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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einverstanden sind?
Erste Antwort (mehrfach): »Wir tun, was das Komitee bestimmt.«
Ein Alter: Einverstanden, das heißt, wenn er alles bekommt, was er braucht, und nicht andauernd sich herumschlagen muß, so wie jetzt, um den Schreiner und den Arzt zu bezahlen...
Ein anderer: »Erst abwarten, wie sich die Sache anläßt... «
Ob es besser ist, das Land gemeinsam zu bebauen, oder jeder für sich?
»Besser zusammen.« (Nicht sehr überzeugt.) Wie sie vorher gelebt haben?
Tag und Nacht Arbeit, sehr schlechtes Essen. Die meisten können nicht lesen. Die Kinder verdingen sich. Eine Kleine, vierzehn Jahre, arbeitet seit zwei Jahren als Wäscherin. (Sie lachen, während sie das alles erzählen.) Lohn zwanzig Peseten im Monat (für eine Zwanzigjährige), oder 17, oder 16...
Sie gehen barfuß.
Die reichen Gutsbesitzer aus Zaragoza.
Der Pfarrer. - Nichts da, um Almosen zu geben, aber Geflügel für den Pfarrer. Ob sie ihn leiden konnten? Viele schon. Warum? Keine klare Antwort.
Die, mit denen wir sprachen, waren noch nie im Leben zur Messe gegangen. (Leute verschiedenen Alters.) Ob es sehr viel Haß gegen die Reichen gab? Ja; aber noch mehr unter den Armen.
Ob das für die gemeinsame Arbeit nicht schlecht sein wird? Nein, denn es wird keine Ungleichheit mehr geben. Ob alle gleich viel arbeiten werden? Wer nicht genug arbeitet, den muß man eben zwingen. Wer nicht arbeitet, bekommt nichts zu essen.
Ob das Leben in der Stadt besser ist als auf dem Land? Doppelt so gut. Weniger Arbeit. Bessere Kleider, mehr Unterhaltung etc. Die Arbeiter in der Stadt wissen, was los ist... Einer aus dem Dorf ist in die Stadt gegangen, hat Arbeit gefunden, kehrte nach drei Monaten mit neuen Kleidern zurück. Ob sie die Städter beneiden? Sie kümmern sich nicht darum. Militärdienst: ein Jahr. Nur ein Gedanke: sobald wie möglich nach Hause. Warum? Schlechtes Essen. Übermüdung. Disziplin: Prügel (wer sich wehrt, wird erschossen). Ohrfeigen, Schläge mit Gewehrkolben, etc. Für die Reichen Extrawurst. Ob die Wehrpflicht abgeschafft werden soll? Ja, nicht schade drum.
Diejenigen, die für den Pfarrer waren, haben ihre Meinung nicht geändert, aber sie schweigen.
Stellung der Bauern: Pächter, die dem Landbesitzer Pachtzins zahlen. Viele wurden von ihrem Grund und Boden vertrieben, weil sie außerstande waren, den Zins zu zahlen. Müssen sich als Taglöhner verdingen, zwei Pesetas am Tag. Lebhaftes Gefühl ihrer Deklassierung.
    Simone Weil

Dorfgeschichten
    Nach der Einnahme von Monegrillo gingen einige Milizsoldaten in ein verlassenes Haus und holten sich die Kleider der Abwesenden. Ihre Lumpen ließen sie zurück. Als die Flüchtlinge in ihr Haus zurückkehrten, zeigten sie dem Komitee die Plünderung an. Die Schuldigen wurden identifiziert. Durruti befahl, daß sie zur Erschießung abgeführt wurden. In letzter Minute schenkte er ihnen das Leben. Er sagte: »Ihr seid meine Männer, deshalb sollt ihr noch einmal davonkommen. Aber wenn ich euch noch einmal erwische, lasse ich euch erschießen. Räuber und Diebe kann ich nicht brauchen.«
    Jesus Arnal Pena 3

    Was mein Begleiter mir über die Politik der Kolonne Durruti zu erzählen hatte, war wirklich abstoßend. Anscheinend hatte sie, mitten in der allgemeinen Begeisterung für die republikanische Sache, die unter den Bauern herrschte, ein Geheimrezept entdeckt, um sich allgemein verhaßt zu machen. Sie mußten sogar das Dorf Pina verlassen, aus keinem andern Grund als dem stummen Widerstand der Bauern, gegen den sie nichts ausrichten konnten. Offenbar hatte ihre Rücksichtslosigkeit bei der Beschlagnahmung von Quartieren und Proviant und bei der Hinrichtung von wirklichen und eingebildeten »Faschisten« um ein Haar zu einem Bauernaufstand gegen die Milizen geführt.
Die Erschießungen hatten immer noch kein Ende genommen. Wie es heißt, gehören sie zum Tageswerk von Durrutis Leuten, wo immer diese hinkommen. Meinen Freund hatten sie eingeladen, einer Hinrichtung beizuwohnen, als wäre das eine besondere Attraktion.
    Franz Borkenau

    Der 18. August ist der Namenstag des Heiligen Augustinus, des Schutzpatrons von Bujaraloz. An diesem Tag findet dort die traditionelle Kirchweih statt. Am Vorabend des Festes wußten die Leute nicht recht, was sie machen sollten. Sie hätten eben doch ungern auf die Kirchweih verzichtet, auch wenn sie nicht mehr ganz zu den neuen Verhältnissen paßte. Sie suchten also Durruti auf, um das Problem mit ihm zu besprechen. »Meinetwegen!« sagte er, »früher habt

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