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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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hoch erhoben, und in ihren Augen glitzerten Tränen der Wut. »Ich habe meine Wahrheit gesagt.«
    Carlings verachtungsvolle Miene blieb fest. »Was für eine giftige kleine Schlange du geworden bist«, sagte sie sanft. Es gab zu viele Brüche in Rhoswens Verhalten. Carling hielt die junge Vampyrin nicht mehr für stabil. Wenn sie irgendwo anders gewesen wären, hätte Carling ihr den Kopf abgerissen. Aber Rhoswen war es nicht wert, die Asylgesetze zu brechen, und Carling und Rune waren zu weit gekommen, hatten zu viel durchgemacht, um all das wegzuwerfen.
    Sie drehte sich um und sagte zu Julian: »Sie ist jetzt dein Problem.«
    Vor ihren Augen durchlief Julians Miene eine drastische Veränderung, und im selben Moment spürte sie einen scharfen, stechenden Schmerz im Rücken. Sie bäumte sich auf und versuchte, sich wegzudrehen, damit die Klinge, die in ihren Körper drang, nicht den entscheidenden, tödlichen Treffer in ihr Herz landete.
    Doch dann legte sich Rhoswens Arm um ihren Hals. Die andere Vampyrin war so viel jünger als sie und so viel langsamer und schwächer. Aber Rhoswen brauchte sie nicht lange festzuhalten. Nur lange genug.
    »Ich habe dich geliebt«, zischte Rhoswen in ihr Ohr. »Ich habe dir alles gegeben.«
    Der Stoß traf ins Schwarze.
    Rune, sagte Carling, und obwohl er sechs Meter entfernt stand und sich mit zwei Ratsmitgliedern unterhielt, konnte er sie hören.
    Er fuhr herum. Der Schreck und das Entsetzen in seinem Gesicht und seinem Inneren machten sie furchtbar traurig.
    Sie hatte ihm noch so viel zu sagen. Sie streckte die Hand nach ihm aus und sah, wie sie sich auflöste.
    Sie hatte ihm noch so viel …
    Rune , sagte Carling.
    Und als er sich umdrehte, sah er, wie die Spitze eines Kurzschwerts durch ihre Brust gestoßen wurde, genau wie einst vor seinen Augen der Speer durch den Leib ihres Vaters gestoßen worden war. Hinter ihr weinte Rhoswen, als sie das Schwert in sie stieß. Julian hatte sich auf sie gestürzt, doch es gab nichts mehr, was der König der Nachtwesen oder irgendjemand sonst hätte tun können.
    Carlings Zeit reichte nur noch aus, um seinen Namen zu sagen. Sie sah so traurig aus, so liebevoll. Und es war Carling , die so aussah. Es war sein Blick, dieser Blick galt ihm.
    Sie hatte so hell gestrahlt, für so lange Zeit. Dann zerfiel sie zu Staub. Und alles in Runes leidenschaftlicher Seele begann zu schreien.
    Alles wird wieder gut.
    Aber manchmal wurde es das eben nicht, Bob. Manchmal lief es so beschissen, dass man das Ergebnis nicht einmal mehr in einem Leichensack nach Hause schicken konnte.
    Schreie.
    Halt. Ich bin verwirrt.
    Ist sie denn noch nicht gestorben? Warum bist du nicht zurückgegangen, um sie zu retten?
    Hast du schon Schrödingers Katze gesehen? Genau wie Schrödingers Katze bin ich gleichzeitig tot und lebendig.
    Schreie.
    Ich kann in diesem Universum nicht leben. Ich kann so nicht leben.
    Ich werde dich niemals verlassen. Ich werde dich niemals gehen lassen. Ich werde nicht zulassen, dass du scheiterst oder versagst. Ich werde dir immer folgen, wenn du fortgehst, werde dich immer finden, wenn ich dich verliere.
    Immer.
    Jeder Augenblick in der Zeit war eine winzige, höchst kostbare Einheit. In jedem Augenblick lag das Potenzial der Veränderung, eine Biegung, die auf eine andere Seite führte. Es ruhte in einem einzigen Punkt, der so klar umrissen war, dass man diesen winzigen Ort, diesen einzelnen Augenblick im unendlichen Strom all der anderen Augenblicke leicht aus den Augen verlieren konnte. Jede Biegung schmolz dahin, während ein Augenblick nach dem anderen aus der Gegenwart in die Vergangenheit glitt.
    Jeder Augenblick glitt davon, bis Rune zurückging und sich in die Vergangenheit streckte, nicht zu weit, gerade weit genug, bis zum letzten Punkt, an dem Carling eindeutig da war statt nicht da , und er stürzte sich mit seiner ganzen schreienden Seele auf sie.
    Und da war sie.
    Die Tastenkombination zu einem unknackbaren Geheimcode.
    Als sich Carling von Rhoswen abwandte, sagte sie zu Julian: »Sie ist jetzt dein Problem.«
    Und plötzlich stand das goldene Monster vor ihr. Es war genau hier , obwohl Rune auch sechs Meter entfernt stand und sich mit zwei Ratsmitgliedern unterhielt.
    Das goldene Monster trug einen Albtraum in sich, der jenseits aller Gefühle lag und Carlings Sinne blendete. Er riss sie an sich und schlug im selben Moment mit seinen tödlichen Krallen zu.
    Rhoswen fiel zu Boden, ihr Körper war in Fetzen gerissen. Alle auf der

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