Der Kuss des Lustdämons
die Wadenmuskeln an und ließ sie wieder locker. Ein Trick, der die Durchblutung aktivierte.
Das Gefühl, flüchten zu müssen bohrte sich durch ihre Gedanken. Doch wohin? Sie griff in die Schwärze und fühlte eine geleeartige Masse als Wand. Zögernd tastete sie sich seitlich entlang und wäre fast in einen Graben gestürzt. Sie konnte gerade noch die Balance halten und ihren Fuß aus dem Eiswasser zurückziehen. Auch auf der anderen Seite ging es nicht weiter. Nun blieb ihr nur noch die Möglichkeit, sich umzudrehen und geradeaus zu gehen. Doch sie hatte weder Halt, geschweige denn eine Ahnung, wohin sie gehen würde. Wie ein Hund bewegte sie sich auf allen vieren. Kiesel stachen ihr in die Knie. Celice biss die Zähne zusammen und krallte ihre Fingernägel in den Oberschenkel. Schmerz war nur mit Schmerz zu bekämpfen. Der süßliche Geruch in der Luft bekam eine faulige Note.
Plötzlich tropfte ihr etwas auf den Kopf. Ihre Finger ertasteten eine klebrige Flüssigkeit. Angewidert zog sie sich zurück und fuhr sich durch das Haar. Wo war sie? Sie durfte jetzt nicht panisch werden! Auf einmal nahm sie Gestank um sie herum wahr, er war kaum auszuhalten. Sie schüttelte den Kopf und klopfte mit ihren Fäusten auf den Boden. Dabei rammte sie sich etwas zwischen die Fingerknochen ihrer rechten Hand. Sie schrie auf und tastete nach dem Fremdkörper. Mit einem schnellen Ruck zog sie den Splitter heraus. Wimmernd hielt sie die Hand vor ihre Brust und versuchte mit der anderen den Schmerz fortzureiben. Es wurde feucht zwischen ihren Fingern. Blut! Verdammt!
Im nächsten Moment wurde sie von einem Geräusch aufgeschreckt. Celice hatte deutlich einen Stein ins Wasser fallen hören. Da! Der nächste! Ein knarzendes Geräusch sich nähernder Schritte. Die junge Frau wagte es nicht, sich bemerkbar zu machen. Ihre Knie pressten sich tiefer in das Geröll. Der Schmerz war leichter zu ertragen als diese Ungewissheit.
Direkt vor ihr hielten die Schritte plötzlich inne.
„Es ist Zeit“, raunte eine tiefe Männerstimme.
„Wer ist da?“ Wie konnte der Fremde sie in dieser Dunkelheit sehen?
„Ich bin Jade. Und ich bin gekommen, um Euch vorzubereiten.“ Seine Knie knackten, als er sich zu ihr herunterbeugte.
„Vorbereiten? Worauf?“ Misstrauisch lehnte sie sich ein wenig zurück und schluckte.
„Heute ist Euer Tag.“
Sie zuckte zurück, als er ihr mit dem Handrücken sanft über die Wange streichelte. Wie konnte er es wagen!
„Ich werde Euch helfen, denn Ihr müsst heute tanzen.“
Tanzen? Wieso tanzen? Und für wen? , schoss es ihr durch den Kopf.
„Die Strafe für Eure Weigerung gestern war nicht mal ein Vorgeschmack auf das, wozu diese Männer fähig sind. Ihr könnt von Glück reden, dass sie Euch nicht geblendet haben.“
Celice schluckte trocken. Männer? Was für Männer? Und was hatten sie mit ihr getan? Sie erhob sich und tastete sich ab. Dann spürte sie, wie seine Finger sacht über ihre Stirn glitten. Es tat weh. Sie entzog sich ihm.
„Ihr müsst mir vertrauen.“
Celice erstarrte, als sie ein schabendes Geräusch und den feinen Gesang des Stahls vernahm. Was hatte er vor?
„Scht. Habt keine Angst. Ich werde Euch nichts tun.“
Sie öffnete den Mund um zu protestieren. Bevor sie etwas sagen konnte, hob er ihr Kinn bestimmend an. Als sie seine Lippen auf ihren spürte, hielt sie den Atem an und ließ sich mit dem Kuss treiben. Er schmeckte nach Al Capone Sweets, eine Zigarillosorte mit Cognacnote. Celice sank in sich zusammen. Als er sich zurückzog, atmete sie Lava. Ihre Lippen entließen einen lautlosen Seufzer. Mit einem festen Griff fixierte er ihr Gesicht. Dann fühlte sie das Messer.
„Ihr müsst jetzt stillhalten. Ich weiß, es ist geschwollen und tut sicherlich weh. Aber danach wird es Euch besser gehen.“
Wovon redete er? War sie etwa verletzt? Und wie konnte er das im Dunkeln sehen? Der Stahl glitt die Wimpern entlang. Ein Ziehen legte sich auf ihre Augenpartie. Er war vorsichtig, aber es brannte wie die Hölle. Tränen perlten herab. Sein Griff löste sich. Jade schien einen Korken aus einer Flasche zu ziehen.
„Gebt mir Eure Hand. Das sieht nicht gut aus.“
Was war er? Ein Mensch wohl kaum. Vielleicht ein Vampir? Wie sollte er sonst im Dunkeln sehen können? Ihre Gedanken rasten durcheinander und verknoteten sich.
„Achtung, das wird jetzt ein wenig kalt. Es ist ein abschwellendes Mittel.“ Celice nickte. Er umfasste ihr Handgelenk und zog sie zu
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