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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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weiter. Ich hatte geglaubt, ihn tatsächlich zu lieben, aber wenn ich an ihn denke, verspüre ich nur rasende Wut. Und ich glaubte, er liebt mich auch, doch dann küsst er Konstanze!« Sie setzte sich neben Mathilda aufs Bett. »Wie ist das bei euch beiden, ich meine, bei Rudolf und dir? Habt ihr auch Wut aufeinander?«
    »Nein, keineswegs. Es ist ein wunderbares, schmerzhaft schönes Gefühl, das am Herzen zieht, im Bauch flattert und durch die Adern rauscht. Es ist sehr innig, und es ist in uns beiden.«
    »Aber wie macht ihr das bloß? Habt ihr ständig Verlangen nach einander?«
    »Wenn du das körperliche meinst, dann haben wir das häufig, allerdings. Doch noch mehr haben wir Verlangen nach unserer Nähe. Wir machen vieles gemeinsam, einer ist immer in der Nähe des anderen. Und wenn ich beim Waffengang nicht mitmachen kann, dann schaue ich ihm eben zu. Und er sitzt neben mir, wenn ich das Gemüse putze oder die Wäsche ausbessere. Dann unterhalten wir uns.«
    »Unterhalten? Worüber?«
    »Über uns. Er hat mir sehr viel aus seinem Leben erzählt, von früher, als er als Kind mit seinem Vater zur Jagd geritten ist und ihm bei den Turnieren zusah, die er bestritt. Oder später, als ihn sein Vater in die Obhut eines befreundeten Ritters gab, der ihn zum Knappen ausbildete. Oh, er hat mir sehr lustige Ereignisse erzählt, und ich glaube, ihn schon seit seiner Kindheit zu kennen. Später dann begleitete er seinen Herrn, der ein Ritter des Kaisers Barbarossa war. Und stell dir vor, vor Beginn des Kreuzzuges hat ihn Barbarossa persönlich zum Ritter geschlagen, weil er sich im Feldzug gegen Heinrich den Löwen durch besondere Tapferkeit hervorgetan hatte! Ich bin so stolz auf Rudolf!«
    Isabella schwieg verwirrt. Sie hatten sich unterhalten, stundenlang! War das nicht Zeitverschwendung? Wie kann ein Mann schwatzen wie ein Waschweib? Sie schüttelte den Kopf. Mathilda wandte sich ihr zu. »Habt ihr euch nie unterhalten?«
    »Nein!«
    »Was habt ihr denn getan, wenn ihr beieinander wart?«
    »Wir haben uns gestritten!«
    Mathilda schnaufte. »Ihr seid ein seltsames Paar, wirklich! Ihr streitet euch ständig, dann steigst du mit ihm in den Badezuber, und dann streitet ihr euch weiter.« Sie lachte.
    »Da gibt es gar nichts zu lachen, so ist es nun mal.«
    »Nein, so ist es nicht. Zur Liebe gehört nicht nur, miteinander zu schlafen. In erster Linie gehört dazu, dem anderen Interesse und Verständnis entgegenzubringen.«
    »Bringt er mir denn Verständnis entgegnen?«, ereiferte sich Isabella. »Und von Interesse kann überhaupt keine Rede sein!«
    »Wenn jeder von euch seine Bockshörner herauskehrt und auf seinem Standpunkt beharrt, findet ihr nie zueinander. Glaub mir, er liebt dich sehr, aber er prallt immer wieder an deiner Mauer aus Stolz und Hochmut ab. Natürlich will er nicht zu deinen Füßen kriechen, dazu ist er zu stolz. Auch Männer mögen es, umworben zu werden.«
    »Was? Das ist nicht dein Ernst?«
    »Doch! Ich habe den Schmied heimlich gebeten, aus Eisen einen kleinen Fuchs zu formen. Er hat ihn als Anhänger gestaltet und auf ein dünnes Lederband gezogen. Du weißt doch, dass Rudolf mich immer Rotfuchs nennt. Ich habe es ihm geschenkt. Er wurde vor Freude richtig verlegen. Nun trägt er es ständig unter seinem Hemd direkt über seinem Herzen.«
    »Das ist ja richtig romantisch«, entfuhr es Isabella. Doch dann verdüsterte sich ihre Miene. »Das kann ich nicht«, sagte sie kleinlaut.
    »Ring dich durch, und sprich mit ihm! Interessiere dich für sein Schicksal! Es ist tragisch genug. Ihm tut es gut, sich auszusprechen, und für dich wird es eine weise Lehre sein.«
    »Wie soll ich das anstellen?«
    »Zeig königliche Größe! Unternimm den ersten Schritt! Er wird es dir tausendfach danken.«
    »Meinst du?« Wieder nagte sie auf der Unterlippe.
    »Glaub mir, es funktioniert.« Sie zog Isabella in die Arme. »Liebe ist kompliziert, aber nicht so, dass man damit nicht klarkommen könnte. Und wenn du sie richtig erfahren hast, glaubst du, im Himmel zu sein.«
    Isabella verdrehte ihre Augen nach oben. »Wenn ich nur erst dort wäre«, seufzte sie. »Aber bis dahin ist es wohl noch ein steiler Weg!«
    *
    Nachdem Isabella eine Nacht über Mathildas eindringliche Worte geschlafen hatte, ging sie mit dem festen Vorsatz hinaus, mit Martin zu sprechen. Sie traf mit ihm vor dem Saal zusammen. Unwillig stieß er ein Schwein zur Seite, das grunzend in einem Berg Abfälle wühlte.
    Isabella hob den Saum ihres

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