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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Geborgenheit des Klosters eingetauscht hatten?
    Schweigend hockten Isabella und Mathilda auf dem Wagen, jede in Gedanken versunken. Mathilda betete immer noch leise um das Seelenheil der armen Menschen, Isabella hingegen überlegte, welcher Verbrecher für diese Gräueltaten verantwortlich sein konnte.
    Auch die Soldaten der Eskorte schwiegen, und der Hauptmann verwünschte im Stillen, dass er sich darauf eingelassen hatte, die Straße zu verlassen. Das, was sie eben gesehen hatten, musste bei den beiden jungen Damen viele Fragen aufwerfen. Und er hoffte inständig, dass sie die ganze Sache bis zu ihrer Ankunft am Sitz des Herzogs wieder vergessen haben mochten.
    *
    Die beiden Türme des Doms überragten alle anderen Gebäude der Stadt Worms und zogen die Blicke eines jeden auf sich, der sich der Stadt näherte. Auf den engen Straßen und Gassen herrschte emsige Betriebsamkeit. Eine hochgewachsene Gestalt in einer dunklen Kutte, deren Kapuze tief über den Kopf gezogen war, eilte durch die Gassen, ohne seine Umgebung eines Blickes zu würdigen. Zielsicher steuerte er einem Stadtteil zu, wo sich die ärmlichen Hütten der Handwerker und Tagelöhner wie Schwalbennester aneinanderreihten.
    Das Haus lag in einer engen und schmutzigen Seitengasse. Der Mann in dem dunklen Umhang stieg mit großen Schritten über den Unrat und die mehrfach verzweigten Rinnsale aus stinkender Jauche, die die Gasse fast unpassierbar machten. Ein paar Hühner flogen mit gackerndem Protest vor seinen Füßen auf, und ein Schwein, das in einem der Abfallhaufen wühlte, sprang mit einem unwilligen Grunzen beiseite. Vor der niederen Tür des Hauses, von dem der Lehmputz von den Wänden bröckelte und das darunterliegende Strohgeflecht freigab, blieb der Mann stehen und klopfte mit der Faust gegen das hölzerne Türblatt. Die Tür öffnete sich einen Spalt, und der Mann huschte hinein. In der niederen, dunklen Diele blieb er stehen und schob die Kapuze vom Kopf. Sein schmales Gesicht mit den hohen Wangenknochen und der Raubvogelnase wirkte im Dämmerlicht noch härter, und seinen kleinen, dunklen Augen, die sich flink bewegten, schien nichts zu entgehen. Es roch nach Leder und Schimmel und verfaultem Fleisch. Von den Deckenbalken hingen dunkle Lederlappen, auf dem gestampften Lehmboden lagen Berge von Lederflicken, Abfall, in einem Weidenkorb einige billige Schuhe. Mit der Hand schob der groß gewachsene Mann einige herabhängende Lederstücke beiseite.
    »Hier herein, Herr«, sagte die zerlumpte Gestalt, die die Tür geöffnet hatte, und lief eilig vor ihm her zu einem Raum, der sich an die Diele anschloss.
    Mit schweren Schritten betrat der Mann das kleine Zimmer und blieb an der Tür stehen. Ihm gegenüber saß ein älterer Mann mit strähnigem grauen Haar auf einem Lehnstuhl und blickte ihm erwartungsvoll entgegen.
    »Ah, Rupert de Cazeville, es freut mich, Euch zu sehen.«
    »Tatsächlich?« Der Angesprochene hob kaum sichtbar eine seiner schwarzen Augenbrauen, und sein Blick wurde noch durchdringender. »Fürchtet Ihr Euch nicht, mich in dieser Umgebung zu treffen?« Er warf einen kurzen Blick auf das schäbige Gemäuer.
    Der Ältere lachte meckernd, und es klang, als bräche trockenes Holz. »Es steht die Frage, wer sich mehr fürchten muss.« Seine knochigen Finger umklammerten die Armlehnen des Stuhls.
    De Cazeville rührte sich nicht und starrte den alten Mann mit seinen stechenden Augen unverwandt an. »Was habt Ihr für einen Auftrag?«, fragte er.
    Wortlos reichte der grauhaarige Mann ihm eine Rolle aus schlechtem Pergament herüber. Das Siegel war erbrochen.
    De Cazeville rollte sie auf und überflog die Zeilen. »Sie wird also das Kloster verlassen«, stellte er trocken fest.
    Der Grauhaarige nickte. »Wir wissen nur nicht den genauen Tag.«
    Ein wenig verächtlich blickte de Cazeville auf den alten Mann herab. »Warum nicht? Es ist wichtig!«
    »Der Herzog hielt es bislang geheim. Trotzdem sickerte durch, dass er zu ihrem Empfang ein Fest ausrichten will. Wahrscheinlich wird er sie vermählen und aus diesem Grund ein Turnier veranstalten.«
    »Und? Was habt Ihr vor?«
    Jetzt drehte der Grauhaarige ihm sein Gesicht zu und blickte ihn an. Ohne ein Wort warf er einen Beutel durch den Raum, den de Cazeville mit bewundernswerter Behändigkeit auffing. Münzen klimperten in dem bauchigen Ledersäckchen. Prüfend wog er den Beutel in der Hand. »Aber unauffällig«, sagte der Alte.
    »Was haltet Ihr von mir?«, entgegnete de Cazeville

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