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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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verärgert und reichte die Briefrolle zurück. Er zögerte, sie loszulassen, während der Ältere bereits zugegriffen hatte. Beide standen sich gegenüber und maßen sich mit Blicken. »Ihr solltet Eure Spione mit mehr Bedacht auswählen«, sagte de Cazeville. »Ich brauche genauere Angaben! So eine Sache wie mit Bischof Albert darf nicht noch einmal passieren! Es muss beim ersten Mal klappen!«
    Er drehte sich um und zog seine Kapuze über den Kopf. An der Tür blieb er stehen.
    »Ist der Mann da draußen verlässlich?«, fragte er.
    »Ich habe ihn mit Geld bestochen.«
    De Cazeville schnaubte. »Unter der Folter gesteht jeder!«, sagte er verächtlich und verließ den Raum. Der Grauhaarige blickte ihm regungslos nach.
    Draußen hastete der Flickschuster durch die Diele und wollte dem dunkel gekleideten Mann die Tür öffnen. Mit der Handfläche presste de Cazeville dagegen. Verängstigt blickte der Schuster zu ihm auf, als er etwas unter seinem Umhang hervorzog. Mit einem gurgelnden Laut sackte der Schuster zusammen. De Cazeville wischte den blutigen Dolch an dessen Lumpen ab und steckte ihn wieder unter seinen Mantel. Dann verließ er das Haus.
    *
    Die bislang flache Landschaft mit wenigen Hügeln, die sich nur leicht über die Umgebung erhoben und durch die der Tross mit dem Wagen der beiden jungen Adelsdamen und ihrer acht Begleiter zog, wechselte bald zu einem schrofferen Gelände mit Wald und Sümpfen. Die Straße bog nach Osten ab und querte einen kleinen Fluss. Die Brücke sah verfallen aus, das Wächterhäuschen war verlassen.
    War die Straße bis hierher noch leidlich befahrbar gewesen, so ging sie jetzt in einen ausgefahrenen Weg über, in dessen tiefen Mulden Pfützen standen. Die Hufe der Pferde patschten durch den Schlamm, der Wagen schaukelte und ächzte. Aus dem sumpfigen Wald stiegen Nebelfetzen auf, es roch modrig und nach wildem Knoblauch. Sie kamen nur noch langsam vorwärts. Der Weg verengte sich und wand sich in unübersichtlichen Kurven um bewaldete und mit Gestrüpp bewachsene Hügel. Stellenweise reichte der Wald bis an den Wegrand heran. Auch wurde der Boden schlechter. Tiefe Furchen durchzogen den Weg, hier fuhren offensichtlich häufig schwere Karren mit gefällten Bäumen entlang. Knorrige Äste streiften die Plane des Wagens, und Mathilda befürchtete, dass so ein Ast die Stoffplane zerreißen könnte.
    Der Soldat, der die beiden Pferde vor dem Wagen lenkte, schrie und fluchte und zerrte an den Zügeln, während der Wagen wie ein Boot bei schwerem Seegang sich mal zur einen, mal zur anderen Seite neigte.
    »Entsetzlich, diese Flüche«, jammerte Mathilda. »Ihr solltet Euch die Ohren zuhalten, Prinzessin.«
    »Geht nicht«, ächzte Isabella. »Ich muss mich festhalten, um nicht durch den ganzen Wagen zu fliegen. Meine Güte, sind das die Wege meines Vaters?«
    »Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht. Wären wir doch bloß im Kloster geblieben!« Sie wimmerte leise vor sich hin.
    Die Pferde wieherten und zerrten ungleichmäßig an den Strängen. »Verdammte Gäule!«, brüllte der Soldat. »Komm doch mal einer her und führe diese elenden Schindmähren!«
    Ein anderer Soldat stieg von seinem Pferd ab und ergriff die Zügel der sich ängstlich aufbäumenden Zugpferde. Ungeduldig riss er daran und beunruhigte die Pferde noch mehr. Die anderen Soldaten der Eskorte wandten sich um und beobachteten besorgt die Probleme mit dem Gespann.
    »Na, los doch!«, rief der Hauptmann. »Halt sie fest, damit sie auf dem Weg bleiben. Wenn das Rad an einer dieser dicken Wurzeln hängen bleibt, bricht es weg!«
    Verzweifelt versuchte der Soldat, die Pferde in die Spur zu bewegen. Doch während er die Tiere in die eine Richtung zog, zerrte der Wagenlenker die Zügel in die andere Richtung.
    »Was seid ihr bloß für Holzköpfe!«, tobte der Hauptmann und wies einen dritten Soldaten an, den beiden zu Hilfe zu eilen.
    Es krachte, als der Wagen mit einem Rad in die tiefe Furche geriet. Mit einem Aufschrei klammerten sich Isabella und Mathilda fest. Körbe und Truhen flogen durcheinander, der Wagen legte sich bedrohlich zur Seite.
    »Was ist geschehen?«, rief Isabella und kroch unter einem Reisekorb hervor. Der Hauptmann steckte den Kopf unter die Plane. »Ist Euch etwas passiert, Prinzessin?«, fragte er.
    »Mir nicht, aber offensichtlich dem Wagen. Es knirschte so schrecklich.«
    Sie krabbelte über die schräg stehenden Planken nach vorn und kletterte vom Bock des Wagens. Einer der Soldaten hatte sich

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