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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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hatte die Haltung eines Mannes, der den Moment genießt. Mit einem selbstzufriedenen Gesicht blickte er auf Isabella herab. »Habt Ihr es Euch also überlegt, Prinzessin?« Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage.
    »Gestattet uns einen Spaziergang an der frischen Luft. So grausam könnt selbst Ihr nicht sein«, bat Isabella, obwohl sie ihm am liebsten die Augen ausgekratzt hätte. Zuerst mussten sie aus dem Kerker heraus. Draußen würde ihr schon etwas einfallen.
    »Ich bin heute bei ausgesprochen guter Laune, Prinzessin, weil ich eine sehr angenehme Nacht hatte. Deshalb will ich Güte walten lassen und Euch die Burg zeigen. Schon, um Euch zu vergegenwärtigen, worauf Ihr verzichten wollt. Darf ich bitten?« Er reichte ihr die Hand, und Isabella legte ihre darauf. Sie schritt mit erhobenem Kopf neben ihm aus dem feuchten Verlies heraus und zog Mathilda hinter sich her.
    Draußen schloss sie geblendet die Augen. Aber die wärmenden Strahlen der sinkenden Sonne taten so gut auf ihrer blassen Haut, und sie sog die frische Luft tief in die Lunge. Die zahlreichen Burgbewohner machten ihr staunend Platz und verbeugten sich. Sie murmelten verwundert und anerkennend.
    »Sie lieben Euch jetzt schon«, raunte Gundram ihr zu. »Ich würde Euch ein kleines Paradies bieten. Schaut diese wunderschöne Burg an. Es wäre Euer Refugium. Sogar ein kleiner Garten gehört dazu. Fast wie daheim!«
    Isabella schwieg. Sie musste Gundram recht geben, die Burg war sehr schön, in gutem Zustand. »Habt Ihr sie erbauen lassen?«, fragte sie.
    »Nein, wenngleich ich nicht weniger stolz darauf bin, als hätte ich sie erbaut. Sie gehörte zum Lehen Martin von Treytnars. Mit seinem Verbrechen hat er sich die Ehre verwirkt, Lehnsritter zu sein. Jetzt haust er wie ein Wolf in der Wildnis.« Er lachte hart. »Ich jage ihn, und ich werde ihn kriegen!«
    Isabella war blass geworden. »Was hat er getan, dieser Ritter?«
    »Das wisst Ihr nicht? Er hat den Kaiser ermordet!«
    »Den Kaiser? Meint Ihr Barbarossa?«
    »Natürlich! Auf dem Kreuzzug hat er ihn hinterrücks ersäuft. Er wollte der Anführer der Kreuzritter werden. Dass er nur Vertrauter des Kaisers war, hat ihm nicht genügt. Und er hat das Vertrauen von Friedrich schamlos ausgenutzt, dachte, er würde König des Heiligen Landes werden! Jetzt verkriecht er sich wie ein räudiger Köter, plündert, mordet und brandschatzt im Land, überfällt wehrlose Reisende, macht sogar vor Frauen nicht halt. Ihr habt es ja am eigenen Leibe erfahren!«
    Isabella schwieg. Das also war die Geschichte um diesen seltsamen Raubritter! »Ich habe ein Dorf gesehen«, sagte sie leise. »Alle waren tot, die Leichen hingen an den Bäumen, die Häuser verbrannt, das Vieh abgeschlachtet. Und sogar die Kirche war zerstört.«
    »Habt Ihr etwa Mitleid mit so einem Räuber und Mörder?«, fragte Gundram mit erhobenen Brauen.
    »Nein«, erwiderte sie leise. Dann blickte sie ihn an. »Ihr seid ein Christenmensch, Gundram. Verwehrt mir nicht die Bitte um ein stilles Gebet in Eurer Kapelle.«
    Gundram blieb stehen und blickte sie nachdenklich an. »Ihr vergesst, dass Ihr nach wie vor meine Gefangene seid. Doch ausnahmsweise will ich Euch diese Bitte gewähren. Es ist aber kein Freibrief für Milde! Erst wenn Ihr meine Frau seid, dürft Ihr den Kerker verlassen. Und erst wenn Gunillas Mörder gefasst ist, dürft Ihr die Burg verlassen!«
    Isabella senkte den Kopf. Sie würde aus der Burg nicht flüchten können. Und Gundram würde sie nicht freiwillig laufen lassen. Er begleitete sie zur Kapelle und zog sich zurück, während Isabella und Mathilda vor dem schlichten Altar niederknieten. Sie bemerkten die schlanke Gestalt im schwarzen Umhang nicht, die sich in eine Nische drückte.
    De Cazeville tastete nach seinem Messer. Er frohlockte. Besser konnte man ihm das goldene Täubchen nicht präsentieren. Sie trug die Kette mit dem Schlüssel um den Hals!
    Jetzt, liebe Isabella, bist du die vierhundert Goldstücke wert, die ich für dich erhalten habe!
    Er zog den Dolch hervor und glitt lautlos hinter die beiden im Gebet versunkenen Mädchen. Er hoffte, dass die andere nicht schreien würde, während er Isabella die Kehle durchschnitt. Vielleicht musste er beide gleichzeitig töten. Isabella war schuld, dass Gunilla sterben musste! Seine Augen fixierten die beiden Gestalten, und er setzte zum Sprung an. Im gleichen Augenblick wurde die Tür der Kapelle aufgerissen, und Gundram polterte herein.
    »Genug gebetet!«, brüllte

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