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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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sprechen.
    Gundram lachte dröhnend. »Sie ist aber schnell schwach geworden!« Er wandte sich seinen Leuten zu. »Seht ihr, so behandelt man Frauen! Ein Trotzköpfchen treibt man mit ein paar Nächten in einem Kerker aus. Schon sind sie sanft wie die Lämmchen!« Großmütig warf er Patrick einen Apfel zu. »Wer bist du, Junge? Ich kenne dich nicht!«
    »Ich bin der Gehilfe des Kerkermeisters. Ihm geht es nicht so gut, seine Lunge, Ihr wisst ja!«
    »Ja, ja, der alte Albert soll lieber nicht so viel vom sauren Wein saufen, das zerfrisst die Innereien.« Er lachte wieder. »Brav, Junge, pass immer schön auf mein Täubchen auf, dass es nicht davonflattert!«
    »Ei gewiss, Herr!«, dienerte Patrick und verzog sich schleunigst. Sollte die Gefangene tatsächlich Isabella sein? Er hatte sie nur einmal kurz gesehen, und er würde sie unter tausend Mädchen wiedererkennen. Er musste irgendwie in den Kerker gelangen! Zunächst jedoch schlenderte er ziellos in der Burg herum, beobachtete die Soldaten, schätzte ihre Zahl ab und betrachtete ihre Bewaffnung genau. Während er sich umschaute, stieß er mit einem Mann zusammen.
    »Pass doch auf, du Tölpel!«, herrschte er ihn an. Patrick wich zurück, so unheimlich sah der Mann aus mit seinem schmalen, braunen Gesicht, der scharf geschnittenen Nase und den stechenden schwarzen Augen.
    »Verzeihung, Herr!«, stammelte er. Was sich alles für Leute hier herumtrieben! Die Burg war bevölkert wie ein Ameisenhaufen! Patrick ging zum Kerker zurück und hockte sich neben den alten Kerkermeister, der verdrießlich an einem Stück grauem Brot kaute.
    »Na, hast du es ihm ausgerichtet?«, wollte er wissen.
    Patrick nickte und grinste. Er zog den Apfel unter seinem Kittel hervor. »Er hat mir sogar eine Belohnung gegeben«, sagte er. »Kommt, wir teilen ihn uns.«
    Der Alte blickte ihn verwundert an. »Du willst mit mir teilen?«
    »Warum nicht? Hättet Ihr mir nicht den Auftrag gegeben, hätte ich die Belohnung nicht bekommen!«
    Der Alte lachte meckernd und klopfte ihm auf die Schultern. »Du gefällst mir, Junge! Aber behalte den Apfel, ich kann ihn sowieso nicht essen. Ich habe keine Zähne mehr!«
    Sie lachten beide, und der Alte bekam einen heftigen Hustenanfall. Patrick klopfte ihm auf den Rücken. »Ich würde Euch gern ein wenig helfen bei Eurer verantwortungsvollen Arbeit«, sagte er ganz beiläufig.
    »Helfen? Was willst du denn helfen?«
    »Der Gefangenen das Essen bringen, das Verlies säubern, die Schlösser ölen, alles, was Ihr wollt.«
    »So, so, alles, was ich will. Na, meinetwegen! Aber Bezahlung bekommst du keine!«
    »Ich hol mir schon mein Brot«, grinste Patrick.
    »Also, dann geh hinein und hole das Tablett mit dem Teller und den Bechern wieder heraus. Aber verguck dich nicht in die Prinzessin, die ist nichts für dich!«
    Patrick beugte sich zu dem Alten herunter. »Nein, denn ich habe bereits mein Liebchen! Die arbeitet oben in der Küche, diese Beziehung ist viel mehr wert als eine gefangene Prinzessin.«
    Der Alte lachte und hustete in einem und reichte Patrick dann einen klobigen Schlüssel. »Aber nachher ordentlich wieder abschließen!«
    *
    Verblüfft blickten die Mädchen den hübschen Jungen an, der mit verschmitztem Lächeln ihr Verlies betrat und sie neugierig betrachtete. Tatsächlich, es war Prinzessin Isabella in einem goldenen Kleid! Patrick überwand seine Überraschung und strahlte sie an.
    »Einen wunderschönen guten Morgen!«, sagte er laut.
    Isabella hockte mit Mathilda wieder auf der Pritsche, und beide drückten sich ängstlich gegen die Wand. Wer war der Junge?
    Patrick hob bedauernd die Schultern. »Das Essen ist wirklich nicht fürstlich, ich muss mich für die schlechte Küche entschuldigen. Doch ich glaube, dass Ihr schon bald wieder an einer richtigen Tafel speisen werdet. Nehmt inzwischen das zum Trost!« Er warf Isabella den Apfel zu. Mit einem Auge zwinkerte er und lächelte, als er den Kerker verließ.
    »Hast du das gesehen?«, fragte Mathilda mit kugelrunden Augen.
    »Natürlich, ich bin doch nicht blind!« Sie betrachtete den Apfel. »Und wie lustig er war! Was meinte er damit, dass ich bald schon wieder an einer richtigen Tafel speisen werde?«
    »Gundram wird kommen und uns erlösen«, erwiderte Mathilda.
    Isabella seufzte. »Ich hoffe es!«
    Doch Gundram ließ sich Zeit. Erst nach dem Hauptmahl bequemte er sich, zum Verlies zu gehen. Seine imposante Figur verdeckte den spärlichen Lichtschein des winzigen Fensterlochs. Er

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