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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Lehen, seine Ehre …
    Als sie den Hügel umrundet hatten, blickten sie gespannt hinüber zur Burg – und erstarrten!
    »Die Fahnen sind aufgezogen!«, fand Jakob als Erster die Sprache wieder.
    »Das sehe ich auch«, knurrte Martin ungehalten.
    Jakob drehte sich im Sattel herum. »Aber das bedeutet doch …«
    »… dass die Burg besetzt ist, und zwar vollzählig«, ergänzte Rudolf.
    »Mein Gott, warum strafst du mich so grausam?«, stöhnte Martin und ballte die Faust. »Soll alles umsonst gewesen sein?«
    »Wir werden kämpfen!«, rief Jakob.
    »Halt den Mund!«, herrschte Martin ihn an. »Das entscheide ich!«
    Rudolf wendete sein Pferd. »Was willst du da entscheiden?«, fragte er verwundert. »Da gibt es nichts mehr zu entscheiden, es hat keinen Sinn!«
    »Ach, nein? Lässt du mich jetzt im Stich?«
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte Rudolf besonnen. »Ich will dich vor einer Torheit bewahren!«
    »Was soll das heißen?«
    »Dass ein Angriff tödlicher Leichtsinn wäre. Und dass ich alles tun werde, um dich daran zu hindern!«
    »Rudolf!« Martins Gesicht drückte sprachloses Entsetzen aus. »Wir stehen hier, unsere Burg liegt in greifbarer Nähe! Sollen wir unverrichteter Dinge wieder abziehen?«
    Rudolf warf ihm einen langen, durchdringenden Blick zu. Dann nickte er wortlos.
    Martin rang um Fassung. Mit aufgerissenen Augen starrte er zur Burg hinüber. »Nein!«, murmelte er. »Ich gebe nicht auf! Nicht jetzt!«
    »Nimm doch Vernunft an!«, mahnte Rudolf. Doch Martin wollte nicht auf ihn hören. Verstand ihn denn keiner? Wie konnten sie einfach umkehren? Wie konnten sie den Kopf schütteln?
    Patrick näherte sich seinem Herrn und flüsterte mit ihm. Mehrmals schüttelte Rudolf energisch den Kopf, doch Patrick sprach eindringlich auf Rudolf ein, bis dieser sich schließlich unschlüssig zu Martin umdrehte.
    »Patrick hat mir einen Vorschlag unterbreitet. Ich bin zwar immer noch skeptisch, aber vielleicht solltest du ihn dir mal anhören.«
    Unwillig blickte Martin zu Rudolfs Knappen herüber. Er wollte keine anderen Vorschläge hören! Er wollte kämpfen!
    »Ich werde mich in die Burg einschleichen. Mein Herr sagte, es gäbe einen Geheimgang, der am Fuß der Felsen endet. Da mich niemand kennt, kann ich alles ausspionieren. Wir müssen doch wissen, wie viel Mann auf der Burg sind, wie sie unter Waffen stehen und wie stark die Burg bewacht wird. Vielleicht ist Gundram unvorsichtig geworden. Und vielleicht erfahre ich auch, warum er jetzt schon zurückgekehrt ist und nicht bis zur Hochzeit der Prinzessin geblieben ist.«
    Martin blickte den hübschen blonden Jungen erstaunt und auch ein wenig zweifelnd an.
    »Na ja«, sagte er nach einer geraumen Weile, »traust du es dir denn zu? Schließlich kennst du die Burg doch gar nicht!«
    »Für meinen ehemaligen Herrn habe ich auch spioniert, bei den Mamelucken. Das war noch gefährlicher«, erwiderte Patrick. »Vielleicht kann ich zur Burg reiten, Herr«, unterbrach Jakob. »Ich kenne ja jeden Winkel.«
    »Nein!«, widersprach Martin. »Der Vorschlag kam von Patrick, und er soll ihn auch ausführen. Außerdem ist es von Vorteil, dass ihn niemand kennt. Es könnten noch Burgmannen dort sein, die dich wiedererkennen. Für ein leichtfertiges Abenteuer bist du mir zu schade. Du sollst kämpfen lernen, aber nicht durch Dummheit deinen Kopf verlieren!«
    Rudolfs Gesicht blieb ernst, obwohl er sich ein spöttisches Grinsen verbeißen musste. Er nickte seinem Knappen zu. Es würde eine gute Bewährungsprobe für ihn sein, und Rudolf war sicher, dass Patrick sie bestehen würde.
    Ihre Blicke verfolgten Patrick, als er im letzten Licht der Sonne zur Burg ritt. Dann wendeten sie ihre Pferde, um in den Wald zurückzukehren.
    Rudolf beugte sich zu Martin herüber und flüsterte, sodass Jakob es nicht hören konnte: »Du bist deinem Knappen ein guter Lehrer. Nur schade, dass du deine eigenen Prinzipien nicht beherzigst!«
    »Rudolf, bitte nicht auch noch eine Rüge!«, stöhnte Martin ebenso leise.
    Rudolf hob die Augenbrauen, doch seine braunen Augen blitzten. »Doch, die musste unbedingt sein!«
    *
    Unruhig wälzte Isabella sich auf dem harten Lager herum. Ein seltsamer Traum suchte sie heim. Er war so bedrückend real, dass sie im Schlaf laut aufstöhnte. Dunkelheit umgab sie, aber wie Irrlichter blitzten um sie herum blaue und silberne Funken auf. Sie konnte nicht erkennen, was dieses seltsame Funkeln hervorrief, sosehr sie auch ihre Augen anstrengte. Musik erklang von

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