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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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der Nacht sieht es keiner. Und im Augenblick ist es mir ziemlich egal, ob es sich ziemt. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns und müssen schnell reiten. Im Herrensitz reitet Ihr sicherer in der Dunkelheit.«
    »Wo bringt Ihr uns hin?«, wagte Mathilda verängstigt zu fragen.
    »In die Freiheit! Und nun müssen wir losreiten.« Er zog Mathilda vor sich auf den Sattel und umschlang sie fest mit seinen Armen. Einen Moment versteifte sie sich und versuchte, seinem Griff auszuweichen.
    »Bleibt locker sitzen, dann staucht es nicht so im Rücken. Ich halte Euch fest, Ihr könnt nicht stürzen. – Patrick, pass auf Isabella auf, damit sie nicht abhanden kommt!«
    »Ja, Herr! Es wird mir eine Ehre sein.«
    Sie ritten durch die Dunkelheit. Patrick hatte die Zügel von Isabellas Pferd gegriffen und hielt es an seiner Seite, während sie quer über die Wiesen galoppierten. Ritter Rudolf folgte ihnen mit Mathilda vor sich auf dem Sattel. Trotz der Eile genoss er die Berührung ihres Körpers und presste wie zufällig sein Gesicht in ihre roten Locken.
    Die ungewohnte Nähe eines Mannes verunsicherte Mathilda. Doch sie fühlte sich seltsam beschützt in seinen Armen. Sie, die niemals zuvor einem Mann in dieser Weise nahegekommen war, wurde sich der drahtigen Kraft und des Gefühls seines muskulösen Körpers an ihrem Rücken bewusst. Es war zu dunkel, um sein Gesicht zu erkennen, aber wenn er sich an ihr Ohr beugte, um ihr ab und zu einige Worte zuzurufen, kribbelte es merkwürdig in ihrem Bauch. Sie fand es nicht unangenehm, sich gegen ihn zu lehnen. Er schien keine unlauteren Absichten zu hegen, und sie war sicher, dass er sein Leben gewagt hatte, um sie beide aus Gundrams Burg zu befreien und zurück an den Hof des Herzogs zu bringen. Für Mathilda war er ein richtiger Held!
    *
    Lautlos wie ein Katze schlich Rupert de Cazeville durch die Nacht. Sein schwarzer Umhang verschmolz mit der Dunkelheit. Eine Hand umklammerte den Griff seines Dolches. Ein zufälliger Beobachter hätte grimmige Entschlossenheit auf seinem Gesicht erkennen können, doch niemand sah ihn, und niemand hörte ihn. Wie ein Schatten huschte er entlang der Mauern hinüber zum Turm. Vorsichtig öffnete er die knarrende Tür einen Spalt und schob sich hindurch. Seine weichen Stiefel verursachten kein Geräusch auf den rauen Steintreppen, die hinunter ins Verlies führten. Nur wenige Fackeln und Talglichter brannten und erhellten kaum den düsteren Gang. Auf einem Strohhaufen erblickte er den schlafenden Wärter. An seinem Gürtel hing ein eiserner Ring mit mehreren Schlüsseln.
    Mit einer kurzen Handbewegung stieß er dem Alten die Klinge des Dolches ins Herz. Er gab nicht einmal einen Laut von sich. Dann zog er ihm den Schlüsselbund vom Gürtel. Er packte eine Fackel und eilte die gewundene Treppe hinunter ins Verlies. Das Blut tropfte von der scharfen Klinge, doch er machte sich nicht die Mühe, den wertvollen Dolch zu säubern. Es würde ihm eine Freude sein, diesen beiden Gänsen die Kehle durchzuschneiden. Und am Hals der einen winkte ihm eine besondere Belohnung.
    Es war wie ein Schlag ins Gesicht, als er mit wenigen Schritten den Kerker erreicht hatte. Die Tür stand offen, das Verlies war leer!
    *
    Sie ritten die ganze Nacht hindurch. Nur einmal rasteten sie kurz, um die Pferde verschnaufen zu lassen. Isabella hatte längst die Orientierung verloren. Mehrmals änderten sie die Richtung, um die Spuren zu verwischen. Dann begann es zu regnen. Wenngleich Isabella froh war, Gundrams Gefängnis entkommen zu sein, verspürte sie doch ein seltsames Misstrauen. Sie ritten nicht in Richtung der herzoglichen Burg! Wer waren diese beiden Männer, und was hatten sie mit ihnen vor?
    Durch den grauen Regenschleier erblickte sie auf einem Hügel eine verfallene Burg. Die Männer schauten sich aufmerksam um, bevor sie auf die Ruine zuritten. Isabella wurde unruhig.
    »Wo sind wir hier? Wo bringt Ihr uns hin? Das ist nicht die Burg meines Vaters!«
    »Ganz recht, es ist ein Raubritternest! Und Ihr werdet schon sehnsüchtig erwartet!« Rudolf lachte, als er Isabellas entsetztes Gesicht sah. »Und Ihr braucht Euch wirklich nicht zu sorgen, Prinzessin! Auf Euch wartet eine Überraschung!«
    Mathilda drehte sich, so gut es ging, im Sattel um. Ihr Haar war durch den wilden Ritt zerzaust, ihre Wangen gerötet. Besorgt blickte sie in seine braunen Augen. Er beugte sich ganz nah zu ihrem Gesicht.
    »Keine Angst, Kätzchen«, flüsterte er. »Euch geschieht nichts.«
    »Ich

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