Der Kuss Im Kristall
verteidigen.“
Alethea war erstaunt. „Hamish war nicht …“
„Nicht McHughs Sohn“, bestätigte Sir Martin. „Er war ein Seymour.“
Ihre Knie wurden weich, und sie setzte sich Sir Martin gegenüber. Grace hatte recht. Rob hatte Maeve nicht geliebt.
„Ich wollte es ihm sagen, aber davon wollte Maeve nichts hören. Wissen Sie, sie liebte mich, und sie hatte Angst, McHugh würde mich töten. Sie wollte nicht, dass Hamish als Bastard durchs Leben gehen musste. Wir beteten, dass McHugh von seinem ersten Einsatz in Algier nicht zurückkehren würde, aber er überlebte und kam zurück zu ihr und Hamish. Dann hatte Maeve den Einfall, sie könnte zu ihrer Schwester nach Italien reisen, und ich könnte ihr nachfolgen, sodass wir zusammen sein könnten. Eine Villa in der Toskana mieten und als Mann und Frau miteinander leben.“
„Das – das ist abscheulich“, flüsterte Alethea. Und doch konnte ein Teil von ihr das Ungeheuerliche nachvollziehen. Sie könnte leben mit McHughs Liebe, vielleicht sogar mit seinem Hass. Aber sie war nicht sicher, ob sie seine Gleichgültigkeit ertragen könnte.
„Abscheulich? Wir liebten einander, Miss Lovejoy. Wissen Sie nicht, wie das ist?“
Sie wusste es. Es war wunderbar und schmerzlich zugleich. Es war schönste Freude und entsetzliches Elend. Es war sowohl unsinnig als auch das Einzige, was dem Leben einen Sinn verlieh. Ja, sie ahnte, wie es war.
„Aber sie und Hamish trafen niemals in Rom ein. Die verdammten barbarischen Piraten kaperten ihr Schiff und nahmen alle als Geiseln. McHugh setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um sie zurückzuholen, aber als der Dey erfuhr, dass sie zu ihm gehörten, war kein Lösegeld hoch genug. Und jetzt …“ Sir Martin hielt inne, um seine Tasse zu leeren und wieder aufzufüllen, „… jetzt sind sie tot. Und irgendjemand muss dafür bezahlen, Miss Lovejoy.“
„Sie waren es. Sie fanden die Nachricht, die er mir letzte Nacht hinterließ. Sie verrieten den Konstablern, wo er sich versteckte.“
Er nickte. „Das war leicht und brachte mir sogar Barringtons Dankbarkeit ein.“
„Wie sind Sie hier hereingekommen?“ Aber ihr war bereits klar, wie die Antwort auf diese Frage lautete.
„McHugh ist nicht der Einzige, der Schlösser knacken kann, Miss Lovejoy. Ich bin gekommen und gegangen, wie es mir gefiel. Aber nach dem heutigen Abend werde ich fertig sein.“
„Wie – wie das?“
„Mit jedem, der einen Anteil daran hatte.“
„Aber es war Maeve, die weg wollte. Rob versuchte, es ihr auszureden. Er …“
Sir Martin schlug mit der Faust auf den Tisch und kniff bedrohlich die Augen zusammen. „Es war mehr als das, Sie dummes kleines Ding. Ohne die anderen wäre das alles nie geschehen.“
„Welche anderen?“
„Die, die ihr das Gefühl gaben, nicht dazuzugehören. Die, die ihre Gefühle und ihren Stolz verletzten. Ohne sie wäre Maeve damit zufrieden gewesen, in London zu bleiben. Fengrove fand das mit uns heraus, beleidigte sie, nannte sie ein Flittchen und drohte damit, McHugh alles zu sagen. Livingston wollte sie verführen, fing sie im Garten ab und raubte ihr einen Kuss. Er begehrte noch mehr, aber McHugh schickte ihn fort, als er dazukam. Lady Enright ermutigte Maeve, Madame Zoe zu konsultieren. Und Madame Zoe prophezeite ihr, dass das Schicksal auf sie wartet – aber das verdammte Weib warnte sie nicht, dass dieses Schicksal der Tod war.“
Lieber Himmel! Alethea hatte sich dagegen gewehrt, aber es stimmte! Sir Martin musste derjenige sein, der so viele unschuldige Menschen ermordet hatte. Dass er es jetzt ihr gegenüber zugab, konnte nur eines bedeuten – dass sie die Nächste war. Rasch warf sie einen Blick zu dem Glockenstrang neben dem Kamin. Ob wohl jemand im Geschäft war, der sie hören konnte? Wenn sie ihn ablenkte, ihn dazu brachte weiterzureden, konnte sie vielleicht an dem Strang ziehen oder an das kleine Messer in ihrem Umhang bei der Tür gelangen.
Sie erhob sich und trat zum Kamin, als wollte sie etwas Holz nachlegen. „Aber Lord Kilgrews Schuld haben Sie noch nicht erklärt. Was hat er Maeve getan?“
„Sich geweigert, noch einen Suchtrupp nach Algier zu schicken. Schlimmer noch, als McHugh selbst gehen wollte, hinderte Kilgrew ihn daran. Am Ende reiste McHugh ohne Erlaubnis. Als ich erfuhr, dass er gefangen worden war, bin ich froh gewesen. Wer ahnte, dass der Dey mit ihm spielen wollte? Er hätte McHugh auf der Stelle erledigen sollen. Aber egal. Es ist besser so, wie es ist.“
Er
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