Der Lambertimord
Die Sperrung der Fahrbahn Richtung Koblenz dürfte auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Frank hoffte, daß der Zugriff spätestens in Höhe Kerpen erfolgen würde.
»Verdammt, wo bleibt der Hubschrauber?« Ecki hatte den Funkverkehr zwischen Frank und dem SEK mitgehört.
»Sie werden gleich da sein. Wir haben jetzt keine Eile mehr. Die Ausfahrten bis Kerpen sind gesperrt. Da wird er nicht durchkommen. Und sollte er auf die Idee kommen, über einen Parkplatz auf das offene Feld entkommen zu wollen, wird er keine Chance haben. Der Hubschrauber wird ihn ruckzuck geortet haben.«
Sie waren jetzt in Höhe des Autobahnkreuzes Mönchengladbach. Die Fahrbahn vor ihnen war gespenstisch leer. Die Fahrer der LKWs auf der Gegenfahrbahn wunderten sich sicher über den verlassen wirkenden Autobahnabschnitt. Normalerweise war um diese Uhrzeit auf beiden Spuren dichter Verkehr. Auch wenn Frank und Ecki vor sich kein Fahrzeug sahen, konnte Vander nicht allzu weit sein.
»Möchte mal wissen, was Vander mit den beiden Gewehren vor hat.« Ecki sah zu Frank rüber.
»Was schon? Er denkt sich, daß er seine Haut so teuer wie möglich verkaufen will. Du weißt doch, wie Menschen unter Druck handeln. Aber das ist nicht mehr als eine Panikreaktion. Ich glaube nicht, daß er seine Waffen gegen uns einsetzen wird. Außerdem haben wir das SEK dabei. Wird schon schiefgehen.« Frank klopfte auf den Kunststoff des Armaturenbretts. »Toi, toi, toi.«
Der Leiter des SEK meldete sich und bestätigte die Ankunft des Hubschraubers. Der Pilot war Vander schon dicht auf den Fersen. Auch Klaus Vander mußte mittlerweile gemerkt haben, daß auf der Autobahn etwas nicht stimmte; daß er allein unterwegs war. Frank ordnete an, daß die Streifenwagen langsam zu Vander aufschließen sollten. Er wollte den Druck auf ihn erhöhen.
Ecki schaltete die Scheibenwischer ein. Knapp hinter dem Autobahnkreuz Wanlo fuhren sie direkt in eine Regenfront. Auch das noch, das hatte ihnen gerade noch gefehlt. Der Regen klatschte in dicken Tropfen gegen die Windschutzscheibe und zog Schlieren. Jetzt hoffentlich kein Blitzeis, dachte Frank. Die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos ließen tausende Regentropfen auf den Scheiben ihres Mondeos glitzern. Frank konnte einen Moment lang nichts mehr erkennen. Auch Ecki hatte Probleme, denn er schaltete die höchste Wischerstufe ein.
Beide schwiegen und warteten auf den Sichtkontakt zu Vander. Aus den Augenwinkeln konnte Frank die Streifenwagen an den Abfahrten stehen sehen. Im Rückspiegel konnte er ihre abgeblendeten Scheinwerfer erkennen, die beim Passieren jeweils kurz aufblendeten.
In Gedanken war Frank schon bei der Vernehmung Vanders. Es würde sicher eine lange Nacht werden. Ihm ging es nicht allein um die Erpressung und den Mord an Masuhr. Natürlich würde er Vander mit dem Mordvorwurf konfrontieren. Aber eben nicht nur. Vielleicht hatte Böskes Vander irgendwas über Heike erzählt, das sie in ihren Ermittlungen weiter bringen würde.
Dem regen Funkverkehr konnte Frank entnehmen, daß sich Kamerateams von RTL und Sat. 1 auf den Weg zur A 61 gemacht hatten.
»Diese Aasgeier.« Ecki schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad. »Möchte wetten, daß sie unseren Funk abgehört haben. Wenn es nach denen ginge, säßen sie am liebsten gleich bei uns auf der Rückbank.«
Frank ließ sich mit Polizeisprecher Hans-Peter Wirtz verbinden. »Hallo, Peter, am besten sammelst du deine Schäfchen ein, anders kriegen wir die Typen nicht unter Kontrolle.«
»Schon passiert. Ich habe alle angerufen und zu einem Sammelpunkt beordert. Warte, der liegt, ja, der liegt an der B 265, nahe dem Kreuz Bliesheim. Ich bin schon auf dem Weg dahin und warte auf die Presse. Nach dem Zugriff stoße ich mit dem ganzen Pulk zu euch. Tut mir nur einen Gefallen: Der Zugriff sollte nach Möglichkeit nicht in der Nähe einer Brücke sein. Sonst kommen die Kamerateams von oben doch noch zu ihren Bildern. Und das wäre nicht so gut.«
»Danke, einstweilen.« Frank war froh, daß er sich auf den Sprecher der Polizei verlassen konnte.
»Und, aufgeregt?« Ecki sah angestrengt in die Dunkelheit. Der Regen hatte nicht nachgelassen.
»Paß’ nachher bloß auf, daß wir beim Bremsen nicht ins Schleudern kommen. Die Fahrbahn ist bestimmt glatt wie Schmierseife.«
»Keine Bange, ich hab’ alles im Griff.«
»Den Spruch kenn’ ich.«
»Was soll das denn heißen? Dir geht es wohl wieder besser, oder warum beschimpfst du mich jetzt? Hab’
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