Der Lambertimord
der Ferne tauchten die grellen Scheinwerfer der SEK-Fahrzeuge auf. Vander schien sie nicht zu bemerken, denn er erhöhte noch die Geschwindigkeit. Die Rücklichter wurden für einen Moment kleiner. Offenbar war Klaus Vander ganz auf den Rückspiegel konzentriert und auf den Luftraum über ihm. Der flüchtende Baustoffhändler machte nicht die geringsten Anstalten, anzuhalten. Er schien davon überzeugt zu sein, seinen Verfolgern doch noch entkommen zu können.
Wieder fiel der Hubschrauber fast senkrecht vom Himmel, um kurz vor dem Aufprall auf das Dach des Mercedes-Kombi hochzuziehen.
Ecki starrte angestrengt durch die Scheibe, die von den Scheibenwischern nur schlecht vom Regen freigehalten wurde. Er pfiff trotz der Anspannung durch die Zähne. »Der Pilot ist entweder lebensmüde oder ein absoluter Könner. Guck’ dir das mal an. Der hat wohl überhaupt keine Angst.«
Auch Frank hatte den Atem anhalten müssen: Ein echtes Flieger-As saß über ihren Köpfen in der kleinen Hubschrauberkanzel. Die Kollegen vom SEK kamen immer näher. Vander mußte doch endlich aufgeben! Er mußte seine ausweglose Situation doch längst erkannt haben, dachte Frank aufgeregt. Aber unbeirrt hielt der Verfolgte auf die Schweinwerfer vor ihm zu, die immer größer wurden.
Noch ehe Frank entschieden hatte, die Aktion aus Sicherheitsgründen abzubrechen und er die Anweisung geben konnte, die waghalsigen Manöver des Hubschraubers zu beenden und die Autobahntrasse frei zu machen, wurden die Einsatzkräfte von den Ereignissen überrollt. Plötzlich verschwanden die Rücklichter von Vanders Mercedes. Er hatte das Licht ausgemacht.
»Bist du wahnsinnig?« Frank schrie die Frage in Richtung Vander, obwohl der ihn nicht hören konnte, und starrte dabei fassungslos geradeaus.
Vander hatte das Lenkrad herumgerissen. Durch diese massive Richtungsänderung wurde der Wagen wie von einer riesigen Faust förmlich von den Rädern gerissen. Der tonnenschwere Wagen flog nun fast quer zur Fahrbahn mit der ganzen Breitseite nach links über die Leitplanke, die er nicht einmal berührte. Noch in der Luft krachte der Wagen gegen den Pfeiler der Brücke, die Frank vorher nicht wahrgenommen hatte. Wie ein Gummiball prallte der Mercedes vom Beton zurück und landete funkensprühend auf dem Asphalt. Der schwere Wagen überschlug sich mehrmals und rutschte dabei weiter geradeaus. Wie eine Billardkugel wurde er nun zwischen den Leitplanken hin und her geschleudert, bis er schließlich als Blechknäuel in den Scheinwerferkegeln der Einsatzbusse zum Halten kam.
Ecki hatte hart bremsen müssen und war nur mit Not an den Streifenwagen vor ihnen vorbeigekommen. Er hielt fast gleichzeitig mit ihnen in kurzem Abstand zur Unfallstelle. Über ihnen stand der Hubschrauber und tauchte die Umgebung in grelles weißes Licht.
Frank saß zitternd auf dem Beifahrersitz und krallte seine Hände um seinen Sicherheitsgurt. »Das war kein Unfall.«
Ecki umklammerte immer noch das Steuer. »Nein, das war mit Sicherheit kein Unfall. Vander hat buchstäblich das Licht ausgemacht und der Show ein Ende gemacht. Das war glatter Selbstmord.«
Sekunden später standen die beiden Polizeibeamten im strömenden Regen am Autowrack. Einer der Streifenbeamten kam mit einem Feuerlöscher in der Hand hinter ihnen hergelaufen. Er löschte die wenigen Flammen, die aus dem ehemaligen Motorraum des Mercedes züngelten. Der dunkle Blechhaufen rauchte an mehreren Stellen. Die Einsatzkräfte des SEK versammelten sich in ihren dunklen Uniformen rund um den Wagen. Einer leuchtete mit seiner Taschenlampe in die Trümmer, die einmal der Innenraum des Wagens gewesen waren.
»Erkennst du was?« Ecki war Frank gefolgt, der sich vorsichtig dem Wagen genähert hatte, denn immerhin war eine Explosion noch nicht ganz auszuschließen.
»Da.« Frank zeigte in den Strahl der Taschenlampe. Vor ihnen war Vander. Die zusammengeschobene Karosserie hatte ihn gegen das Lenkrad gepreßt, das er wie im Schlaf umarmte. Sein Gesicht war blutüberströmt. Er starrte mit leeren Augen gegen das Autodach. Seine Brille hing an ihrer goldenen Kette nutzlos halb über dem Armaturenbrett. Vanders schwarze Kleidung hob sich kaum von der Umgebung ab.
»Komm, wir fahren. Ich glaube, für uns gibt es hier nichts mehr zu tun.« Ecki hatte genug gesehen und zog Frank vom Auto weg.
»Laß’ mich. Ich will mir das ansehen.« Frank war wütend. Schon wieder einer, der sich seiner Verantwortung entzogen hatte.
»Nun komm schon,
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