Der Lambertimord
wie Sie Ihre Zeit mit Heike verbracht haben.«
Markus Jansen beugte sich gespannt vor. »Wo soll ich anfangen? Wir haben uns zuerst nur im E-Dry getroffen. Aber da konnten wir nicht reden. Es war immer zu laut. Wir haben dann stundenlang in ihrem Auto gesessen und gequatscht. Im Sommer waren wir auch oft im Wald bei Leuth. Aber das wissen Sie ja. Einmal war ich bei ihr in der Wohnung. Aber da habe ich mich nicht sonderlich wohlgefühlt.«
»Warum?«, fragte Ecki dazwischen und drückte sich vom Türrahmen ab.
»Weil ich immer Angst hatte, daß ihr Vater hereinkommen könnte. Außerdem war alles so anders als bei uns. So, so modern und, und weiß. Und sauber.« Markus Jansen sah zu Boden.
Frank ließ Jansen einen Moment seinen Gedanken nachhängen, dann fuhr er mit der Befragung fort. »Hatte Heikes Vater denn einen Schlüssel zu der Wohnung?«
»Das weiß ich nicht, ich hatte einfach Schiß.«
»Kannten Sie Toni van den Hövel da schon?«
»Nein, aber Heike hatte mir schon viel von ihm erzählt.«
»Was hat sie Ihnen erzählt?«
»van den Hövel war sehr streng mit ihr. Schon immer. Sie hat mir erzählt, daß sie seit ihrer Kindheit kaum etwas alleine machen durfte. Heike hat darunter sehr gelitten. Sie hatte manchmal richtig Angst vor ihm.«
»Hat sie Ihnen das gesagt?«
»Mehr als einmal. Wir kannten uns kaum, da hat sie in Geldern auf dem Parkplatz der Disko im Auto gesessen und eine Stunde nur geheult. Ich weiß auch nicht, warum, aber es muß irgendwas mit ihrem Vater zu tun gehabt haben. Ich habe sie gefragt, aber sie hat immer nur mit dem Kopf geschüttelt.«
»Und weiter?« Ecki war zum Fenster gegangen und sah Jansen von oben herab an.
»Nichts weiter. Sie hat damals viel geheult. Ich habe sie immer wieder danach gefragt, was sie denn hat, aber sie hat mir nichts erzählt. Herr Kommissar, ich habe Heike nicht umgebracht. Dafür habe ich sie zu gerne gehabt. Wir haben uns wirklich geliebt. Ich passe ja eigentlich nicht so zu ihr, weil, sie hat ja Geld und ich habe noch nicht mal einen richtigen Beruf. Aber wir beide wollten die Welt auf den Kopf stellen. Wir wollten sogar heiraten, Kinder kriegen. Wir haben uns das oft vorgestellt, wenn wir zusammen waren. Wir wollten eine richtige kleine Familie sein, und jetzt ist Heike tot. Was soll ich denn jetzt machen?« Tränen standen in seinen Augen. Markus Jansen sah verzweifelt von Frank zu Ecki.
Ecki versuchte einen Trost. »Die Zeit heilt alle Wunden.« Aber er wußte, daß das ein billiger Spruch war und keine echte Hilfe.
»Mich interessiert das trotzdem noch, was Heike über ihren Vater erzählt hat. Markus, versuchen Sie, sich genau zu erinnern.«
Jansen griff neben sich und wischte sich mit dem Kopfkissen kurz durchs Gesicht. »Ich weiß doch wirklich nicht mehr. Ich wollte es ja herauskriegen. Ich hatte so eine Wut auf ihren Vater. Ich hätte ihn am liebsten verprügelt. Wie kann er seine Tochter nur so behandeln? Ich wollte sie da rausholen. Aber sie hat immer nur gesagt, daß sie ihren Vater nicht einfach alleine lassen kann. Wer sollte sich denn um ihn kümmern? Herr Kommissar, wie kann man zu einem Vater halten, der einen nur unterdrückt?«
»Lieben Sie Ihren Vater?«
Markus Jansen sah Frank verdutzt an. »Wie meinen Sie das? Mein Alter säuft und schlägt meine Mutter.«
»Und?«
»Als ich klein war, da war mein Vater der Größte für mich. Ich habe ihn so geliebt, wie Kinder ihre Eltern lieben.«
»Und ist davon nichts übrig geblieben?«
Jansen zögerte mit der Antwort. »Fast nichts.«
»Sehen Sie, nur fast nichts.«
Ecki hatte sich wie immer ein paar Notizen gemacht. »Wie konkret waren ihre gemeinsamen Zukunftspläne wirklich?«
Markus Jansen sah ihn fragend an. »Wir wollten heiraten. Vielleicht nicht jetzt, aber später auf jeden Fall.«
»Wann später?«
»Später, wenn der Alte, ich mein’, wenn Heikes Vater ihr das Geschäft überschrieben hätte. Dann auf jeden Fall. Heike hat mich auch geliebt. Ihr war es egal, daß ich nichts habe. Und ich habe ihr versprochen, daß ich eine Lehre als Gärtner und Obstbauer mache, um ihr einmal in der Firma helfen zu können.«
»Wie haben Sie denn Kontakt halten können, Sie waren doch nicht jeden Tag mit ihr zusammen. Außerdem durfte doch ihr Vater nichts merken?«
»Wir haben viele SMS geschickt und richtige Briefe.«
»Haben Sie auch Briefe bekommen? Haben Sie sie noch?«
»Nein, ich, die Beamten haben doch alles mitgenommen. Die müssen bei Ihnen auf dem Revier
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