Der Lambertimord
Platte in die Hand, die ihm Ecki entgegen hielt. Aber es war nur auf den ersten Blick eine einfache Platte. In Wirklichkeit war sie geteilt und konnte zu einem Drittel aufgeklappt werden. Das Scharnier war an der Unterseite so geschickt angebracht, daß selbst die Schnittstelle der beiden Plattenstücke bei einem ersten flüchtigen Blick in den halbdunklen Schrank nicht entdeckt werden konnte. Der Schrankboden war offenbar zu einem Deckel umgearbeitet worden.
Frank beugte sich vor und tastete in den freien Raum, der von den Brettern abgedeckt worden war. Außer Teppichboden fühlte er nichts.
»Der Besucher hat wahrscheinlich gefunden was er gesucht hat.«
»Was meinst du damit, Schmuck? Oder denkst du an van den Hövel?«
»Vielleicht auch Schmuck, um eine falsche Spur zu legen. Ich glaube, daß van den Hövel es auf das Tagebuch seiner Tochter abgesehen hat.«
Ecki stand heftig auf. »Das geht mir zu schnell, van den Hövel. Tagebücher. Was soll schon in den Tagebüchern stehen, daß sie so interessant für ihn macht? Außer pubertärer Kinderkram. Oder was meinst du?«
»Und warum sieht die Wohnung so aus? Nee, Ecki, hier hat jemand gewütet, der die Aufzeichnungen unter allen Umständen finden wollte. Das waren keine normalen Einbrecher, die aus Mangel an Beute ihre Wut an der Einrichtung ausgelassen haben. Hier hat jemand gehaust, der umso wütender und cholerischer wurde, je länger er suchen mußte. Ich bin davon überzeugt, daß van den Hövel die Aufzeichnungen seiner Tochter gesucht hat. Er wollte verhindern, daß jemand anderes sie findet. Die Frage ist nur, warum. Niemand sonst als van den Hövel war in der Wohnung. Du wirst sehen, die Spurensicherung wird keine anderen Fingerabdrücke finden.«
»Was macht dich da so sicher?«
»Ich bin mir nicht sicher. Ich bin mir in diesem Fall von Anfang an über nichts sicher gewesen. Ich habe nur eine Ahnung, daß in diesem Tagebuch oder in den Tagebüchern schreckliche Geheimnisse verborgen sein können. Hatte van den Hövel nicht ganz zu Anfang von dem Streit erzählt, den er mit seiner Tochter über ihr Tagebuch hatte?«
***
Liebes Tagebuch,
in dieser Woche habe ich nicht viel zu berichten. Am Sonntag waren Mama, Papa und ich am Krickenbecker See spazieren. Die Sonne hat geschienen, es war schön. Am Montag habe ich Evi getroffen, sie war lange krank. Ihre Mutter hat sie zur Schule gebracht. Ich durfte lange nicht mit ihr spielen. Am Mittwoch hat Mama mich nach Breyell gebracht. Ich soll Akkordeon lernen. Dazu habe ich aber keine große Lust. Ich würde lieber in den Reitstall gehen. Aber das möchte Papa nicht so gerne. Ach, könnte ich doch eine gute Fee finden, die mir meine Wünsche erfüllt. Gestern waren Evi, Claudia und ich schwimmen.
Liebes Tagebuch,
heute waren wir wieder schwimmen. Da habe ich wieder den netten Jungen getroffen. Er ist so süß. Er kann so lieb gucken.
Liebes Tagebuch,
endlich darf ich reiten. Das Pferd heißt Gismo und ist sehr groß. Ich habe mich sehr gefreut. Mama und ich haben in Lobberich Reitstiefel und Reithose gekauft, und auch eine Gerte. Wenn ich älter bin, darf ich ein eigenes Pferd haben. Das hat Mama mir versprochen. Ach, wäre ich doch nur schon alt.
Gestern habe ich Ralf getroffen. Er war mit Evi bei mir zu Hause. Aber er durfte nicht lange bleiben, Papa wollte das nicht. Aber Evi mußte sowieso gehen. Evi ist jetzt meine beste Freundin. Ich freue mich so. Evi darf auch bald mit in den Reitstall. Dann können wir immer zusammen die Pferde putzen. Ich habe Evi erzählt, daß ich ein bißchen in Ralf verliebt bin. Das darf Papa aber nicht erfahren. Ich glaube, Papa mag Ralf nicht.
Liebes Tagebuch,
gestern habe ich mit Akkordeon aufgehört. Es hat mir keinen Spaß gemacht. Papa war sehr böse. Aber ich will das blöde Ding nicht mehr. Es ist so schwer. Außerdem hat mich Ralf ausgelacht, als ich ihm von dem Akkordeon erzählt habe. Das fand ich sehr gemein. Ich habe Evi von dem Streit erzählt. Aber sie hat nur gelacht. Ich weiß nicht, ob Evi immer noch meine Freundin ist. Auch will ich nicht mehr mit Ralf sprechen. Er hat mich sehr enttäuscht. Warum hat er gelacht? Außerdem hat er seinen Freunden alles erzählt, daß ich in ihn verliebt bin, und so. Jetzt habe ich nur noch Dich, liebes Tagebuch. Wenn ich alles aufschreibe, geht es mir immer viel besser. Ich werde immer alles genau in Dich rein schreiben. Ich werde Dich immer gut verstecken, damit niemand das Buch findet. Du bist mein größter
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