Der Lambertimord
sein.«
Frank sah Ecki fragend an. Der zuckte nur mit den Schultern.
»Sagen Sie, haben Sie ein Tagebuch über Ihre Liebe geführt?« Frank merkte, daß Jansen nicht ganz verstand, deshalb fügte er hinzu: »Verliebte tun manchmal die verrücktesten Dinge.«
Markus Jansen sah ihn weiter fragend an. »Nee, ein Tagebuch habe ich nicht. Nur die Briefe.«
»Ich frage deshalb, weil bei Ihren Sachen ein kleiner Schlüssel gefunden wurde. Die Kollegen vermuten, daß er zu einem kleinen Kasten oder zu einem Tagebuch gehört. Hätte ja sein können.« Frank stand auf.
»Nein. Ich habe kein Tagebuch, aber Heike hat eins gehabt.«
»Wo? Und warum haben Sie den Schlüssel?« Frank setzte sich wieder.
»Heike hat es als Liebesbeweis gesehen, daß sie mir den Schlüssel anvertraut hat. Es muß ein altes Tagebuch gewesen sein, in das sie schon lange nichts mehr hineingeschrieben hat.«
»Hat sie Ihnen nie gesagt, wo sie das Buch hat?«
»Wir haben darüber nicht gesprochen. Ich denke, es ist irgendwo in ihrer Wohnung, bei ihren Sachen.«
Vielleicht findet sich ja in dem Tagebuch ein Hinweis, der uns dem Mörder ein Stück näher bringt, dachte Frank. Es ist zumindest einen Versuch wert. Was blieb ihnen auch anderes übrig? Bisher hatten sie bei ihren Ermittlungen nun wahrlich noch nicht viel zustandegebracht, Böllmann hatte da ganz recht. Am besten, sie würden direkt in Heikes Wohnung nach Hinsbeck fahren. »Lassen Sie uns später weiterreden. Komm, Ecki, wir haben noch einiges zu erledigen. Herr Jansen, Sie halten sich bitte zu unserer Verfügung. Wir brauchen Sie noch. Haben Sie eigentlich etwas von Ihrem Vater gehört?«
Jansen schüttelte den Kopf.
Im Treppenhaus begegnete ihnen ein Mann mit einem Tannenbaum. Grußlos drängte er sich an ihnen vorbei.
»Wo sollen wir zuerst suchen?« Ecki zog vor der Haustür den Reißverschluß seiner Lederjacke hoch, um sich wenigstens ein bißchen vor der beißenden Kälte zu schützen. Hätte er doch den Schal mitgenommen, den Marion ihm im Flur auf den Schrank gelegt hatte.
»Ich denke, daß wir in ihrer Wohnung anfangen. Wenn wir dort nichts finden, dann werden wir van den Hövel bitten, uns bei ihm zu Hause bei der Suche zu helfen. Es ist ja nicht ausgeschlossen, daß Heike das Tagebuch irgendwo in ihrem Elternhaus deponiert hat.«
»Ist der Schlüssel zu ihrer Wohnung schon an van den Hövel zurückgegangen oder liegt der noch in Breyell im Rathaus?«
»Keine Ahnung.« Frank nahm sein Handy und wählte die Nummer der Sonderkommission. Das Gespräch war denkbar kurz. »Der Schlüssel ist noch nicht an van den Hövel zurückgegangen.«
»Dann laß’ uns zu ihm fahren.«
»Warte, ich rufe ihn an, wir holen den Schlüssel und treffen uns mit ihm an der Wohnung. Das geht mit Sicherheit schneller.«
»Wenn er denn zu Hause ist.«
»Alte Unke. Gib’ mir lieber die Nummer.«
Ecki kramte seinen Notizblock hervor und blätterte durch die Seiten.
»Warte, mir fällt ein, ich hab’ sie noch gespeichert.« Frank drückte schon die Wahlwiederholung. »Hallo, Borsch hier, Kripo Mönchengladbach, ist Herr van den Hövel in Haus? Nein? Wann kommt er zurück? Wann? Das kommt ja hin. Würden sie ihm bitte ausrichten, daß er direkt zur Wohnung seiner Tochter kommen soll. Ja, wir wollen uns dort noch einmal mit ihm gemeinsam umsehen. Danke!« Frank legte auf. »Abflug.«
In Breyell trafen sie im alten Rathaus lediglich auf einen Streifenpolizisten, der gelangweilt in einer Zeitung blätterte. Als er die beiden kommen sah, schlug er den Express zu. »Eben war ein Josef Giskes hier, er wollte zu Ihnen. Ich habe ihm gesagt, er soll es später noch einmal versuchen. Er hat mir gesagt, daß er in der Spielhalle auf der Josefstraße zu erreichen ist.«
»Danke.« Frank hatte keine Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, was sein alter Schulfreund von ihm wohl gewollt haben könnte. Das konnte warten. Wahrscheinlich wollte er eh’ nur bei einem Kaffee von alten Zeiten reden.
Als sie wieder vor dem Gebäude standen, stießen sie auf eine Hochzeitsgesellschaft, die gerade angekommen war und sich vor der Kirche sammelte. Die Braut fror in ihrem dünnen, weißen Kleid erbärmlich und wurde von ihrem Zukünftigen nur notdürftig mit einem übergeworfenen Herrenmantel vor der Kälte geschützt. Gerade feierlich sah das nicht aus, wie Braut, Brautführer und der Rest der Gäste eher hastig als würdevoll im Inneren der Kirche verschwanden, dachte Frank. Nur wenige Schaulustige oder Freunde
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