Der Lambertimord
dann konnte man schon jetzt erhebliche Zweifel an seiner Arbeit zwischen den Zeilen herauslesen. Staatsanwalt Ralf Böllmann wurde zusehends unruhiger. Der Polizeipräsident hatte auch schon nachfragen lassen, was denn mit ihm los sei. Er sei doch sonst ein so zuverlässiger Ermittler. Und die Kollegen hatten mittlerweile auch schon nicht viel mehr als ein mitleidiges Schulterklopfen für ihn übrig. Es mußte etwas passieren, aber was?
Frank war froh, daß er sich auf Ecki verlassen konnte. Sein Hang zur schnulzigen Volksmusik war in Wirklichkeit nur dann lästig, wenn beide nicht im Streß waren und Zeit hatten, über Musik zu streiten. Frank versuchte, sich Mut zu machen. Immerhin hatte er mit Ecki bisher noch jeden Mord aufgeklärt. Frank nahm einen tiefen Schluck von dem kalten Kaffee, spuckte ihn aber gleich wieder in den Becher. Ekelhaft. Er sah sich um, die Kaffeedose stand mit offenem Deckel neben der Maschine. Ein sicheres Zeichen, daß die Dose leer war. Frank stand auf und kramte im Aktenschrank nach einem frischen Paket Kaffee. Fehlanzeige. Er erinnerte sich daran, daß Ecki ihn schon vor Tagen gebeten hatte, neuen Kaffee mitzubringen. Hätte er sich das nur gemerkt. Aber er schaffte es ja kaum, für sich einzukaufen.
Fluchend setzte er sich wieder hin. Wie sollte er die nächsten Stunden ohne Kaffee zubringen? Außerdem fehlte ihm die Musik. Schon längst hatte er sich einen tragbaren CD-Player ins Büro mitnehmen wollen. Aber auch das war immer daran gescheitert, daß er nicht rechtzeitig die Angebote bei Aldi oder Lidl genutzt hatte. Es stimmte schon, er war einfach unzuverlässig. Selbst in solchen an sich völlig nebensächlichen Dingen.
Dabei konnte er mit Musik eindeutig besser arbeiten. Außerdem wäre es eine Hilfe, wenn er bei der Arbeit nebenbei die neuen Stücke durchhören könnte, die sie proben wollten. So könnte er sich optimal vorbereiten und müßte nicht erst im Proberaum mit der Arbeit an den Stücken beginnen.
Frank hatte sich gerade die Unterlagen über die Obduktion von Heike van den Hövel aus dem Stapel gezogen, als es kurz und laut klopfte und Beuke den Kopf durch die Tür steckte.
»Na, immer noch bei der Arbeit?«
Frank zuckte mit den Schultern. »Was soll ich machen? Mörder warten nicht. Setz dich. Was machst du denn noch hier?«
Peter Beuke nahm mit leichtem Ächzen auf Eckis Stuhl Platz. »Mann, mein Kreuz. Der Rücken wird immer schlimmer.«
»Gut, daß du da bist. Ich muß mit dir reden. Versteh’ mich bitte nicht falsch, aber ich hatte eine Zeitlang das Gefühl, daß du mir nicht alles gesagt hast, was du über Jansen, Masuhr und die ganze Skinhead-Szene weißt. Immer wenn ich mit dir gesprochen habe, hatte ich das Gefühl, du legst jedes Wort auf die Goldwaage. Oder irre ich mich da?«
»Nein, du irrst dich nicht. Ich will ganz offen zu dir sein. Einige Zeit hatte ich Angst, daß unser Kontaktmann in der Szene durch eure Ermittlungen auffliegt. Und das habe ich mit allen Mitteln verhindern wollen. Wir haben dazu viel zu viel auf dem Spiel stehen.«
»Wieso?« Frank nahm beim Zurücklehnen einen Bleistift in die Hand und drehte sich mit dem Bürostuhl hin und her.
»Das will ich dir auch sagen. Das ist jetzt auch kein Problem mehr, wo der Mord an Masuhr geklärt ist. Es gibt Hinweise darauf, daß der ein oder andere honorige Bürger Nettetals gewisse Verbindungen zu den Neonazis unterhält. Wir stehen mit unseren Ermittlungen erst am Anfang, und es war schon schwer genug, einen Mann in die Szene zu schleusen.«
»Etwa Jansen?« Frank setzte sich abrupt auf.
»Nein, nicht Jansen. Du kennst den Mann nicht. Laß’ es dabei bewenden, frag’ nicht weiter. Ich wollte meine Ermittlungen in Bezug auf die möglichen Verbindungen zwischen den Skins und den sogenannten besseren Kreisen der Stadt auch deshalb nicht stören, weil es mein letzter Fall sein wird. Frank, ich habe den Antrag auf vorzeitige Pensionierung eingereicht. Ich will vom Leben noch etwas haben. Ich habe mich lange genug mit Verdächtigen, unfähigen Kollegen und bornierten Anwälten, Staatsanwälten und Richtern herumgeärgert. Ihr könnt auch ohne mich Mönchengladbach und den Rest der Welt sauber halten.«
»Weiß der Staatsanwalt von deinem V-Mann?«
»Bis du verrückt, davon wird er noch früh genug erfahren. Laß’ mich erst einmal die ersten handfesten Beweise haben.«
»Peter, ich komme nicht weiter im Fall van den Hövel. Jansen behauptet, mit dem Mord nichts zu tun zu haben. Ich bin
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