Der Lambertimord
warf Frank den Bleistift auf die Schreibtischunterlage.
Peter Beuke zog kurz die Augenbrauen hoch und hob beschwichtigend die Hände. »Schon gut, schon gut. Ich habe es doch nur nett gemeint, Frank. Du solltest dir vielleicht mal wieder einen Urlaub genehmigen. Dann kommst du auch wieder zu Verstand. Ich weiß gar nicht, wie Ecki das schon so lange mit dir aushält. Scheint zu stimmen, was die Kollegen über dich sagen.«
»Was sagen die Kollegen?« Frank sah Beuke abwartend an.
»Na, daß du in letzter Zeit so etwas wie eine Tretmine bist. Man weiß nie, wann du hochgehst. Schönen Abend noch, Frank.« Beuke ließ den Schnellhefter auf dem Schreibtisch liegen und verließ das Büro.
Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu, wenn die kleinen Babys schlafen, drum schlaf auch du.
Ene mene Miste, es rappelt in der Kiste, ene meine meck und du bist weg.
Taler, Taler, du mußt wandern.
Ecki sah an dem Haus hoch. »Mann, das ist vielleicht eine Bruchbude.«
»Nee, sozialer Wohnungsbau.« Frank klingelte, aber niemand öffnete.
Ecki drückte gegen die Tür, die sofort aufsprang. »Aha, sozialer Wohnungsbau. Die Klingel funktioniert nicht, dafür geht die Tür auf, die sich nicht mehr schließen läßt. Mal sehen, ob Jansen zu Hause ist.«
Der Hausflur roch penetrant nach gekochtem Wintergemüse. An Jansens Wohnungstür klingelte Frank zweimal kurz hintereinander. Nichts rührte sich. Dann klopfte er gegen die Wohnungstür. »Herr Jansen, sind Sie da? Machen Sie bitte auf. Borsch hier.«
Hinter der Wohnungstür blieb es still. Frank klingelte erneut.
Es tat sich immer noch nichts.
»Ich kann nur hoffen, daß er nicht abgehauen ist.« Frank klopfte nun härter gegen die Wohnungstür. In ihrem Rücken hörten sie ein Geräusch. Als sie sich umdrehten, konnten sie gerade noch einen Schatten sehen, dann fiel die Tür von gegenüber wieder ins Schloß.
»Arsch«, murmelte Frank und drückte erneut den Klingelknopf an Jansens Wohnungstür.
Sie wollten schon wieder gehen, als sich die Tür langsam öffnete. Markus Jansen stand in Unterhemd und Jogginghose im Türrahmen. Seine Frisur war zerwühlt. Er kniff die Augen zusammen. »Was ist los? Warum machen Sie so einen Krach? Ich habe geschlafen. Was wollen Sie von mir?«
»Dürfen wir reinkommen?«
Jansen nickte mißmutig und schlurfte voran in den dunklen Flur. In der Wohnung roch es genauso durchdringend nach abgestandener Luft. Jansen ging wortlos in sein Zimmer und setzte sich auf das Bett. Der Flur und auch das Zimmer machten auf Frank und Ecki einen verwohnten Eindruck. Die Bewohner hatten offenbar seit Jahren kein Geld oder keine Lust zum Renovieren.
»Herr Jansen, bevor wir weiter mit Ihnen reden, sollten Sie eines wissen.« Frank suchte einen Stuhl, um sich zu setzen.
Jansen nickte Richtung Fenster, wo der Schreibtisch stand. Frank setzte sich auf den Schreibtischstuhl. Ecki blieb im Türrahmen stehen und betrachtete angewidert das Tarnnetz an der Decke und die braunen Devotionalien, die überall im Zimmer verteilt waren.
»Warum sind Sie hier? Was wollen Sie mir sagen? Daß ich Heike nicht umgebracht habe? Gottverdammtnochmal, das weiß ich selber.« Jansens Lachen klang nicht echt, sondern hatte einen sarkastischen Unterton.
»Sie liegen nicht ganz so falsch. Ich, das heißt, wir sind nicht ganz abgeneigt, Ihnen zu glauben. Fragen Sie mich nicht nach dem Warum, das kann ich Ihnen jetzt nicht erklären. Zumindest wollen wir derzeit den Gedanken nicht ganz außer acht lassen, daß Sie nicht der Mörder von Heike van den Hövel sind. Dazu müssen Sie aber mehr mit uns kooperieren.«
Ecki fügte hinzu: »Bisher haben wir davon allerdings noch nicht allzuviel gemerkt. Da muß schon mehr kommen.«
»Können Sie Ihrem Kollegen sagen, daß er mir mit diesen Sprüchen keine Angst macht?« Jansen versuchte Ecki zu ignorieren.
Frank überhörte die Bitte. »Lassen Sie mich zusammenfassen: Sie haben Heike im E-Dry in Geldern kennengelernt. Durch Zufall sind Sie auf den Hof ihres Vaters geraten, der aber bald hinter die Beziehung zwischen Ihnen und seiner Tochter gekommen ist. Anschließend haben Sie sich in den Wald abgesetzt. Anfangs hat Heike Sie noch besucht und mit Lebensmitteln versorgt. Als sie wegblieb, haben Sie zunächst keinen Verdacht geschöpft. Erst später haben Sie vom gewaltsamen Tod Ihrer Freundin gehört. Soweit richtig?«
Markus Jansen nickte. Immer wieder fuhr er sich mit beiden Händen nervös durch sein Haar.
»Erzählen Sie mir jetzt,
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