Der Lambertimord
mittlerweile so weit zu glauben, daß er nicht lügt. Jansen ist nicht der typische Täter. Zumindest kommen mir Zweifel an unserem eigenen Verdacht. Aber andererseits spricht auch so viel gegen ihn. Jansen kann mit dem Verhältnis zwischen Böskes und seiner Freundin nicht fertig geworden sein. Jansen hat für die Tatzeit kein Alibi. Und der alte van den Hövel hat ihn vom Hof gejagt.«
Peter Beuke ließ Frank reden und hatte dabei die Finger wie zum Gebet gegeneinander gelegt. Seine Lippen berührten die Fingerspitzen. Ruhig saß er im Stuhl und wartete.
Frank fuhr fort. »Wir müssen irgend etwas übersehen haben. Und wenn es nur eine Kleinigkeit ist. Seid ihr zusammen mit der Spurensicherung noch einmal die Fundstücke aus dem Wald durchgegangen? Ist euch da etwas aufgefallen? Irgendwas, was nicht zu Jansen paßt? Habt ihr sein Zimmer noch mal auf den Kopf gestellt? Da fällt mir ein, warum habe ich den abschließenden Bericht immer noch nicht auf meinem Schreibtisch liegen?«
Peter Beuke schüttelte den Kopf. »Uns ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Nun sind auch noch nicht alle Spuren ausgewertet. So gesehen kam der Selbstmord von Vander und somit die Lösung des Mordfalls Masuhr zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Wir hätten die aufgestockte Ermittlungskommission dringend noch eine Zeitlang beschäftigen können.« Beuke fühlte sich von Frank zu Unrecht angegriffen. »Das sollte dir die Frage beantwortet haben. Wir haben einfach im Moment nicht genug Leute.« Er besann sich wieder. »Nein, ich meine, daß wir nichts Außergewöhnliches gefunden haben. Laß’ mich noch einmal überlegen.« Beuke schloß die Augen und blieb eine Weile still sitzen. Dann stand er auf. »Ich bin gleich wieder zurück. Ich muß ein Kopie der Liste auf meinem Schreibtisch haben. Der Rest ist bei den Kollegen in Breyell.« Beim Hinausgehen drückte Beuke den Rücken extra stark durch, um sich zu strecken. Dabei stützte er mit der rechten Hand den Rücken und ächzte wieder.
Keine drei Minuten später war Beuke wieder da. Beim Setzen schlug er den dünnen Hefter auf und überflog den Inhalt. Seine Brille hob er dabei ein bißchen an, um besser sehen zu können.
»Und, was sagen deine Akten?« Frank mußte beim Anblick des weitsichtigen Kollegen schmunzeln. Beuke hatte in dieser Pose eher etwas von einem übergenauen Postbeamten, als daß er wie ein Kriminalpolizist wirkte. Vielleicht ist es wirklich besser, daß sich Beuke in den Ruhestand versetzen lassen will, dachte Frank mit viel Mitgefühl für seinen Kollegen.
»Ich kann nichts entdecken. Da, lies selbst.« Beuke hielt ihm den Hefter hin.
Frank lehnte sich wieder im Schreibtischstuhl zurück. Aufmerksam blätterte er durch die wenigen Seiten. »Was ist mit den Zeltplanen? Habt ihr da DANN-fähige Spuren entdeckt?«
Beuke schüttelte den Kopf.
»Was ist mit den Klamotten von Jansen? Habt ihr an denen Verwertbares gefunden? Haare, etc.?«
Beuke schüttelte erneut den Kopf.
Frank las weiter. »Was ist hier mit dem ganzen Kleinkram? Taschenmesser, kleine Maglite, diverse Schlüssel?«
»Die sind zum Teil noch in der KTU. Die Kollegen haben sich erst die großen Sachen vorgenommen. Schlafsack, Kleidung, Zeltplanen, Schuhe. Du kennst das. Blättere mal ans Ende. Da müßte stehen, was noch zur Untersuchung weg ist.«
»Hier ist es: die Maglite ist zurück, die Schlüssel sind da. Das Taschenmesser ist noch unterwegs. Habt ihr die Schlüssel überprüft?«
»Nur Hausschlüssel oder alte Schlüssel, die schon lange kein Schloß mehr gesehen haben. Einzig interessant könnte ein auffällig kleiner Schlüssel sein. Der scheint auf einen kleinen Kasten zu passen. Vielleicht auch zum Schloß eines Tagebuchs. Die Kollegen sind sich noch nicht einig. Wir haben weder in Jansens Zimmer noch im Zelt den passenden Kasten, oder worauf auch immer der Schlüssel passen könnte, gefunden.«
Frank schlug den Hefter zu. »Das bringt uns auch nicht weiter. Nicht wirklich. Hast du noch eine Idee?«
Beuke schüttelte müde den Kopf.
»Also, dann noch mal alles von vorne. Das ganze Programm.« Frank machte ein Gesicht, als habe er Essig getrunken. »Ich bin’s langsam echt satt.«
Beuke stand auf und sah seinen Kollegen aufmunternd an. »Du wirst das schon in den Griff kriegen. Außerdem ist bald Weihnachten, dann geht es sowieso ruhiger zu.«
»Beuke, was soll der Quatsch? Ich brauche keinen Psychiater. Was ich brauche, ist der Mörder von Heike van den Hövel.« Gereizt
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