Der Landarzt (German Edition)
dermaßen zugenommen, daß ich im Gemeinderat nicht auf den geringsten Widerstand gestoßen bin, als ich vorgeschlagen habe, die Kirche zu reparieren und zu schmücken, ein Pfarrhaus zu bauen, einen schönen Marktplatz zu schaffen, dort Bäume zu pflanzen und eine Baulinie festzusetzen, um später gesunde, luftige und gut gezogene Straßen zu erlangen. Auf diese Weise, mein Herr, sind wir dahin gelangt, neunzehnhundert Feuerstellen statt einhundertsiebenunddreißig, dreitausend Häupter Rindvieh statt achthundert und statt siebenhundert Seelen zweitausend Personen im Flecken, und dreitausend zu haben, wenn man die Talbewohner mitzählt. In der Gemeinde gibt es zwölf reiche Häuser, hundert wohlhabende Familien und zweihundert, die gut fortkommen. Der Rest arbeitet. Jedermann kann lesen und schreiben. Endlich haben wir siebzehn Abonnements auf verschiedene Zeitungen. Sie werden wohl noch Armen in unserem Bezirke begegnen; ich sehe ihrer wahrlich noch viel zu viele; aber niemand bettelt hier, Arbeit findet sich für jedermann. Zwei Pferde lasse ich jetzt täglich sich müde laufen, um für die Kranken zu sorgen; ohne Gefahr kann ich zu jeder Stunde in einem Umkreise von fünf Meilen herumgehen, und wer einen Büchsenschuß auf mich abgeben möchte, würde keine zehn Minuten am Leben bleiben. Außer dem Vergnügen, jedermann mit froher Miene »Guten Tag, Monsieur Benassis!« zu mir sagen zu hören, wenn ich vorübergehe, ist die stille Liebe der Einwohner alles, was ich persönlich bei diesen Veränderungen gewonnen habe. Sie können sich wohl denken, daß das durch meine Mustermeiereien unfreiwillig erworbene Vermögen in meinen Händen ein Mittel und kein Resultat ist.«
»Wenn jeder Sie in allen Ortschaften nachahmte, mein Herr, würde Frankreich groß sein und könnte sich über Europa lustig machen!« rief Genestas begeistert.
»Aber seit einer halben Stunde halte ich Sie hier fest,« sagte Benassis, »es ist beinahe Nacht, auf, setzen wir uns zu Tisch!« Von der Gartenseite aus zeigt das Haus des Arztes eine Fassade von fünf Fenstern in jedem Stockwerk. Es besteht aus einem Erdgeschoß, einem ersten Stockwerk und einem Dachgeschoß mit ausspringenden Mansarden. Die grüngestrichenen Fensterläden heben sich von dem grauen Ton der Mauer ab, wo zwischen beiden Geschossen ein Weinstock in Friesform als Schmuck dominiert. Unten längs der Mauer vegetieren traurig einige Bengalrosenstöcke, die durch das Wasser des Daches, das keine Traufen hat, halb ertränkt sind. Wenn man durch den großen Flur, der ein Vorzimmer bildet, eintritt, befindet sich zur Rechten ein Salon mit vier Fenstern, von denen die einen auf den Hof, die anderen auf den Garten hinausgehen. Dieser Salon, zweifelsohne der Gegenstand vieler Ersparnisse und vieler Hoffnungen für den armen Verstorbenen, ist mit Dielen belegt, unten getäfelt und mit gewebten Tapeten des vorletzten Jahrhunderts geschmückt. Die großen und breiten, mit blumigem chinesischen Seidenstoff bezogenen Sessel, die alten vergoldeten Armleuchter, die den Kamin zieren, und die Vorhänge mit dicken Quasten zeigen den Wohlstand an, dessen sich der Pfarrer erfreut hatte. Benassis hatte diesen Hausrat, der des Charakters nicht entbehrte, durch zwei Holzkonsolen mit geschnitzten Girlanden, die einander gegenüber an den Fensterzwischenwänden angebracht waren, und durch eine mit Kupfer eingelegte Schildpattuhr vervollständigt, die auf dem Kamine prunkte. Der Arzt bewohnte diesen Raum, der den feuchten Geruch ständig geschlossener Räume ausdünstete, selten. Man atmete dort den verstorbenen Pfarrer ein; der eigentümliche Geruch seines Tabaks schien sogar von der Kaminecke, wo er zu sitzen gewohnt war, auszugehen. Die beiden großen, behaglichen Lehnsessel waren symmetrisch auf jede Seite des Kamins gestellt, in welchem seit Monsieur Graviers Aufenthalt kein Feuer gebrannt hatte, wo nun aber die hellen Flammen des Fichtenholzes leuchteten.
»Es ist abends noch kalt,« sagte Benassis, »und da sieht man gern das Feuer.«
Genestas, der nachdenklich geworden war, fing an, sich des Arztes Sorglosigkeit den gewöhnlichen Dingen des Lebens gegenüber zu erklären.
»Mein Herr,« sagte er, »Sie besitzen wirklich eine Bürgerseele; und ich wundere mich, daß Sie, nachdem Sie so viele Dinge vollbracht haben, nicht den Versuch machten, die Regierung aufzuklären.«
Benassis fing an zu lachen, doch still vor sich hin und mit trauriger Miene.
»Eine Denkschrift über die Mittel
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