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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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schreiben, Frankreich zu zivilisieren, nicht wahr? Vor Ihnen hat mir Monsieur Gravier das gesagt, mein Herr. Ach, man klärt eine Regierung nicht auf, und von allen Regierungen ist jene die am wenigsten für Aufklärung empfängliche, welche Licht zu verbreiten glaubt. Gewiß, was wir für den Bezirk hier getan haben, müßten alle Bürgermeister für den ihren, müßte die Munizipalverwaltung für ihre Stadt, der Unterpräfekt für den Kreis, der Präfekt für die Provinz, der Minister für Frankreich, jeder in der Interessensphäre, in der er tätig ist, tun. Da, wo ich dazu überredet habe, einen Weg von zwei Meilen zu bauen, würde der eine eine Straße zustande bringen, der andere einen Kanal, da, wo ich zur Anfertigung von Bauernhüten ermuntert habe, würde der Minister Frankreich vom industriellen Joche des Auslandes befreien, indem er einige Uhrenmanufakturen ermutigte, indem er hülfe, unsere Eisen-, unsere Stahlwaren, unsere Feilen oder Schmelztiegel zu vervollkommnen und Seide oder Waid zu kultivieren. Was den Handel anlangt, so heißt ermuntern nicht protegieren. Die wahre Politik eines Landes muß danach trachten, es von allem Tribut dem Auslande gegenüber, aber ohne die schimpfliche Hilfe von Zöllen und Einfuhrverboten, zu befreien. Die Industrie kann nur durch sich selbst gerettet werden, die Konkurrenz ist ihr Leben. Protegiert, schläft sie ein; sie stirbt sowohl durch das Monopol wie unter dem Tarife. Das Land, das alle anderen sich tributpflichtig machen wird, wird das sein, welches die Handelsfreiheit verkündigt, es wird die gewerbliche Kraft in sich fühlen, seine Produkte auf einem Preisniveau zu halten, das niedriger ist als das seiner Konkurrenten. Frankreich kann dies Ziel viel besser als England erreichen; denn es allein besitzt ein Gebiet, das ausgedehnt genug ist, um die landwirtschaftlichen Produkte auf Preisen festzuhalten, die eine Erhöhung der industriellen Löhne verhindern: danach müßte die Verwaltung in Frankreich streben, denn darin besteht die ganze moderne Frage. Dies Studium ist nicht mein Lebensziel gewesen, mein lieber Herr, die Aufgabe, die ich mir spät gestellt habe, ist Zufallssache. Dann sind derartige Dinge zu einfach, als daß man eine Wissenschaft daraus machte, sie springen weder ins Auge, noch erfordern sie eine Theorie, sie haben das Unglück, ganz einfach nützlich zu sein. Kurz, man beeilt sich nicht mit ihnen. Um einen Erfolg dieser Art zu erzielen, muß man allmorgendlich in sich die nämliche Dosis des seltensten und anscheinend bequemsten Mutes finden, den Mut des Professors, der unaufhörlich die nämlichen Dinge wiederholt, einen wenig belohnten Mut. Wenn wir den Mann, der, wie Sie, sein Blut auf dem Schlachtfelde vergossen hat, ehrfurchtsvoll begrüßen, machen wir uns über den lustig, der sein Lebensfeuer langsam verbraucht, um Kindern gleichen Alters immer die gleichen Worte zu sagen. Das heimlich getane Gute lockt niemanden. Wir entbehren im wesentlichen der Bürgertugend, mit welcher die großen Männer früherer Zeiten dem Vaterlande Dienste leisteten, indem sie sich auf die unterste Rangstufe stellten, wenn sie nicht befehligten. Die Krankheit unserer Zeit ist die Ueberlegenheit. Es gibt mehr Heilige als Nischen. Und zwar deshalb: Mit der Monarchie haben wir die Ehre, mit der Religion unserer Väter die christliche Tugend und mit unseren fruchtlosen Regierungsversuchen den Patriotismus verloren. Diese Prinzipien bestehen nur noch teilweise, anstatt die Massen zu beseelen; denn die Ideen gehen niemals unter. Um die Gesellschaft zu stützen, besitzen wir jetzt keinen anderen Halt als den Egoismus. Die Individuen glauben an sich. Die Zukunft ist der soziale Mensch; darüber hinaus sehen wir nichts mehr. Der große Mann, der uns vor dem Schiffbruche, dem wir entgegentreiben, retten wird, wird sich zweifelsohne des Individualismus bedienen, um die Nation wiederherzustellen; in Erwartung dieser Regeneration aber leben wir in dem Jahrhundert der materiellen Interessen und des Positiven. Letzteres Wort führt alle Welt im Munde. Wir sind alle numeriert, und zwar nicht nach dem, was wir wert sind, sondern nach dem, was wir wiegen. Wenn er im Wams einhergeht, schenkt man dem energischen Menschen kaum einen Blick. Diese Gesinnung hat sich auf die Regierung übertragen. Dem Seemann, der unter Gefahr seines eigenen Lebens ein Dutzend Menschen rettet, schickt der Minister eine klägliche Medaille, dem Abgeordneten aber, der ihm seine Stimme verkauft, reicht

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