Der lange Traum vom Glück
Er schickte sich an, mit der nächsten Kiste Klub Soda, die er eben aus dem Kofferraum gehievt hatte, in den Vorratsraum zu gehen.
„He, warte doch mal eine Sekunde“. Zack, der Nick mit leeren Händen nachgekommen war, hielt ihn am Ärmel fest. „Du meinst, du hast sie wirklich getroffen – in Fleisch und Blut?“
„Und sie hat ein verdammt aufregendes Fleisch, das kann ich dir flüstern“. Manchmal war Schadenfreude eben doch die schönste Freude. „Ich habe zweimal mit ihr zusammen zu Abend gegessen“. Nick sorgte dafür, dass es möglichst lässig klang, und ergänzte das Ganze noch durch ein betont beiläufiges Schulterzucken. „Aber ich muss sagen, ihre Schwestern sind auch nicht zu verachten. Sie haben beide …“
„Ja, ja, über ihre Schwestern können wir später noch reden. Du hast mit ihr zu Abend gegessen, ich meine … so richtig? Mit ihr?“ Zack musste sich räuspern. „Zusammen. An einem Tisch?“
„Richtig“. Natürlich war bei diesen Mahlzeiten die gesamte Familie anwesend gewesen, und die Kinder hatten einen Lärm veranstaltet, dass man kaum sein eigenes Wort verstand, aber es gab keinen Grund, solche Kleinigkeiten zu erwähnen. „Ich habe dir doch erzählt, dass ich ein paar Tage zu Maddy fahre“.
„Ich habe mir weiter keine Gedanken darüber gemacht“, brummte Zack. „Irgendwie habe ich die beiden gar nicht zusammengebracht. Egal. Aber wenn du sie wirklich kennengelernt und mit ihr zu Abend gegessen hast … sag mal, wie ist sie denn so, ich meine … in Wirklichkeit?“
Nick drehte sich nach Zack um und spitzte die Lippen zu einem theatralischen Kuss. Dann ging er grinsend weiter.
„He, verdammt, warte, du bringst mich noch um“. Zack, ein Opfer seiner Fantasien, rannte hinter Nick her. „Ich meine, wie sieht sie denn aus? Na, du weißt schon …“ Er beschrieb mit den Händen eine Kurve in der Luft.
„Ihren Bikini füllt sie recht ordentlich aus“.
„Bikini“. Zack presste sich eine Hand aufs Herz. „Großer Gott. Du hast sie im Bikini gesehen“.
„Ja, klar, wir sind ein paarmal zusammen geschwommen“. Tatsächlich hatten Freddie und er dreimal mit ihr Wasserball gespielt. Aber warum so detailversessen sein?
„Mit ihr geschwommen“. Zack schluckte schwer. „Sie ist … nass geworden“.
„Das wird man beim Schwimmen gewöhnlich“.
Eingedenk seines Blutdrucks beschloss Zack, sich dieses Bild erst einmal nicht weiter vorzustellen. Er würde es sich für später aufheben, wenn er wieder ruhiger geworden war. „Und du hast mit ihr gesprochen. Habt ihr euch richtig unterhalten?“
„Die ganze Zeit über. Sie ist intelligent. Das erhöht ihren Reiz noch, nehme ich an. Zumindest in meinen Augen“.
„Ich frage ja nur. Du hast sie also wirklich getroffen“. Er seufzte und hievte einen Kasten Limonade hoch.
„Ich habe sie nicht nur getroffen. Ich habe sie sogar geküsst“.
„Dass ich nicht lache“.
„Also gut, du hast recht. Ich habe sie nicht geküsst“.
Zack schnaubte verärgert. „Darüber reißt man keine Witze“.
„Sie hat mich geküsst“. Nick tippte sich mit dem Zeigefinger an die Lippen. „Genau hier hat sie mir einen Kuss draufgepflanzt“.
Zack schaute ihn fassungslos an. „Du stehst hier und willst mir erzählen, dass sie dich geküsst hat – auf den Mund?“
„He, würde ich dich je anlügen?“
Zack dachte gründlich darüber nach. „Nein“, entschied er schließlich. „Das würdest du nicht“. Dann machte er einen Satz auf Nick zu, und ehe dieser wusste, wie ihm geschah, riss Zack ihn an sich und küsste ihn – genau wie die Sängerin es getan hatte – mitten auf den Mund.
„Verdammt, Zack!“ Noch mehr Flüche entfuhren Nick, während er das Gesicht verzog und sich mit dem Handrücken den Mund abwischte. „Hast du sie noch alle?“
„He, ich nehme an, so nah komme ich ihr nie mehr im Leben“. Befriedigt bückte sich Zack nach der nächsten Kiste. „Ein Mann hat seine Träume, Kumpel“.
„Von mir aus, aber halt mich da raus“. Nick setzte noch einen drauf und wischte sich den Mund ein zweites Mal ab. „Mann, was glaubst du, was los ist, wenn uns eben jemand gesehen hat?“
„Außer uns beiden ist doch keiner hier, Bruderherz. Und ich weiß es sehr zu schätzen, dass du sofort nach deinem aufregenden Ausflug gekommen bist, um hier mit anzupacken“.
„Nicht der Rede wert“.
„Und wie hat Freddie der Ausflug in die Welt der Reichen und Schönen gefallen?“
„Das ist doch nichts Neues für
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