Der lange Traum vom Glück
er ihr mindestens etwas zurückgeben.
Nick wünschte, er könnte ihr alles geben.
Woher kam plötzlich dieser Gedanke? Er atmete vorsichtig aus, während ein unerwarteter Gefühlssturm über ihn hinwegfegte. Der ihn erwärmte wie ein inneres Feuer. Der wie Musik klang in seinen Ohren. Wann hatte er angefangen, es zu genießen, dass er sie begehrte? Dass er sie liebte?
Reiß dich am Riemen, warnte er sich selbst. Es würde böse enden für sie beide, wenn er dem, was da unterschwellig in ihm gärte, freien Lauf ließe.
Er beschloss, dass es sicherer war, zu seiner Ausgangsidee zurückzukehren. Jawohl, es wurde höchste Zeit, dass er einmal von sich aus aktiv wurde und ihr einen schönen Abend bereitete, wenn er ihr sonst schon nichts zu bieten hatte.
„Du hast da ja eine Menge Schickimickikram in deinem Schrank hängen“.
Es amüsierte sie, dass er von ihrer Garderobe Notiz genommen hatte. „Selbst in West Virginia schaffen wir es, einkaufen zu gehen, und tragen gelegentlich etwas anderes als Overalls“.
„Sei doch nicht gleich so gereizt – ich liebe West Virginia“.
Dort war sie aufgewachsen, in einem großen Haus mit antiken Möbeln und Hausangestellten. Und er war über einer Bar groß geworden und auf der Straße, mit einem Stiefvater, der den Whiskey ein bisschen zu sehr geliebt hatte. Besser, du erinnerst dich daran, LeBeck, bevor du dir irgendwelche Flöhe in den Kopf setzt.
„Ich habe nur gedacht, du könntest dir vielleicht irgendwas Wildes anziehen, und dann könnten wir zusammen ausgehen“.
„Ausgehen?“ Sie horchte auf. „Wohin denn?“
„Wohin du möchtest“. Er wünschte sich, sie würde ihn nicht anschauen, als hätte er eben einen Baseballschläger über ihrem Kopf geschwungen. Vorher würden sie noch miteinander ausgehen. „Ich habe ein paar Beziehungen. Ich könnte uns Karten für ein Musical besorgen. Nicht für meins“, fügte er hinzu, bevor sie sich äußern konnte. „Ich will nicht, dass meine eigenen Melodien in meinem Kopf miteinander in einen Wettstreit treten“.
Jetzt setzte sie sich ganz auf, töricht angetan von der Vorstellung, mit ihm auszugehen. Sie waren bisher nur ein einziges Mal zum Essen gegangen, und das war auf ihre Initiative hin geschehen. „Es ist ein bisschen spät am Tag, um noch Karten für irgendeine Vorstellung aufzutreiben“.
„Nicht wenn man weiß, wen man anrufen muss“. Er fuhr ihr mit dem Finger über den Arm in einer Art und Weise, die sie leise aufseufzen ließ. Sie fragte sich, ob er wusste, dass sie sich wünschte, er würde sie immer und ewig so berühren. „Und anschließend könnten wir noch essen gehen. Französisch, wenn du magst“.
Und es ist nicht nur ein einfaches Date, dachte sie benommen. Es ist ein Powerdate. „Das wäre schön“. Sie war sich nicht sicher, wie sie reagieren sollte, doch bevor sie sich weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, war er schon aufgestanden und zog sich an. „Also los, takel dich auf. Ich gehe nach Hause und bestelle die Karten. Wir treffen uns bei mir. In einer Stunde“.
Er beugte sich vor und gab ihr einen flüchtigen Kuss, dann war er weg.
Vielleicht ist er nicht Sir Lancelot, dachte sie kopfschüttelnd, aber egal ob mit Rüstung oder ohne, er hatte unzweifelhaft seine Momente.
Freddie brauchte jede Sekunde der Stunde, um sich zurechtzumachen. Sie hoffte nur, dass Nick das schulterfreie blaue Seidenkleid auch zu würdigen wusste. Als sie mit ihrem Pfennigabsatz um ein Haar in einer Pflasterspalte hängen geblieben wäre, wünschte sie sich, dass sie sich bei ihr verabredet hätten.
Sie fegte an Rio winkend vorbei und drehte eine Pirouette, als er ihr hinterherpfiff. Nach einem flüchtigen Klopfen an Nicks Wohnungstür trat sie ein.
„Diesmal bist du zu spät“, rief sie.
„Ich musste Zack noch mit einer Lieferung helfen“.
„Oh“. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Deine Schicht habe ich ja ganz vergessen“.
„Ich habe heute meinen freien Tag“. Nick kam, im Gehen in sein Jackett schlüpfend, aus dem Schlafzimmer. Er bedachte sie mit einem eingehenden Blick und nickte schließlich beifällig. „Sehr nett“.
„Du hast wirklich eine seltsame Art, Komplimente auszuteilen, Nicholas“.
„Wie wär’s damit?“ Er packte sie, hob sie hoch und küsste sie, bis ihr die Luft wegblieb.
„Okay“, sagte sie, als sie wieder atmen konnte. „Das ist sehr gut“.
Plötzlich nervös geworden, ließ er sie los. „Wir haben noch ein wenig Zeit für einen kleinen
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