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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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über ihn lustig machen. Eindringlich betonte er, auch Priester seien Menschen. Da konnte sie nicht länger widerstehen und vertraute ihm an, sie sei in einem Kloster aufgewachsen und Postulantin gewesen. Über Joe und die Ereignisse, die inzwischen fast ein Jahr zurücklagen, verlor sie kein Wort.
    Interessiert hörte er zu und fragte, was sie daran gehindert habe, den Schleier zu nehmen.
    »Oh, das ist eine lange Geschichte«, seufzte sie, und seine Frage blieb unbeantwortet.
    Wenig später ging er wieder an die Arbeit und versprach, am nächsten Tag würde er nach ihr sehen. Aber er besuchte sie schon kurz nach Mitternacht. Zu seiner Verblüffung schlief sie noch nicht. Die Augen geöffnet, lag sie reglos im Bett, offensichtlich von innerem Frieden erfüllt.
    »Darf ich eintreten?« Im Lauf des Abends hatte er sehr oft an sie gedacht. Und jetzt, wo alle anderen Patienten versorgt waren, hatte ihn ihre Zimmertür magnetisch angezogen.
    »Natürlich.« Lächelnd stützte sie sich auf ihren gesunden Ellbogen. In einer Ecke des Raums brannte eine schwache Lampe und erzeugte ein gemütliches Halbdunkel. Nicht zum ersten Mal in diesen Tagen hatte sie gründlich über ihre Eltern nachgedacht. Vor allem über den Vater.
    »Gerade haben Sie so ernst dreingeschaut. Sind Sie okay?«
    Gabriella nickte. Ja, sie war okay – trotz allem, was sie erlitten hatte. Wie ein böser Traum war Steve aus ihrem Leben verschwunden. Beinahe so, als hätte er niemals existiert. Auf diese oder jene Weise waren alle Menschen fortgegangen, die ihr etwas bedeutet hatten. Doch das störte sie nicht mehr. »Soeben habe ich an meine Eltern gedacht.«
    Peter setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. Mitfühlend beugte er sich vor. Da auf ihrem Krankenblatt keine Verwandten vermerkt waren, nahm er an, ihre Eltern müssten gestorben sein. »Sind sie tot?«
    Bevor sie antwortete, zögerte sie eine Weile. »Nein. Ich glaube, mein Vater ist nach Boston gezogen. Und meine Mutter lebt in Kalifornien. Meinen Vater habe ich seit vierzehn Jahren nicht mehr gesehen – und meine Mutter seit dreizehn.«
    »Waren Sie ein schlimmes Mädchen? Sind Sie durchgebrannt? Haben Sie sich einem Wanderzirkus angeschlossen?«
    Lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Als ich zehn Jahre alt war, verließ uns mein Vater, und meine Mutter brachte mich ins Kloster. Danach kümmerte sie sich nicht mehr um mich – abgesehen von dem Geld, das sie der Oberin bis zu meinem achtzehnten Geburtstag schickte.«
    »Wie ungewöhnlich ... Weder Ihr Vater noch Ihre Mutter wollten Sie zu sich nehmen? Haben Sie irgendwas verbrochen?«
    »Offenbar waren sie davon überzeugt. Zumindest meine Mutter hat's sich eingebildet. Und sie hielten nicht viel von Kindern.«
    »Das klingt grauenvoll ...« Am liebsten hätte er sie umarmt. Aber sie war seine Patientin. Er verbrachte ohnehin schon sehr viel Zeit mit ihr, und er wollte keine Klatschgeschichten heraufbeschwören.
    »So war's auch«, erwiderte sie leise und entschied, dass sie nichts vor ihm zu verbergen hatte. In seiner Nähe fühlte sie sich sicher. Und es waren nicht
ihre
dunklen Geheimnisse, für die sie sich stets geschämt hatte. »Jener Autounfall, nach dem Sie mich gefragt haben – das war meine Mutter. Und mein Vater spielte den unbeteiligten Zuschauer.«
    »Aber – das verstehe ich nicht«, entgegnete er bestürzt. Oder er
wollte
es nicht verstehen, konnte nicht fassen, was sie da sagte.
    »Die gebrochenen Rippen. Weihnachtsgeschenke von meiner Mutter. Jahr für Jahr.« Sie versuchte einen scherzhaften Ton anzuschlagen. Aber dafür war das Thema zu deprimierend.
    »
Das
ist es also, was ich auf den Röntgenbildern sah?«, fragte er ungläubig. »Ihre Mutter hat Sie geschlagen?«
    »Zehn Jahre lang, jeden Tag. Andere Unfälle habe ich nie erlitten.«
    Zutiefst erschüttert berührte er ihre Hand, und sein Herz flog ihr entgegen. Was musste sie durchgemacht haben ... »O Gabbie – wie schrecklich! Hat Ihnen niemand geholfen?« Das fand er unvorstellbar – ein Kind ohne Freunde und Verbündete, der brutalen Mutter wehrlos ausgeliefert ...
    »Wie gesagt, mein Vater schaute einfach nur zu. Niemals mischte er sich ein. Ich glaube, er hatte Angst vor meiner Mutter. Schließlich hielt er's nicht mehr aus und rannte davon.«
    »Warum nahm er Sie nicht mit?«
    Diese Frage hatte sie sich niemals zu stellen gewagt. Aber jetzt dachte sie darüber nach und zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Da gibt es so vieles, was ich nicht verstehe. Warum

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