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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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Polizisten verabschiedeten, erwähnten sie noch, ihre Mitbewohner würden ihr alles Gute wünschen. Sie durfte im Moment noch keinen Besuch empfangen. Sobald es der Arzt erlaubte, würden sie zu ihr kommen.
    »Ihr Arzt bin
ich
«, erklärte Peter, als er mit Gabriella allein war. »Wie fühlen Sie sich?« Besorgt schaute er in ihre Augen. Seit diesem Morgen wurde sie zusätzlich einer starken seelischen Belastung ausgesetzt. Sicher war es ihr nicht leicht gefallen, den Schurken anzuzeigen und die Konsequenzen dieses Entschlusses zu verkraften. Das Bewusstsein, dass sie Steve Porter ins Gefängnis geschickt hatte, musste beklemmend wirken – obwohl er's verdiente. Und falls sie ihn geliebt hatte, würde es den inneren Konflikt noch erschweren.
    In gewisser Weise hatte sie ihn geliebt. Aber nur körperlich. Von seinen ständigen finanziellen Forderungen entnervt, hatte sie schließlich versucht, ihn loszuwerden, und allmählich beinahe Hassgefühle entwickelt.
    »Alles okay?«, fragte Peter.
    »Ich denke schon ...« Was sie empfand, wusste sie nicht genau.
    »Was Sie soeben gehört haben, muss Sie ziemlich deprimieren – trotz aller Erleichterung. Immerhin war er Ihr Freund.« Er glaubte, sie würde sich betrogen und verraten fühlen – und schrecklich leiden.
    »Eigentlich kannte ich ihn gar nicht«, erwiderte sie leise, und er las etwas in ihren Augen, das ihn tief bewegte. Fragend schaute sie zu ihm auf. »Wie lange werde ich hier bleiben?« Plötzlich erinnerte sie ihn an die alte Dame, die letzte Nacht die Marmortreppe hinabgefallen war und am nächsten Morgen zum Friseur gehen wollte.
    »Haben Sie einen Termin beim Friseur?«, erkundigte er sich lächelnd.
    »Nicht direkt ...« Ihr Haar war irgendwo unter den Bandagen verschwunden, und er entsann sich nicht einmal, welche Farbe es hatte. »Ich wollte es nur wissen ...«
    »Ein paar Wochen, so lange, bis Sie wieder Stepp tanzen können. Oder möchten Sie was anderes tun?« Wie er ihrem Krankenblatt entnommen hatte, war sie dreiundzwanzig Jahre alt und ledig. Offenbar gab es keine Familie. Sie wohnte in der Pension und arbeitete in einer Buchhandlung. Mehr hatte er noch nicht herausgefunden.
    »Ich bin Schriftstellerin«, antwortete sie schüchtern. »Zumindest will ich's versuchen.«
    »Haben Sie schon was veröffentlicht?«, fragte er interessiert.
    »Nur ein einziges Werk, letzten März im
New Yorker.
«
    Eine respektable Zeitschrift, dachte er beeindruckt. »Dann müssen Sie wirklich gut sein.«
    »Noch nicht«, erwiderte sie bescheiden. »Aber ich bemühe mich ...«
    »Was Sie soeben erlebt haben, sollten Sie noch nicht zu Papier bringen. Werden Sie erst mal gesund. Wo haben Sie den Kerl kennen gelernt? In einer Kneipe für Exsträflinge?«
    Lächelnd musterte sie sein attraktives Gesicht. Sie mochte ihn, weil er so freundlich war. Und er schien sich ernsthaft um sie zu bemühen. »Er hat in meiner Pension gewohnt.«
    »Vielleicht sollten Sie ein Apartment mieten. Aber bevor ich noch mehr rede ...« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Jetzt muss ich gehen. Ich bin todmüde. In zwei Tagen bin ich wieder da. Halten Sie sich inzwischen aus allen Schwierigkeiten raus.« Behutsam tätschelte er durch die Decke hindurch ihr Bein. »Passen Sie auf sich auf, Gabriella.«
    »Gabbie«, verbesserte sie ihn. Nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten, klang »Gabriella« so formell. Bedauernd sah sie ihn gehen. Er war ihr einziger Freund in dieser Klinik. Aufmunternd winkte er ihr zu, bevor er den Raum verließ.
    Als er nach zwei Tagen zurückkehrte, begann er seine Visite in ihrem Zimmer und stellte erfreut fest, welch gute Fortschritte sie machte. Sie sprach beinahe mit ihrer normalen Stimme. Aber wenn sie lachte, tat es noch höllisch weh, und sie versuchte es nur selten. Zwei Mal pro Tag hatte sie sich mit der Hilfe einer Schwester auf die Bettkante gesetzt. Mittlerweile schaffte sie's, ohne die Besinnung zu verlieren, was beim ersten Mal geschehen war. Am Ende der Woche sollte sie aufstehen – doch das erschien ihr vorerst unmöglich. Mrs Rosenstein und Mrs Boslicki hatten sie besucht und ihr Rosen gebracht, die anderen Mitbewohner schickten ihr Genesungswünsche und kleine Geschenke.
    Natürlich hatte Steves Verhaftung großes Aufsehen in der Pension erregt. In der Zeitung war ein langer Artikel über seine Missetaten erschienen, den sie alle gelesen hatten.
    »Wenn man sich das vorstellt!«, hatte Mrs Boslicki gestöhnt. »Und dieser Verbrecher hat

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