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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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Fragen: Wo ich gewesen sei und wohin ich wolle. Ich antwortete, doch ohne ihm viele Informationen zu geben. Er schien irritiert, doch dann erklärte er: »Ach, Sie sind Nelson Mandela, und dies ist Cecil Williams, Sie sind verhaftet!«
    Er sagte uns, ein Polizeimajor aus dem anderen Auto würde uns zurück nach Pietermaritzburg begleiten. Die Polizei war in jenen Tagen noch nicht so wachsam, und Sergeant Vorster gab sich nicht die Mühe, mich zu durchsuchen. Ich hatte meinen geladenen Revolver bei mir und dachte wieder an Flucht, doch es waren einfach zu viele Polizisten. Heimlich steckte ich den Revolver – und mein Notizbuch – zwischen meinen und Cecils Sitz. Aus irgendeinem Grund fand die Polizei die Pistole nicht, auch nicht das kleine Notizbuch, zum Glück, denn sonst wären noch viel mehr Menschen verhaftet worden.
    In der Polizeistation führte man mich in das Büro von Sergeant Vorster, in dem ich eine Anzahl von Officers antraf, zu denen auch Warrant Officer Truter gehörte, der beim Hochverratsprozeß als Zeuge ausgesagt hatte. Truter hatte auf die Angeklagten einen günstigen Eindruck gemacht, weil er die Politik des ANC genau dargelegt hatte, ohne zu übertreiben oder zu lügen. Wir grüßten einander freundlich.
    Ich hatte noch immer nichts weiter zugegeben außer dem Namen David Motsamayi, und Truter sagte zu mir: »Nelson, warum halten Sie diese Farce aufrecht? Sie wissen, daß ich weiß, wer Sie sind. Wir alle wissen doch, wer Sie sind.« Ich sagte ihm schlicht, ich hätte einen Namen genannt und zu diesem Namen stünde ich auch. Ich verlangte einen Rechtsanwalt, was schroff abgelehnt wurde. Ich meinerseits lehnte es ab, eine Erklärung abzugeben.
    Cecil und ich wurden in getrennte Zellen gesperrt. Jetzt hatte ich Zeit, über meine Situation nachzudenken. Ich hatte immer gewußt, daß ich verhaftet werden könnte, doch selbst Freiheitskämpfer leisten sich Verdrängungen, und in jener Nacht in meiner Zelle wurde mir bewußt, daß ich auf die Realität von Verhaftung und Haft nicht vorbereitet war. Ich war erregt und voller Unruhe. Irgend jemand hatte der Polizei meinen Aufenthalt verraten; sie hatten gewußt, daß ich in Durban war und nach Johannesburg zurückkehren würde. Wochen vor meiner Rückkehr hatte die Polizei geglaubt, daß ich bereits wieder im Lande sei. Im Juni verkündeten Zeitungen in Schlagzeilen »Rückkehr der schwarzen Pimpernell«, während ich mich noch in Addis Abeba aufhielt. War das vielleicht ein Bluff gewesen?
    Die Behörden hatten Winnie ständig belästigt, weil sie glaubten, sie wisse, ob ich zurückgekommen war oder nicht. Ich wußte, daß man sie beschattet und das Haus mehrmals durchsucht hatte. Vermutlich nahm man an, ich würde Häuptling Luthuli gleich nach meiner Rückkehr aufsuchen, und das war natürlich richtig vermutet. Aber ich argwöhnte auch, die Polizei sei darüber informiert worden, daß ich mich zu jener Zeit in Durban befand. Die Bewegung war infiltriert worden mit Spitzeln, und selbst wohlmeinende Leute waren nicht immer so verschwiegen, wie sie hätten sein sollen. Auch ich selbst war zu lax gewesen. Zu viele Menschen hatten gewußt, daß ich in Durban war. In der Nacht vor meiner Abreise hatte ich sogar eine Party gegeben, und so warf ich mir verbittert vor, daß ich mir eine solche Blöße gegeben hatte. Meine Gedanken irrten zwischen den Möglichkeiten hin und her: War da ein Spitzel in Durban? Einer aus Johannesburg? Jemand aus der Bewegung? Oder sogar ein Freund oder ein Familienangehöriger? Aber solche Spekulationen über Unbekannte sind sinnlos, und die seelische und physische Erschöpfung ließ mich bald in einen tiefen Schlaf fallen. Wenigstens in dieser Nacht – am 5. August 1962 – brauchte ich mir keine Sorge darüber zu machen, ob mich die Polizei finden würde. Sie hatte es bereits.
    Am Morgen fühlte ich mich erholt und bereitete mich auf die vor mir liegende neue Prüfung vor. Unter gar keinen Umständen wollte ich den Behörden gegenüber verzweifelt oder auch nur bedrückt erscheinen. Um 8 Uhr 30 erschien ich vor dem lokalen Magistratsbeamten, der mich formal nach Johannesburg überstellte. Das Ganze verlief unauffällig, und der Beamte schien der Angelegenheit nicht mehr Bedeutung beizumessen als einem Verkehrsdelikt. Die Polizei hatte für die Rückfahrt nach Johannesburg oder für meine Sicherheit keine speziellen Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Ich saß auf dem Hintersitz einer Limousine, ohne Handschellen, mit zwei Officers

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