Der lange Weg zur Freiheit
erlebt hatte, und in eine Welt zurückkehrte, in der ich ein Flüchtling war, war ich tief erleichtert, wieder im Land meiner Geburt und meiner Bestimmung zu sein.
Zwischen Bechuanaland und dem nordwestlichen Transvaal überqueren Dutzende unmarkierter Straßen die Grenze, und Cecil wußte genau, welche er zu nehmen hatte. Während der Fahrt berichtete er mir von den vielen Ereignissen, die ich versäumt hatte. Wir fuhren die ganze Nacht hindurch, überquerten kurz nach Mitternacht die Grenze und erreichten Liliesleaf Farm in der Morgendämmerung. Ich trug noch immer meine zerknitterte Khaki-Uniform.
Auf der Farm blieb mir keine Zeit zur Rast und zum Nachdenken, denn für den folgenden Abend war ein geheimes Treffen des Arbeitskomitees angesetzt, das von mir einen Bericht über meine Reise erwartete. Walter, Moses, Kotane, Govan Mbeki, Dan Tloome, J. B. Marks und Duma Nokwe, sie alle erschienen auf der Farm, ein seltenes Zusammentreffen. Ich gab erst einen allgemeinen Überblick über meine Reisen und berichtete dann im einzelnen über das Geld, das wir erhalten hatten, und über die Ausbildungsangebote. Gleichzeitig schilderte ich detailliert die Zurückhaltung, auf die ich hinsichtlich der Kooperation des ANC mit Weißen, Indern, besonders Kommunisten gestoßen war. Mir klangen jetzt noch die Ohren von meiner letzten Begegnung mit den sambischen Führern, die mir erklärt hatten, sie wüßten zwar, daß der ANC größer und populärer sei als der PAC, doch sie könnten den reinen afrikanischen Nationalismus des PAC verstehen, während der Nichtrassismus und die kommunistischen Verbindungen des ANC sie irritierten. Ich teilte ihnen mit, Oliver und ich glaubten, der ANC müsse unabhängiger erscheinen, um unsere neuen Verbündeten auf dem Kontinent zu beruhigen, denn sie seien es, die den Umkhonto We Sizwe finanzieren und ausbilden würden. Ich schlug vor, die Congress Alliance umzubilden, so daß der ANC deutlich als Führer in Erscheinung treten würde, zumal in Fragen, welche die Afrikaner unmittelbar betrafen.
Dies war ein schwerwiegender Vorschlag, und so mußte die gesamte Führung befragt werden. Das Arbeitskomitee drängte mich, nach Durban zu fahren und den Häuptling zu unterrichten. Alle stimmten zu, ausgenommen Govan Mbeki, der damals nicht auf Liliesleaf Farm lebte, sondern als Mitglied des MK-Oberkommandos zugegen war. Er drängte mich, jemand anders zu schicken. Es sei einfach zu gefährlich, sagte er, und die Organisation sollte meine Sicherheit nicht aufs Spiel setzen, zumal ich gerade zurückgekehrt und entschlossen sei, die Bildung des MK voranzutreiben. Dieser weise Rat wurde von allen, auch von mir selbst, überstimmt.
In der nächsten Nacht verließ ich Rivonia, in Gesellschaft von Cecil, wieder seinen Chauffeur spielend. Ich hatte eine Reihe von geheimen Zusammenkünften in Durban geplant, die erste mit Monty Naicker und Ismail Meer, um ihnen kurz über meine Reise zu berichten und um über den neuen Vorschlag zu diskutieren. Monty und Ismail standen dem Häuptling außerordentlich nah, und der Häuptling vertraute ihnen. Ich wollte Luthuli mitteilen, daß ich mit seinen Freunden gesprochen hatte, und ihm deren Reaktionen übermitteln. Ismail und Monty waren jedoch sehr beunruhigt über meine Auffassung, der ANC müsse innerhalb der Congress Alliance die Führung übernehmen und eigene Erklärungen über seine die Afrikaner berührenden Angelegenheiten abgeben. Sie waren gegen alles, was die Alliance zu spalten drohte.
Ich wurde nach Groutville gefahren, wo der Häuptling lebte, und wir trafen uns im Haus einer indischen Lady in der Stadt. Ich erklärte die Situation in einiger Ausführlichkeit, und der Häuptling hörte schweigend zu. Als ich fertig war, sagte er, ihm mißfalle die Vorstellung, ausländische Politiker könnten dem ANC seine Politik diktieren. Wir hätten aus guten Gründen eine Politik gegen den Rassismus erarbeitet und er sei nicht der Meinung, wir sollten unsere Politik ändern, nur weil sie einigen ausländischen Führern nicht gefalle.
Ich erklärte dem Häuptling, diese ausländischen Politiker diktierten uns die Politik nicht, sondern erklärten lediglich, daß sie sie nicht verstünden. Mein Plan, fuhr ich fort, bestehe einfach darin, wesentliche kosmetische Änderungen vorzunehmen, um den ANC für unsere Verbündeten verständlicher – und annehmbarer – zu machen. Ich sähe dies als ein Abwehrmanöver, denn falls afrikanische Staaten sich entschlössen, den
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