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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Schulen besuchen, Sie überfliegen geistesabwesend ihre Zeugnisse, verbringen Stunden am Telefon oder in Boutiquen und suchen einen Mann mit ansehnlichen Einkünften, um die Kreditkarten ihres Exmannes zu ersetzen. Aber ich will nie wieder eine Kreditkarte sein. Ich will ein Troubadour sein, ein Alchemist, ein Krieger, ein Bandit, ein Kunstschmied, ein Schlagzeuger! Ich will mit wehendem Haar und dreckverkrusteten Stiefeln galoppieren, ich will Emotionen, Träume, Poesie! Und man sieht es mir vielleicht nicht an, aber ich bin gerade dabei, ein Gedicht für die Frau zu schreiben, die ich liebe und die ich verlieren werde, wenn ich mich nicht beeile. Sie ist nicht so elegant wie Sie, sie springt mit beiden Füßen in Pfützen, rutscht auf einer Orange aus und fällt kopfüber die Treppe hinunter, aber sie hat eine Tür in mir aufgestoßen, die ich nie wieder schließen will.
    In diesem Moment wäre er Joséphine am liebsten mit dem Fallschirm vor die Füße gesprungen. Die Prinzessin hatte ihn angesehen, als wäre er ein Fass mit Atommüll, und war zu ihrem Platz zurückgekehrt. Nach der Landung hatte sie eine große Sonnenbrille getragen und ihn ignoriert.
    Nach der Landung hatte er seinen Fallschirm nicht geöffnet.
    Ein Fußball flog gegen seine Füße. Mit aller Kraft trat er ihn zu dem winkenden Jungen mit zerzaustem Haar zurück. »Well done!« , rief der Junge, als er den Ball stoppte.
    Well done , alter Junge, dachte Philippe, schlug Le Monde auf und ließ sich ins Gras fallen. Nachher ist mein Hintern grün, aber ich pfeif drauf! Er blätterte zu den letzten Seiten vor und las einen Artikel über die documenta. Der Artikel handelte von der Arbeit eines Chinesen namens Ai Weiwei, der tausendundeinen Chinesen aus China hatte kommen lassen, damit sie die westliche Welt fotografierten und er mit diesen Fotografien ein Kunstwerk gestalten konnte. Mister Wei. So hatte der chinesische Chef von Antoine Cortès geheißen. Vor seinem Tod hatte Antoine ihm einen Brief geschrieben. Er wollte »von Mann zu Mann« mit ihm reden. Er erhob schwere Vorwürfe gegen Mylène. Behauptete, man müsse sich vor ihr in Acht nehmen, sie spiele ein doppeltes Spiel. Alle Frauen hätten ihn verraten. Joséphine, Mylène und sogar seine Tochter, Hortense. »Sie trampeln auf uns herum, und wir lassen uns das einfach gefallen.« Die Frauen waren zu stark für ihn. Das Leben war zu hart.
    Er würde nach Hause gehen und noch ein wenig an der Labonal-Akte arbeiten. Er war begeistert von diesen Socken. Sie schmiegten sich um seine Füße wie Pantoffel, weich, elastisch, bequem, verzogen sich nicht beim Waschen, ich sollte Joséphine ein paar davon schicken. Einen schönen Strauß erstklassiger Socken. Das wäre ein origineller Weg, ihr zu sagen, ich denke an dich, aber wenn es um Gefühle geht, gerate ich ins Straucheln. Er lächelte. Und warum nicht? Das würde sie vielleicht zum Lachen bringen. Sie würde ein Paar himmelblaue oder rosafarbene Socken anziehen, in der Wohnung herumstolzieren und sich sagen: Er hat mich nicht vergessen, er liebt mich, mag sein, dass er ab und zu kalte Füße bekommt, aber er liebt mich! Der Vorstandsvorsitzende von Labonal war ein Freund geworden. Er war einer jener Menschen, die für hervorragende Qualität kämpften. Und Philippe unterstützte ihn dabei, im erbitterten weltweiten Konkurrenzkampf zu überleben. Dominique Malfait war oft nach China gereist. Peking, Kanton, Shanghai … Vielleicht war er dort Mylène begegnet. Er exportierte seine Socken nach China. Die chinesischen Neureichen waren ganz verrückt danach. In Frankreich hatte er die ausgezeichnete Idee gehabt, seine Socken nicht in Supermärkten zu verkaufen, sondern die Leute zu Hause anzusprechen. In knallroten rollenden Läden mit einem zum Sprung bereiten gelben Panther. Die Lastwagen fuhren über die Straßen, hielten auf Märkten, auf Dorfplätzen. Dieser Mann kann kämpfen. Er jammert nicht herum wie Antoine. Er krempelt die Ärmel hoch und entwickelt Strategien. Ich täte gut daran, eine Strategie zu entwickeln, um Joséphine zurückzuerobern.
    Er schlug Le Monde wieder zu und zog den Roman von Romain Gary aus der Tasche. Öffnete das Buch aufs Geratewohl und las diesen Satz: »Die Liebe ist der einzige Reichtum, der mit der Verschwendungssucht wächst. Je mehr man gibt, desto mehr bleibt einem.«
    »Was machen wir eigentlich in den Ferien, Maman?«, fragte Zoé und warf einen Stock für Du Guesclin, woraufhin dieser losstürmte, um ihn

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