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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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teuer bezahlt! Ich erzähle dir jetzt nicht, was ich alles von ihr verlangt habe, um sie zu demütigen!«
    »Nein, nicht nötig«, erwiderte Philippe leise, aber bestimmt.
    »Ich lass sie die übelsten Sachen machen, und die schluckt alles! Und wenn ich ›schluckt‹ sage, dann …«
    Philippe gab ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er auf weitere Details verzichtete, und der Lurch wirkte enttäuscht. Seine kleinen, ungeduldigen Finger trommelten auf dem weißen Tischtuch herum.
    »Alles Schlampen, sag ich dir. Und ich verrate dir ein Geheimnis: Mittlerweile bin ich so weit, dass ich den Weibern eine ordentliche Tracht Prügel verpasse.«
    »Schämst du dich denn gar nicht?«
    »Wieso sollte ich? Ich zahle es ihnen nur mit gleicher Münze heim. Wo bleibt denn dieser blöde Kellner? Hat der uns vergessen?«
    Der Lurch schaute auf seine Uhr, eine dicke goldene Rolex, die er demonstrativ um sein Handgelenk drehte.
    »Sehr schick!«, bemerkte Philippe.
    »Es gibt nichts Großartigeres als Geld. Du brauchst nicht mal mehr mit dem Finger zu schnippen, schon legen sich die Weiber hin. Und wie sieht’s mit deinem Sexualleben aus?«
    »Not your business.«
    »Ich hab nie verstanden, wie du tickst! Du könntest sie alle haben, aber du hast das nie ausgenutzt! Wieso lässt du nicht einfach mal fünfe gerade sein? Kannst du mir das erklären …?«
    Der Kellner stellte die Teller vor sie hin und begann mit gelehrter Miene, halb geschlossenen Augen und aneinandergelegten Fingern die Zutaten aufzuzählen. Der Lurch winkte ab und bedeutete ihm, sich kurz zu fassen. Gekränkt zog sich der Kellner zurück.
    »Sagen wir, es ist interessanter, das Ungerade auch ungerade zu lassen.«
    »Das ist genau wie die Sache mit der Kanzlei, ich hab nie verstanden, warum du dich aus dem Geschäft zurückgezogen hast! Bei der Kohle, die du verdient hast.«
    »Und immer noch verdiene«, gab Philippe zu bedenken, während er seine Seezunge nach Art der Müllerin betrachtete.
    Und jetzt, dachte er, wird er mir verkünden, dass er meinen Anteil am Gewinn reduzieren oder bei der nächsten Vorstandssitzung vorschlagen wird, mich als Vorsitzenden abzusetzen. Darum hat er mich zum Essen eingeladen. Ich wüsste keinen anderen Grund. Also kann ich ihm die Aufgabe auch erleichtern, dann haben wir es hinter uns!
    »Du bist echt irre! Du hast die schönste Frau von ganz Paris und gibst ihr den Laufpass. Deine Kanzlei ist die reinste Goldgrube, und du schmeißt alles hin. Was willst du eigentlich?«
    »Wie du schon sagtest: das Ungerade endlich ungerade sein lassen!«
    »Aber so funktioniert das nicht, Alter! Werd erwachsen …«
    »Um so zu enden wie du? Keine Lust.«
    »Fang jetzt nicht so an!«, giftete der Lurch mit vollem Mund.
    »Dann wechsle lieber das Thema. Es widert mich an, wenn du so redest. Weißt du was, Raoul? Du hast die Gabe, alles Schöne in deiner Umgebung auszulöschen. Wenn man dich mit einem Rembrandt allein ließe, wären nach vier Stunden nur noch eine weiße Leinwand und ein paar Nägel übrig.«
    »Jetzt mach mal halblang, sonst nehme ich dir deine Sprüche noch übel!«, schimpfte der Lurch und deutete mit seinem Messer auf Philippe.
    »Und was würde das ändern? Du machst mir keine Angst. Ich brauche dein Geld nicht, denn dein ganzes Geld habe ich verdient. Und dich habe ich eingestellt, damit du es weiter vermehrst. Ich wusste nicht, wie obszön du bist, sonst hätte ich es mir noch einmal überlegt … Aber da zeigt sich wieder einmal, dass sich die menschliche Seele tarnen kann, und du hast deine wahre Natur lange versteckt.«
    »O ja, mein Lieber, ich bin selbstbewusster geworden! Ich bin nicht mehr dein Schoßhündchen … Und wo wir gerade dabei sind, ich wollte dir sagen …«
    Na also! Jetzt kommt er zur Sache. Er erträgt meinen langen Schatten nicht mehr.
    »Ich habe die Absicht, mich an deine Frau ranzumachen!«
    »An Iris?« Philippe hätte sich beinahe verschluckt.
    »Hast du noch eine andere?«
    Philippe schüttelte den Kopf.
    »Sie ist doch wieder auf dem Markt, oder nicht?«
    »So könnte man das auch ausdrücken.«
    »Sie ist auf dem Markt, und da wird sie nicht lange bleiben. Also plane ich eine Übernahme, und ich finde es sportlicher, dich vorher zu informieren. Du hast doch nichts dagegen, oder?«
    »Mach, was du willst. Wir lassen uns gerade scheiden.«
    Wieder wirkte der Lurch enttäuscht. Als läge ein Großteil von Iris’ Reiz in der Tatsache, dass Philippe sie noch immer liebte.
    »Ich habe sie neulich

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