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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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beharrte Joséphine. »Du erzählst mir ja auch nicht alles, was du mit Gaétan machst. Und ich frage dich nicht danach. Ich vertraue dir …«
    »Ja und … wie war’s jetzt?«, entgegnete Zoé ungeduldig.
    »Ich habe Philippe tatsächlich in London getroffen. Wir haben zusammen zu Abend gegessen, wir haben viel geredet, und …«
    »Das war alles?«, fragte Zoé mit einem verschmitzten Lächeln.
    »Das geht dich nichts an«, stotterte Joséphine.
    »Wenn ihr nämlich heiraten wollt, habe ich nichts dagegen! Das wollte ich dir sagen. Ich habe lange nachgedacht, und ich glaube, ich verstehe das.« Ihre Miene wurde ernst, und sie fügte hinzu: »Ich verstehe viele Sachen, seit ich mit Gaétan zusammen bin …«
    Joséphine lächelte.
    »Dann verstehst du sicher auch, dass die Situation kompliziert ist. Philippe ist immer noch mit Iris verheiratet, und das können wir nicht einfach vergessen …«
    Sie schnippte mit den Fingern.
    »Bloß dass Iris es vergisst …«, sagte Zoé.
    »Ja, aber das ist ihr Problem. Also, um wieder auf deinen Urlaub zurückzukommen, es wäre besser, wenn du die Einzelheiten mit Alexandre klärst und ich mich nur um die praktischen Dinge kümmere. Ich bezahle deine Reise und setze dich in den Zug nach London …«
    »Aber du redest nicht mit Philippe! Habt ihr euch gestritten?«
    »Nein. Aber ich möchte im Moment lieber nicht mit ihm reden. Du behauptest doch immer, du seist kein kleines Mädchen mehr, du seist fast erwachsen. Na gut, dann ist jetzt der richtige Moment, um es zu beweisen.«
    »Einverstanden«, antwortete Zoé.
    Joséphine streckte die Hand aus, um ihre Abmachung zu besiegeln. Sie wunderte sich, als Zoé nicht gleich einschlug.
    »Willst du mir nicht die Hand geben?«
    »Na ja …«, entgegnete Zoé ausweichend.
    »Zoé! Was hast du? Sag es mir. Du kannst mir alles sagen …«
    Zoé wandte den Kopf ab und antwortete nicht. Joséphine stellte sich das Schlimmste vor: Sie hatte sich geritzt, sie hatte versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden, sie hatte sich umbringen wollen, um zu vergessen, dass ihr Vater von einem Krokodil gefressen worden war.
    »Zoé! Zeig mir deine Hände!«
    »Ich will nicht. Das geht dich nichts an.«
    Joséphine riss ihr die Hände aus den Taschen ihrer Jeans und untersuchte sie. Erleichtert lachte sie auf. Unterhalb von Zoés linkem Daumen hatte Gaétan mit schwarzem Kugelschreiber in Großbuchstaben geschrieben: GAÉTAN LIEBT ZOÉ UND WIRD SIE NIEMALS VERGESSEN .
    »Nein, wie süß! Warum versteckst du das denn?«
    »Weil es niemanden etwas angeht …«
    »Im Gegenteil, du solltest es zeigen … es ist ja bald verschwunden.«
    »Nein, ist es nicht. Ich habe beschlossen, mich an den Stellen, wo er hingeschrieben hat, nicht mehr zu waschen.«
    »Ach, er hat auch noch anderswo hingeschrieben?«
    »Ja klar …«
    Sie zeigte Joséphine ihre linke Armbeuge, ihren rechten Knöchel und ihren Bauch.
    »Ihr beiden seid ja so süß!«, sagte Joséphine lachend.
    »Hör auf, Maman, das ist megaernst! Wenn ich über ihn spreche, höre ich Musik in meinem Kopf.«
    »Ich weiß, Liebes. Es gibt nichts Schöneres als die Liebe, dann ist es so, als würde man die ganze Zeit Walzer tanzen …«
    Doch gleich darauf bedauerte sie ihre Worte. Sie sah, wie Philippe sie in ihrem Hotelzimmer in die Arme nahm, sie im Kreis herumwirbelte, eins, zwei, drei, eins, zwei, drei, Sie tanzen himmlisch, Mademoiselle, leben Sie bei Ihren Eltern? Wie er sie auf das Bett legte, sich auf sie legte, langsam ihre Halsbeuge küsste, zu ihrem Mund hochglitt, ihre Lippen kostete, verharrte … Sie küssen himmlisch, Mademoiselle … Sie spürte einen glühenden Schmerz, der sie zerriss. Sie wollte sich auf ihn stürzen, in ihm ertrinken, sterben, wiedergeboren werden, von ihm erfüllt wieder weggehen, seinen Geruch an ihren Händen riechen, seine Kraft in ihrem Unterleib spüren, er ist da, er ist da, ich kann ihn mit den Fingerspitzen berühren … Sie unterdrückte ein Schluchzen und beugte sich zu Du Guesclin hinunter, damit Zoé die Tränen in ihren Augen nicht sah.
    Iris hörte ihr Handy. Es war nicht Hervés Klingelton. Sie öffnete ein Auge und versuchte, die Uhrzeit zu erkennen. Zehn Uhr morgens. Sie hatte vor dem Einschlafen zwei Stilnox genommen. Ihr Mund fühlte sich an, als wäre er voller Gips. Sie ging ran und hörte eine laute, herrische Männerstimme.
    »Iris? Iris Dupin?«, bellte die Stimme.
    »Mmjaa …«, nuschelte sie und hielt das Handy von ihrem Ohr weg.
    »Ich

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