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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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zurückzuholen.
    »Stimmt ja, es sind Ferien!«, rief Joséphine, den Blick auf Du Guesclin gerichtet, der mit dem Stock im Maul zu ihnen zurückgerannt kam.
    Das hatte sie völlig verdrängt. Ihre Gedanken kreisten unablässig um ihr Gespräch mit Garibaldi. Ich habe mich reinlegen lassen. Ich habe Antoine verraten. Zum Glück habe ich nicht auch noch Luca erwähnt. Dann wäre die Reihe komplett gewesen: Antoine, Luca, Lefloc-Pignel, van den Brock! Sie schämte sich.
    »Du bist im Moment echt schräg drauf!«, antwortete Zoé und lobte Du Guesclin, der den Stock vor ihre Füße legte. »Siehst du, wie ich ihn dressiert habe? Letzte Woche hätte er mir den Stock niemals zurückgebracht!«
    »Was würdest du denn gerne machen?«
    »Keine Ahnung. Alle meine Freundinnen sind weggefahren …«
    »Gaétan auch?«
    »Der fährt morgen. Belle-Île. Die ganze Familie …«
    »Und er hat dich nicht eingeladen mitzukommen?«
    »Sein Vater weiß nicht mal, dass wir zusammen sind!«, platzte es aus Zoé heraus. »Gaétan macht alles heimlich! Abends schleicht er sich durch die Küche direkt auf die Hintertreppe und runter in den Keller, und er sagt, wenn er erwischt wird, ist er tot, definitiv tot!«
    »Und seine Mutter? Von der sprichst du nie …«
    »Die ist neurotisch. Sie kratzt sich die Arme auf und stopft sich mit Pillen voll. Gaétan sagt, das kommt von dem Baby, das sie verloren hat, du weißt schon, es ist in der Tiefgarage überfahren worden. Er sagt, das hat ihre Familie komplett verkorkst.«
    »Woher will er das denn wissen? Er war damals doch noch gar nicht geboren!«
    »Das hat ihm seine Oma erzählt … Sie sagt, früher waren seine Eltern total glücklich. Sie hätten immer gelacht, Händchen gehalten und sich geküsst. Aber nach dem Tod des Babys habe sich sein Vater von einem Tag auf den anderen verändert. Er sei verrückt geworden. Aber irgendwie verstehe ich das auch. Manchmal mache ich nachts die Augen auf und würde am liebsten laut schreien, weil ich mir Papa mit dem Krokodil vorstelle. Ich werde nicht verrückt, aber es fehlt nicht viel …«
    Joséphine legte einen Arm um Zoés Schultern.
    »Daran sollst du doch nicht denken …«
    »Hortense sagt, man muss den Dingen ins Gesicht sehen, um damit fertig zu werden.«
    »Was für Hortense richtig ist, muss nicht notwendigerweise auch auf dich zutreffen.«
    »Wirklich? Denn es macht mir Angst, den Dingen ins Gesicht zu sehen …«
    »Denk nicht an seinen Tod, sondern lieber daran, wie er war, als er noch lebte … Schick ihm ganz viel Liebe, mach ihm kleine Liebeserklärungen, und du wirst sehen, dann hast du auch keine Angst mehr …«
    »Was ist denn jetzt mit den Ferien?«
    Hortense würde nach ihrem einwöchigen Praktikum bei Jean-Paul Gaultier nach Kroatien fahren, und dann wäre Zoé ganz allein. Joséphine dachte nach.
    »Sollen wir nach Deauville fahren? Wir könnten Iris bitten, uns das Haus zu leihen. Sie selbst bleibt in Paris.«
    Zoé schnitt eine Grimasse.
    »Ich mag Deauville nicht. Da laufen doch nur aufgeblasene, reiche Säcke rum, die sich wahnsinnig wichtig vorkommen …«
    »Wie redest du denn?«
    »Ist doch wahr, M’man! Da gibt’s nur Parkplätze, Geschäfte und Leute mit jeder Menge Kohle!«
    Du Guesclin lief neben ihnen her. Er hielt den Stock im Maul und wartete darauf, dass Zoé weiter mit ihm spielte.
    »Alexandre hat mir eine E-Mail geschickt. Er macht Ferien auf einem Ponyhof in Irland. Und er hat geschrieben, dass noch Plätze frei sind. Das würde mir gefallen …«
    »Das ist doch eine gute Idee! Dann antworte ihm, dass du mitfährst. Frag ihn, wie viel es kostet, ich will nicht, dass Philippe für dich mitbezahlt …«
    Zoé hatte sich wieder Du Guesclin zugewandt. Lustlos, beinahe mechanisch warf sie den Stock und zog die Schuhspitzen über den Boden.
    »Was ist denn los, Zoé? Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    Zoé starrte auf ihre Füße.
    »Und warum rufst du Philippe nicht selbst an?«, murrte sie. »Ich weiß ganz genau, dass du in London warst und ihn getroffen hast …«
    Joséphine packte sie bei den Schultern und sagte: »Du glaubst, ich lüge dich an, stimmt’s?«
    »Ja«, antwortete Zoé mit gesenktem Blick.
    »Dann werde ich dir ganz genau erzählen, was passiert ist, einverstanden?«
    »Es gefällt mir nicht, wenn du lügst …«
    »Das mag schon sein, aber man kann seiner Tochter nicht alles sagen. Ich bin deine Mutter, nicht deine Freundin .«
    Zoé zuckte mit den Schultern.
    »Doch, das ist wichtig«,

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