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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Lebens in Saus und Braus zu leben.«
    »Der Mann ohne Heimat. Aber womöglich mit einem Doppeladler«, sagte Mike und überschlug in Gedanken die Chronologie. »Er bekam also 1944 die Münze, verließ 1952 Ägypten – und die Münze kam schließlich wann wieder zum Vorschein?«
    »Erst knapp fünfzig Jahre später. Man war davon ausgegangen, dass sie in Kairo zurückgeblieben war, als sie 1955 in einem Auktionskatalog von Sotheby’s von Faruks Schätzen auftauchte. Sobald die Secret-Service-Agenten davon Wind bekamen, forderten sie die ägyptische Regierung über den amerikanischen Konsul auf, den Doppeladler aus der Auktion zu entfernen und ihn an die Vereinigten Staaten zurückzugeben.«
    »Also kam die Münze nie unter den Hammer?«
    »Richtig. Aber wir haben sie auch nicht zurückbekommen«, sagte Alvino. »Nassers Berater behaupteten, dass das Ganze ein großes Missverständnis sei. Dass Faruk sie mitgenommen hätte. Dass sie in Ägypten seit Jahren keiner mehr gesehen hätte. Sie verschwand von der Bildfläche – spurlos und ohne Erklärung.«
    »Die Münze, die die Gebrüder Stark im Jahr 2002 versteigert haben – Faruks Siebenmillionen-Dollar-Adler – wann kam die wieder hierher zurück?«, fragte Mike.
    »Erst 1996, über fünfzig Jahre nachdem man sie dem König von Ägypten geliefert hatte.«
    »Wer hat sie zurückgebracht?« Die verschlungenen Wege der Münze machten mich neugierig.
    »Ein prominenter englischer Münzhändler arrangierte ein, wie er dachte, privates Treffen mit einem amerikanischen Kollegen. Frühstück im Waldorf-Astoria.«
    »Sie haben dieses schadenfrohe Grinsen auf dem Gesicht, Lori«, sagte Mike. »Heißt das, Ihre Jungs haben unter dem Tisch gelauert?«
    »Ganz recht. Ein paar abgehörte Telefonate und angezapfte Leitungen später, und der Secret Service übernahm die Rechnung für die Rühreier mit Schinken.«
    »Und fing den Doppeladler ein?«
    »Genau.«
    »Hat der Brite gesagt, wo er die Münze gekauft hat?«, fragte Mercer.
    »Das ist nach wie vor eine ziemlich undurchsichtige Geschichte«, antwortete Lori. »Er hat uns viel Unsinn erzählt – dass ein ägyptischer Colonel sie nach dem Coup an einen Händler verkauft hätte. Er konnte weder Namen nennen noch schriftliche Beweise vorlegen.« Lori Alvino zögerte. Dann schien sie sich zu erinnern, dass ihr Boss sie gebeten hatte, uns alles zu erzählen. »Außerdem hatte unser Nachrichtendienst andere Informationen.«
    »Nämlich?«, fragte Mike.
    »Ich weiß, Sie denken, dass die Bundesbehörden nicht gut miteinander auskommen«, sagte Lori und musterte uns der Reihe nach.
    »Wir arbeiten nicht oft genug mit Ihnen zusammen, um das beurteilen zu können«, antwortete Mike nicht ganz aufrichtig.
    »Nun, ich möchte nicht, dass Sie das für eine dieser kindischen Rivalitäten zwischen den Behörden halten. Aber so lief es nun mal.«
    »Da halten wir uns raus.«
    »Die CIA hat die ganze Sache vermasselt«, sagte sie mit Nachdruck.
    »Die Sache mit dem Doppeladler?«
    »Das zusätzlich«, sagte Lori. »Aber ich rede von den politischen Schwierigkeiten, die sie verursacht haben – mit Faruk, den Rebellen, dem Coup. Und nebenbei verschwand auch die Münze, zusammen mit vielen anderen Wertsachen.«
    Die CIA hatte bei unserem Fall von Anfang an im Hintergrund mitgespielt. Andrew Tripping war CIA-Agent gewesen. Victor Vallis stand womöglich in den Diensten der Agency, als er Anfang der fünfziger Jahre nach Kairo zurückkehrte. Der falsche Harry Strait hatte sich Paige Vallis gegenüber als CIA-Agent ausgegeben, obwohl der richtige Harry Strait in Wirklichkeit für den Secret Service gearbeitet hatte. Was verband diese Individuen miteinander, mit den Regierungsbehörden, mit unserem Fall?
    »Hat die CIA tatsächlich irgendetwas mit König Faruk zu schaffen gehabt?«, fragte ich.
    »Und ob. Teddy Roosevelts Enkel – sein Name war Kermit – war Anfang der fünfziger Jahre der Mann der CIA in Kairo. Er freundete sich schnell mit dem König an.«
    »War das so einfach?«
    »Nun ja, für Faruk waren die Roosevelts so etwas wie das Königshaus der Vereinigten Staaten. Auf diese Weise verschaffte er sich Zugang. Außerdem hatte Roosevelt unter seinen Mitarbeitern einen Insider.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Kermit Roosevelt beschäftigte als Assistenten einen Angehörigen des diplomatischen Diensts, der in den dreißiger Jahren Faruks Privatlehrer gewesen war – einen brillanten Mann, der sechs oder sieben Sprachen sprach und mehr

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