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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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er in Wirklichkeit hieß – mit der linken Hand am Türgriff zog und den Fahrer anschrie: »Verdammt noch mal, mach endlich auf!«
    Als ich auf ihn zueilte, drehte er sich um und richtete eine Pistole auf mich. »Keinen Schritt weiter! Verschwinden Sie!«
    Er stieg ein, und das Auto raste in Richtung Broadway davon. Ich hätte schwören können, dass der Mann am Steuer Peter Robelon gewesen war.

30
     
    »Natürlich hat er eine Pistole«, sagte Mike. »Er ist Agent.«
    Mike, Mercer und ich warteten im Empfangsbereich des Büros des Secret Service.
    »Woher zum Teufel willst du wissen, dass er Agent ist?«, fragte ich. »Wir haben keine Ahnung, wer er ist. Er hat mich vor zwei Stunden mit einer Waffe bedroht, und du nimmst ihn in Schutz?«
    »Jetzt mal langsam, Blondie. Du hast ihn hier im Gebäude gesehen, in der Mittagsstunde, wo die Sicherheitsmaßnahmen straffer sind als deine Strumpfhosen. Vermutlich ist er echt. Vielleicht hatte der alte Harry einen Sohn. Vielleicht ist er ein Strait junior – Agent Harry Strait der Zweite. Irgendwie muss er ja hier rein- und rausgekommen sein, ohne dass es Stunk gegeben hat. Ich möchte schwer bezweifeln, dass er dich mit der Waffe bedrohen wollte. Er hatte sie wahrscheinlich aus einem guten Grund gezogen.«
    »Und wenn ich es dir sage: Ich war dieser Grund.«
    »In Ordnung. Wir haben es gemeldet. Du hast das Nummernschild zum Teil gesehen, und bis heute Abend werden wir wissen, wem das Auto gehört. Du bist dem Kerl wie eine Furie hinterhergejagt. Vielleicht glaubte er, sich verteidigen zu müssen.«
    »Wie können wir herausfinden, wer er ist? Es muss von jedem, der hier in Federal Plaza arbeitet, Fotoausweise geben.«
    »Du konntest vorgestern nicht einmal den FBI-Agenten beschreiben. Willst du jetzt hier sitzen und tausende Fotos von weißen Männern mit Bürstenschnitten und teigigen Gesichtern anschauen?«
    »Ja, zum Beispiel. Ich habe ihn heute in der Menge sofort wiedererkannt.«
    Es war kurz vor zwei Uhr. Wegen meiner Verspätung war uns die Mittagspause dazwischengekommen, und der Agent, der sich bereit erklärt hatte, mit uns zu sprechen, hatte einen anderen Termin einhalten müssen.
    Eine gepflegte Frau, jünger als ich, kam auf uns zu. »Alvino. Lori Alvino. Tut mir Leid, was Ihnen heute passiert ist. Haben Sie Ihren Mann gekriegt?«, fragte sie und gab mir die Hand.
    »Das tut sie nie, jedenfalls nicht für lange. Fangen Sie nicht auch noch an, sich darüber Gedanken zu machen. Ich bin Mike Chapman. Das hier sind Mercer Wallace und Alex Cooper.«
    Sie führte uns in ihre Bürosuite, die ein gutes Stück größer war als die meisten Agentenkämmerchen, die ich im Laufe der Jahre gesehen hatte.
    »Sie müssen ganz schön was zu sagen haben, Lori«, sagte Mike. »Große Bude, Glaswände, toller Blick auf die Brooklyn Bridge.«
    »Ich weiß, wo das Geld ist«, sagte sie und grinste. »Dafür lieben mich die Bundesbehörden. Mein Aufgabenbereich ist es, alle Vermögenswerte der Bundesmünzanstalt im In- und Ausland wiederzuerlangen. Mein Boss sagt, ich soll Ihnen alles erzählen, was ich über die Münzsammlung von König Faruk weiß, stimmt das?«
    »Ja, Ma’am.«
    Alvino bestätigte, was wir bereits von Bernard Stark wussten, und knüpfte da an, wo er aufgehört hatte. »Die US-Regierung hat damals regelmäßig mit Faruks Leuten zusammengearbeitet. Das war während des Zweiten Weltkriegs, um 1944. Faruk war damals bereits König – vierundzwanzig Jahre jung und reicher als Krösus.«
    »Hat er damals schon Münzen gesammelt?«
    »Und ob. Seine Händler waren überall in den Vereinigten Staaten verstreut. Sie überschlugen sich beinahe, um ihm etwas Ungewöhnliches unter die königliche Nase zu halten. Je teurer, desto besser.«
    »Wie kamen die Münzen nach Ägypten? Hat man so kleine Wertsachen einfach verschickt?«
    »Auf keinen Fall. Faruk tätigte seine Käufe über die königliche Gesandtschaft und ließ sich die Sachen regelmäßig mit diplomatischem Kuriergepäck schicken. Praktisch jede Woche. Und glauben Sie mir – seine Leute kannten alle Vorschriften.«
    »Welche Vorschriften?«
    »Nachdem FDRs Gold Reserve Act rechtskräftig wurde, war der Export von Gold illegal, außer das Finanzministerium erteilte eine Sonderlizenz.«
    »Nicht einmal ein einziges Goldstück?«, fragte ich. »Eine einzige Münze?«
    »Nicht einmal das«, antwortete Lori Alvino. »Um diese Lizenz zu bekommen, musste man beweisen, dass die Münze, die man ins Ausland verschicken

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