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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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über Weltgeschichte wusste –«
    Mike stieß einen leisen Pfiff aus. »Victor Vallis.«
    »Richtig«, sagte Lori. »Ich hätte nicht gedacht, dass die CIA so bereitwillig Informationen für Sie herausgerückt hat.«
    Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht, dachte ich. Die Tatsache, dass wir hin und wieder einen Namen oder Fakt kannten, schien sie zu ermuntern, uns noch mehr Einzelheiten anzuvertrauen.
    »Anscheinend war der König Victor sehr zugetan – sie waren praktisch gleichaltrig, und er behandelte seinen ehemaligen Privatlehrer wie einen Bruder. Vallis konnte sich im Palast völlig frei bewegen.«
    »Obwohl Faruk wusste, dass er für die CIA arbeitete?«
    »O nein. Er glaubte, dass er nur einen unwichtigen Job bekleidete. Vallis wohnte praktisch im Königspalast, er hatte sogar eine eigene Wohnung dort.«
    »Das nenn ich Insider«, warf Mercer ein.
    »Hat die CIA Faruks Regentschaft unterstützt?«, fragte ich.
    Lori Alvino schüttelte den Kopf. »Nicht sehr lange. FDR verfolgte zwei Ziele. Er brauchte Ägypten als demokratischen Stützpfeiler im Nahen Osten, da der Rest der Region mit dem Kommunismus liebäugelte. Und er erkannte als einer der Ersten die Bedeutung des arabischen Öls zur Ankurbelung der amerikanischen Wirtschaft. Faruk war unberechenbar, und das wussten die Amerikaner.«
    »Also haben die Vereinigten Staaten General Nasser und Anwar Sadat unterstützt?«
    Sie schürzte die Lippen. »Nicht mit Waffen und Panzern und Flugzeugen. Nur mit dem Versprechen, dass die Amerikaner, falls der Coup gelang, nicht eingreifen würden, um den König zu retten.«
    »Und als es dann so weit war?«
    »Nassers Rebellen übernahmen die Kontrolle über die ägyptische Armee, schlossen die Flugplätze, damit Faruk nicht in einem seiner Privatflugzeuge entkommen konnte, und hielten die königliche Yacht im Hafen fest. Der König rief höchstpersönlich die Botschaft an, damit Truman zu seinen Gunsten intervenierte – FDR war schon lange tot –, aber der Präsident weigerte sich. Seine Gegner verbannten ihn ins Exil – mit siebzig Stück Gepäck, die Gerüchten zufolge randvoll mit Schmuck und Goldbarren waren. Die Amerikaner machten keinen Finger krumm, um König Faruk zu helfen.«
    »Aber die Rebellen ließen ihn am Leben«, sagte Mike.
    »Nasser war nicht dumm. Er wollte keinen Bürgerkrieg riskieren oder aus Faruk einen Märtyrer machen«, sagte Lori.
    »Rechnen wir mal nach«, sagte Mike. »Faruks Palast hatte fünfhundert Zimmer, randvoll mit unermesslichen Schätzen. Bestenfalls konnte er mit all seinen Koffern und Taschen entkommen. Bleiben ungefähr an die vierhundert Räume voller Sachen – was ist daraus geworden?«
    Lori zuckte mit den Schultern. »Manches wurde von Sotheby’s versteigert. Einiges, darunter alle seine herrlichen Rennpferde, nahmen sich die aufständischen Soldaten, und der Rest – angefangen von seiner Zigarren- bis hin zu seiner Pornografiesammlung – landete in Nassers Hauptquartier.«
    »Die CIA wusste davon?«, fragte ich.
    »Manche Etagen sicherlich. Die Geschichten waren legendär. Ein Unbekannter nippte in Shepheard’s Bar in Kairo an einem Martini und zog ein Feuerzeug mit Faruks Initialen heraus; ein junger amerikanischer Agent kam in die Vereinigten Staaten zurück, im Gepäck eine einzigartige Münzkollektion aus der Zeit der Konföderation – zufällig ein Aushängeschild der königlichen Sammlung – und so weiter.«
    »Hat man sich denn niemanden vorgeknöpft?«
    »Schwierig. Die meisten behaupteten einfach, sie hätten die Sachen vom König geschenkt gekriegt. Und mit der Zeit wurde es immer schwieriger, ihnen auf die Schliche zu kommen.«
    »Und Victor Vallis? Kursierten irgendwelche Geschichten über ihn? Hat er etwas aus dem Palast genommen?«
    »Dieser Privatlehrer war ein komischer Kauz. Er schien sich nicht für das Blendwerk um ihn herum zu interessieren. Er war Wissenschaftler. Bei ihm hatte niemand Bedenken, weil er vorher anfragte.«
    »Was wollte er?«
    »Briefe, Korrespondenz, Regierungsschreiben. Er war ein Papiermensch. Er hätte seine Schuhe mit Gold ausstopfen können, aber anscheinend hat er das nicht getan. Er wollte ein Buch über Faruk schreiben, aber ich bin mir nicht sicher, ob je etwas daraus geworden ist. Wenige Tage nachdem der König ins Exil ging, zog er ebenfalls aus dem Palast aus. Nasser erlaubte ihm, kistenweise Dokumente mitzunehmen, in der Annahme, dass die CIA froh wäre, ihn los zu haben.«
    Mercer kam noch immer mit den Namen

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