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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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durcheinander. »War Harry Strait auch bei der CIA?«
    »O nein. Er war einer von uns. Der Beste. Mr. Stark hat Ihnen sicher erzählt, was für hervorragende Arbeit Harry geleistet hat, um den verirrten Doppeladler zurückzubekommen. Feinste Secret-Service-Arbeit.«
    »Hatte er einen Sohn?«
    »Harry? Nie verheiratet. Er gehörte zu denen, die nur für die Arbeit gelebt haben.«
    »Sie sind sehr großzügig mit Ihren Informationen gewesen, Lori.« Ich wollte ihr nicht verraten, dass die CIA uns keine Einsicht in die Akten von Vallis, Tripping und Strait gewährt hatte. Aber bei einem entthronten ägyptischen König lag der Fall natürlich anders. »Wie kommt es, dass die CIA ein halbes Jahrhundert nach dem Coup Faruks Akte noch als eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit betrachtet? Es war nicht leicht für uns, etwas in Erfahrung zu bringen.«
    »Zehn Jahre im Exil, la dolce vita in Rom«, sagte Mike. »Wein, Weib und Gesang. Er verdrückt sein letztes Abendmahl, nuckelt an einer großen dicken Zigarre und kippt vornüber. Fett und fröhlich. Wenn man das Schicksal vieler anderer Monarchen bedenkt – von der Guillotine bis zum Erschießungskommando –, war das alles in allem kein schlechter Tod.«
    »Das ist nur die offizielle Version, Mike«, sagte Lori Alvino. »So stand es in den Zeitungen. Tatsache ist, dass König Faruk ermordet wurde.«

31
     
    »In Rom hätten sie damals dringend einen guten Mordermittler gebraucht, Mike«, sagte Lori. »An dem Fall ist ganz massiv gedreht worden.«
    Mike stand am Fenster und starrte hinaus auf den Verkehr, der zähflüssig in Richtung Osten über die Brooklyn Bridge rollte. Wir dachten beide das Gleiche. Was verband den unnatürlichen Tod eines ägyptischen Königs in Rom im Jahr 1965 mit den jüngsten hiesigen Morden an einer Tänzerin aus Harlem und der Tochter eines ehemaligen CIA-Angestellten?
    »Wie ist es passiert?«, fragte Mike.
    »Das meiste, was in den Geschichtsbüchern und alten Zeitungsartikeln steht, stimmt. Der Mann wog fast hundertachtzig Kilo. Er rauchte wie ein Schlot und nahm Bluthochdruckmedikamente. Seine letzte Mahlzeit nahm er in einem schicken, gut besuchten Restaurant ein.«
    »Es stand wohl etwas auf der Speisekarte, womit er nicht gerechnet hatte?«
    »Lassen Sie mich überlegen«, sagte sie. »Ich glaube, er hatte ein Dutzend Austern, einen saftigen Hummer Newburg, gefolgt von Lammbraten, dazu ungefähr sechs verschiedene Beilagen und als Nachtisch flambierte Crêpe Suzette. Dann steckte er sich eine Havanna an und kippte tot vornüber auf den Tisch.«
    »Was hat die Autopsie ergeben?«
    »Welche Autopsie?«, fragte Lori Alvino. »Das ist ja der springende Punkt. Niemand hat eine Autopsie angeordnet. Es hieß, der König sei an seinem exzessiven Lebenswandel gestorben. Eine Gehirnblutung. Es schien so offensichtlich, dass es niemand in Frage stellte.«
    »Aber in Wirklichkeit?«, fragte Mercer.
    Lori Alvino stützte den Kopf in die Hände und erzählte uns, was in den offiziellen Akten stand. »Es gibt ein Gift namens Alacontin. Haben Sie schon mal davon gehört?«
    Wir verneinten.
    »Geschmack- und geruchlos. Verursacht sofortigen Herzstillstand, ist aber bei einer Autopsie nicht nachweisbar.«
    »Warum nicht?«
    »Fragen Sie Ihre Mediziner, wie das Mittel wirkt. Ich habe nur die Berichte gelesen, mit der Forensik habe ich nichts zu tun.«
    »Nein, ich meine, warum wurde keine Autopsie gemacht?«, fragte ich.
    »Anordnung des italienischen Geheimdienstes.«
    »Es gibt einen italienischen Geheimdienst?«, fragte Mike. »Der muss ungefähr so effektiv sein wie die Schweizer Marine.«
    »Vorsicht, Detective«, sagte Lori. »Ich habe Verwandtschaft dort drüben.«
    »Wir reden jetzt von 1965«, sagte Mercer. »Wer wollte denn Faruk zu dem Zeitpunkt tot sehen? Er war schon seit über zehn Jahren im Exil.«
    »Suchen Sie sich Ihre Favoriten aus! Manche sagen, dass sein Mörder in den Diensten der Ägypter stand. Innerhalb eines Jahrzehnts war aus Nasser, dem schneidigen Rebellen, ein sozialistischer Diktator geworden. Königstreue Ägypter sprachen davon, die Monarchie wieder einzuführen und den exilierten König nach Hause zu holen. Faruks Tod wäre ein Geschenk an Nasser von seinen Gefolgsleuten gewesen.«
    »Wer käme noch in Frage?«
    »Natürlich die Amerikaner. Und die Engländer«, sagte Lori. Ich erinnerte mich, dass Peter Robelons Vater zu der Zeit als britischer Agent auf dem europäischen Festland tätig gewesen war.
    »Warum die

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