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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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ein.
    Ich verbrachte eine Stunde an meinem Schreibtisch und ging noch einmal meine Fragen für den nächsten Vormittag durch. Um Viertel nach elf – nachdem er mit seinem Beitrag auf Sendung gewesen war – rief Jake an.
    »Du hast hoffentlich nichts dagegen, dass ich in D.C. geblieben bin.«
    »Eigentlich war es ein gutes Timing. So kann ich mich ganz auf den Prozess konzentrieren. Je schneller ich ihn hinter mir habe, desto besser.«
    »Was ist fürs Wochenende geplant?«
    »Für Samstagabend haben wir Theaterkarten mit Joan und Jim. Und für Freitag dachte ich, dass wir es uns zu Hause gemütlich machen.«
    »Das heißt, ich koche.«
    »Oder wir bestellen uns was von Shun Lee. Oder wir hungern und knabbern an uns.« Ich war in der Küche zu nichts zu gebrauchen. Tunfischcreme zu machen und Eiswürfel aus dem Eisbehälter zu holen waren ein dürftiges Repertoire.
    » Das Flugzeug will ich auf keinen Fall verpassen.«
    Ich legte auf, zog mich aus und ließ mir ein heißes Vanilleschaumbad ein. Dann legte ich mich mit dem neuesten Krimi – einem Schlüsselroman – meiner Freundin Joan Stafford in die Wanne und versuchte herauszufinden, wer die Vorbilder für die so köstlich porträtierten Figuren sein könnten.
    Ich schlief schnell ein und wachte um sechs Uhr auf – genug Zeit, um mir einen Kaffee zu machen und die Zeitung zu lesen, bevor ich ins Büro fuhr.
    »Guten Morgen, J.P.«, begrüßte ich den Tiefgaragenwächter. Der zeigte auf meinen Jeep, den er oben auf der Rampe abgestellt hatte.
    »Da ist jemand für Sie, Ms. Cooper.«
    Ich öffnete die Fahrertür. Mike Chapman döste auf dem Beifahrersitz.
    Er bewegte sich keinen Millimeter, während ich einstieg. Ich schaltete den CD-Wechsler ein und drehte voll auf. Aus den Lautsprechern dröhnte R-E-S-P-E-C-T.
    Mike klappte das linke Auge auf. »Wenn ich mit Aretha Franklin hätte aufwachen wollen, wäre ich mit dem Weibsbild ins Bett gegangen.«
    »Mit mir wolltest du wohl auch nicht aufwachen. Du hättest klingeln können. Ich habe ein Schlafsofa im Wohnzimmer.«
    »Bei all der Versuchung im Schlafzimmer? Tut mir Leid, ich bin nur hier, um dein Hirn anzuzapfen. Ich bin erst vor einer Viertelstunde eingetrudelt und wollte dich auf keinen Fall verpassen. Eine wilde Nacht in der gnadenlosen Stadt.«
    »Was ist passiert?«
    »Zwei Morde, deshalb muss ich auch gleich wieder nach Uptown, um ein paar Dinge zu klären.«
    »Welcher Art?«, fragte ich.
    »Einer ist eine Schießerei, wahrscheinlich entschuldbar. Ein Bodegabesitzer in der 110. hat einen Kerl umgelegt, der ihn mit dem Messer bedrohte und einen Sechserpack Budweiser klauen wollte. Der andere ist wirklich hässlich. Ich dachte, du könntest mir helfen.«
    »Sicher. Wie?«
    »Ein Einbruch in West-Harlem. Die Wohnung wurde total verwüstet und sämtliches Gerümpel überallhin verstreut«, sagte Mike und schaltete die Musik aus. »Eine zweiundachtzigjährige Frau. Wie es scheint, wurde sie vergewaltigt und dann mit ihrem eigenen Kissen erstickt. Ich dachte, du könntest mir sagen, warum.«
    »Warum was?«, fragte ich.
    »Warum jemand so was tut. Nach wem soll ich suchen? Was geht so jemandem durch den Kopf? Warum zum Teufel vergewaltigt jemand eine über Achtzigjährige, die nach einem Hirnschlag bereits teilweise gelähmt war?«
    »Ich kann dir stundenlange Vorträge darüber halten, aber das würde deine Frage wahrscheinlich nicht beantworten. Niemand kann dir das sagen. Als ich das letzte Mal so einen Fall hatte, habe ich meinen Lieblingsgerichtspsychiater angerufen. ›Entweder der Kerl hasst seine Mutter oder er liebt sie zu sehr. Er hat entweder einen Ödipus-Komplex oder seine Mutter hat ihn als Kind misshandelt. Er musste entweder Kontrolle über sein Opfer ausüben oder –‹«
    »Was braucht es, um über eine halb invalide Zweiundachtzigjährige Kontrolle auszuüben? Ich weiß, dass Profiler nutzlos sind.«
    »Hast du die Einbruchsmuster überprüft? Versuch es bei der Sonderkommission. Wir hatten ein paar Fälle mit einem Kerl, der sich als Klempner ausgibt und angeblich von der Hausverwaltung geschickt wurde. Er dringt in die Wohnungen ein, richtet die Frauen ziemlich übel zu und stellt dann die Wohnung auf der Suche nach Bargeld und Schmuck auf den Kopf. Zum Schluss, beinahe als Nachgedanke, vergewaltigt er sie dann noch.«
    »So alte Frauen wie die hier?«, fragte Mike.
    »Nein. Aber er ist nicht wählerisch. Er nimmt, was er kriegen kann.«
    Mike öffnete die Beifahrertür, um auszusteigen.

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