Der leiseste Verdacht
heranzukommen. Mehr habe ich mir von ihr auch nicht versprochen. Ich erstattete Anzeige, worauf die Polizei ihre Ermittlungen aufnahm, aber ich hatte keine Geduld. Ich wollte Axel selbst ausfindig machen und das Geld aus ihm herauspressen. Wir hatten ein paar gemeinsame Bekannte, und bei denen habe ich angefangen. Es war merkwürdig, aber alle schienen von Axels Flucht völlig überrascht zu sein. Dabei war ich nicht der Einzige, dem er noch Geld schuldete. Nur war ich der Einzige, der auf eigene Faust etwas unternehmen wollte.
Dann habe ich seine Exfrau Birgitta ausfindig gemacht. Kennst du sie?«
Roffe schüttelte den Kopf. »Ich bin ihr nur einmal flüchtig begegnet.«
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»Sie hat wieder geheiratet und scheint diesmal bedeutend mehr Glück mit ihrem Mann gehabt zu haben. Sie wusste so einiges zu erzählen. Im Gegensatz zu seinen Freunden und Bekannten wunderte sie sich überhaupt nicht, als sie hörte, dass er mein Geld veruntreut hat. Sie behauptete, dass er seine Geschäftspartner reihenweise übers Ohr haut und vermutlich mit einem Bein im Gefängnis steht. Außerdem sagte sie, wenn eine Person wüsste, wo Axel sich aufhält, dann Marianne Wester. Sie deutete sogar an, dass Marianne Wester die auslösende Ursache ihrer Scheidung vor ein paar Jahren war. Und wenn Axel mit einem Bein im Gefängnis stünde, meinte Birgitta, dann täte Marianne es mit beiden. Sollte mir recht sein. Ich war einzig und allein daran interessiert, an mein Geld heranzukommen. Also habe ich Marianne aufgesucht, was mir ziemlich unangenehm war, nachdem ich den Brief geschrieben hatte. Wie zu erwarten, zeigte sie mir die kalte Schulter und tat anfangs so, als verstünde sie gar nicht, was ich von ihr wollte. Aber ich hatte eine Stinkwut und wollte mich nicht so einfach abspeisen lassen. Ich war mir sicher, dass sie wusste, wo Axel sich versteckt hielt, also habe ich einfach behauptet, ich wüsste so einiges über ihre schmutzigen Geschäfte und hätte genügend Informationen, um sie wegen Beihilfe dranzukriegen. Ich habe sie massiv unter Druck gesetzt und in diesem Zusammenhang wohl auch gedroht, ihn umzubringen. Schließlich gab sie mir seine Adresse, und stell dir vor: Er wohnte in Christiansholm, und zwar in seinem Elternhaus in Näsby, das ich noch aus der Schulzeit kannte. Ich hatte das Schwein überall in Stockholm gesucht, dabei war er mir die ganze Zeit über so nah gewesen. Hätte ich mir im Grunde auch denken können; ich wusste ja, dass er das Haus zeitweise vermietet. Er hatte mir gegenüber einmal erwähnt, dass er es nicht verkaufen könne, solange seine Mutter noch am Leben sei. Wie du vielleicht weißt, ist sie senil und liegt im Pflegeheim. Marianne hat mir also verraten, dass er sich ein Zimmer des Hauses stets freihalte. Ihr zufolge hatte er es seit 50
langem als Zufluchtsort geplant, sollte das Pflaster in Stockholm zu heiß für ihn werden.
Optimistisch fuhr ich nach Hause und war mir sicher, dass ich zumindest einen Teil meines Geldes aus ihm herauspressen würde. Aber ich habe ihn nie erwischt. Ein ums andere Mal habe ich es bei ihm versucht und schließlich sogar mit seinen Mietern gesprochen, aber auch sie hatten seit Monaten nichts mehr von ihm gehört. Das ist der Stand der Dinge. Irgendwann bin ich der ganzen Sache dann überdrüssig geworden. Ich hatte einfach keine Kraft mehr und wollte von der ganzen Angelegenheit nichts mehr wissen.«
PM starrte düster aus dem Fenster und machte plötzlich den Eindruck, als sei er mit den Gedanken ganz woanders. Roffe folgte seinem Blick und sagte: »Du musst mir auch von deiner letzten Stockholm-Reise erzählen, damit ich mir ein vollständiges Bild machen kann.«
PM rutschte auf seinem unbequemen Stuhl hin und her und lachte verbittert auf. »Da gibt es nicht viel zu erzählen, abgesehen davon, dass ich ein Vollidiot bin, der immer noch nicht versteht, was hier eigentlich gespielt wird. Am Montag bekam ich also diesen Brief von Marianne, der mich in helle Aufregung versetzte. Schließlich war es mir gerade gelungen, die ganze Geschichte so einigermaßen zu verdrängen. Es ist schon ein paar Monate her, dass ich die Hoffnung aufgegeben habe, irgendwie an Axel heranzukommen. Sie schrieb mir, sie habe mich nicht an der Nase herumführen wollen, sondern wirklich geglaubt, dass Axel sich in sein Elternhaus zurückgezogen habe. Erst später habe sie erfahren, dass Axel nicht in Christiansholm sei, sondern vermutlich von Anfang an geplant hatte, sich ins Ausland
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