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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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Situation hineinversetzen kannst«, entgegnete sie irritiert. »Einerseits hoffe ich, dass es ihm richtig dreckig geht. Er soll ruhig glauben, dass ich nie wieder zu ihm zurückkehren werde. Andererseits würde ich am liebsten sofort aus der Tür stürzen und auf dem schnellsten Weg zu ihm nach Hause fahren, damit er nicht zu zweifeln braucht
    …«
    Plötzlich blieb ihr die Stimme weg. Sie wurde von einem Weinkrampf erfasst, hielt sich die Hände vors Gesicht und senkte den Kopf, um sich vor neugierigen Blicken zu schützen.
    Nach einer Weile schnäuzte sie sich diskret und sagte lächelnd:
    »Entschuldige, dass ich dich in aller Öffentlichkeit kompromittiere.« Sie sah sich verstohlen um. »Glaubst du, die Leute haben etwas bemerkt?«
    Roffe zuckte mit den Schultern. »Vermutlich, aber was macht das schon?«
    »Die glauben sicher, dass du mein Geliebter bist und mir gerade mitgeteilt hast, dass du deine Frau und deine fünf Kinder nicht verlassen wirst.«
    »Dann haben wir ihnen zumindest ein bisschen Abwechslung geboten.«
    128

    Katharina spielte mit ihrer Papierserviette und sah ihn gespannt an. »Eigentlich gibt es so viele Dinge, die ich wissen wollte«, sagte sie. »Heute Nacht, als ich endlich ins Bett ging, wusste ich genau, was ich dich fragen wollte. Jetzt fällt mir nichts ein, und gleich muss ich gehen. Wie spät ist es?«
    »Viertel nach eins.«
    »Gibt es keine anderen Spuren, ich meine, keine anderen Leichenkandidaten? Haltet ihr es wirklich für möglich, dass es sich um Axel handelt? Dieser Gedanke kommt mir vollkommen absurd vor.«
    »Warum?«, fragte Roffe.
    Katharina machte eine unbestimmte Geste. »Wenn ich daran denke, dass ihr drei in eine Klasse gegangen seid … Du hast ihn schon damals nicht gemocht, hat Patrik mir erzählt, aber das klingt doch alles wie aus einem billigen Roman: Die drei Klassenkameraden konnten nicht ahnen, dass einer von ihnen später verdächtigt werden sollte, den anderen ermordet zu haben, während der dritte Polizist wurde und den Fall löste. Es muss doch jede Menge anderer Möglichkeiten geben. Darf ich dich fragen, wie der derzeitige Stand der Ermittlungen ist?«
    Roffe kniff die Augen zusammen und schüttelte leicht den Kopf. »Derzeit versuche ich herauszubekommen, was du eigentlich wissen willst.«
    »Jetzt fällt es mir wieder ein«, sagte sie eifrig. »Dieser Sandström. Warum verdächtigt ihr nicht ihn? Nisse ist schließlich überzeugt davon, dass er den Polen in die Grube geschmissen hat. Wer sagt eigentlich, dass es sich bei der Leiche nicht um den Polen handelt?«
    »Niemand. Vielleicht ist er es. Diese Möglichkeit kalkulieren wir natürlich mit ein, aber wir haben die Sandströms bisher noch nicht vernehmen können. Sie machen seit drei Wochen Urlaub auf Rhodos und kommen erst morgen nach Hause. Natürlich werden sie nach ihrer Ankunft sofort verhört werden.«
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    Katharina seufzte nervös und sah ihn flehentlich an. »Ich weiß, dass ich völlig überdreht wirke«, sagte sie. »Aber es ist schließlich das erste Mal, dass mein Mann unter Mordverdacht steht.«
    Roffe legte beruhigend seine Hand auf ihre, als wolle er ihr etwas von seiner eigenen Zuversicht vermitteln, doch nahm er sie rasch wieder fort. Vielleicht fürchtete er, die Geste sei zu intim.
    »Wir verfolgen zurzeit zwei Ziele«, sagte er. »Zum Ersten versuchen wir die Leiche zu identifizieren.«
    »Wie denn? Anhand der Zähne?«
    »Ja, unter anderem. Zum Zweiten versuchen wir die Personen ausfindig zu machen, die als Leiche in Frage kommen, unter anderem Axel. Sollten wir ihn finden, ist Patrik aus dem Schneider.«
    »Und Marianne?«
    »Menschen, die einen Mord begehen, haben in der Regel triftige Gründe dafür. Und sollten wir beweisen können, dass Axel noch am Leben ist, dann hatte PM keinen Grund, sie zum Schweigen zu bringen.«
    Katharina bemerkte, dass sie die hübsche grüne Serviette völlig zerpflückt hatte. Kleine grüne Papierbrösel lagen wie Konfetti um ihren Teller.
    »Seid ihr mit den Zähnen schon weitergekommen?«, fragte sie.
    »Wir wissen nicht, wer Axels Zahnarzt war. Es könnte einer in Schweden oder im Ausland sein. Axel war ja viel auf Reisen.
    Bisher haben wir nur einen pensionierten Zahnarzt in Christiansholm ausfindig gemacht, zu dem er in jungen Jahren gegangen ist. Der hat niemals Röntgenbilder angefertigt, doch seine Patientenakten sind noch vorhanden. Darin finden sich ein paar Details, die mit dem Gebiss der Leiche übereinstimmen, 130

    aber

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