Der leiseste Verdacht
ihrer Kleidung bis hin zu Frisur und Make-up, zeugte von einem exklusiven und sicheren Geschmack mit einer ausgeprägt persönlichen Note. Ein unvoreingenommener Betrachter hätte sie für eine selbstbewusste, erfolgreiche junge Frau halten 302
können. Sie war erst fünfundzwanzig, Marianne Wester zweiunddreißig gewesen. Gewisse Bemerkungen Gisela Nordhs ließen darauf schließen, dass Marianne Wester ihre Lehrerin gewesen war, was die Kunst anbelangte, sich vorteilhaft in Szene zu setzen. Das Einzige, was auf ihre innere Unruhe hindeutete, waren ihre erschrockenen Augen und die nervösen, wenn auch gepflegten Hände. Leider war die Kommissarin gezwungen, den Druck auf sie zu erhöhen, und mit einem kaum merklichen Seufzen machte sie sich ans Werk.
»Als wir das letzte Mal miteinander sprachen, sagten Sie, dass Enqvist Ihnen und Marianne vollkommen unbekannt war, bis er sich ein paar Wochen nach Hembergs Verschwinden bei Ihnen meldete. Mir liegen jedoch Informationen vor, nach denen er an besagtem Abend mit Ihnen in der Opernbar war. Ich spreche von dem Abend, an dem Marianne Wester und Patrik Andersson sich kennen lernten.«
Gisela Nordh errötete und senkte den Blick.
»Habe ich das gesagt? Ich … ich weiß nicht mehr, was ich letztes Mal gesagt habe. Ich … war so geschockt … und verzweifelt. Es kann schon sein, dass ich ihn ein paarmal zuvor gesehen habe, aber näher gekannt habe ich ihn nicht.«
»Wussten Sie, dass er Hembergs Auftraggeber war?«
»Nein … äh … ich weiß nicht. Vielleicht habe ich mir etwas in dieser Richtung gedacht.«
»Was für einen Eindruck hatten Sie von der Beziehung zwischen Enqvist und Andersson?«
»Wie meinen Sie das?«
»Hatten Sie den Eindruck, dass sich die beiden gut kannten?«
»Nein, das kann man wohl nicht behaupten. Aber natürlich haben sie miteinander geredet.«
»Worüber haben sie geredet?«
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»Daran kann ich mich nicht erinnern. Doch, warten Sie … sie haben darüber geredet, wie es ist, auf dem Land zu leben.«
»Aha …«
»Es war Axel, der sagte, Patrik sei verrückt, sich auf dem Land einzuigeln, und dass Peter ihm eine erstklassige Atelierwohnung mitten in der Stadt besorgen könnte. Patrik hat das natürlich nicht gefallen, also hat er die Vorteile aufgezählt, die das Landleben hat. Er hat überhaupt sehr viel geredet.«
»Was für Vorteile hat er genannt?«
»Daran kann ich mich nicht erinnern.«
»Wie hat Enqvist reagiert, als Patrik und Marianne zusammen die Gesellschaft verlassen haben? War er vielleicht eifersüchtig?«
Gisela Nordh gab ein nervöses Lachen von sich.
»Eifersüchtig? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er solche Gefühle kennt. Alles, was mit Frauen zu tun hat, scheint er aus seinem Leben verdrängt zu haben.«
»Okay, lassen wir ihn einen Moment beiseite. Was hielten Sie von Patrik Andersson?«
»Das habe ich doch letztes Mal schon gesagt. Er war viel zu betrunken, als dass ich ihn hätte interessant finden können.
Besoffene Kerle sind das Schlimmste, was es gibt.«
Gudrun Skog nickte zustimmend. »Da haben Sie Recht. Falls es noch etwas Schlimmeres gibt, dann allzu nüchterne Kerle.«
»Die treffe ich nie«, entgegnete Gisela Nordh.
»Waren die anderen an diesem Abend nicht genauso
betrunken?«
»Nein, ich glaube, weder Axel noch Peter hatten sonderlich viel getrunken. An den Namen des Vierten kann ich mich nicht erinnern. Er saß die meiste Zeit über still in der Ecke; wie viel er getrunken hat, weiß ich nicht. Aber alle haben Patrik ständig mit neuen Drinks versorgt.«
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»Hatten Sie den Eindruck, die anderen wollten ihn betrunken machen?«
»Nicht direkt, aber natürlich war er der Star des Abends. Er sollte ja schließlich gefeiert werden.«
»Und Marianne hat sich an seinem Zustand nicht gestört?«
»Nein, und das war eigentlich merkwürdig, denn sie konnte betrunkene Kerle genauso wenig ausstehen wie ich. Ich konnte auch nicht verstehen, was sie an ihm so aufregend fand.«
Die Kommissarin sah sie durchdringend an. »War es von Anfang an geplant, dass Sie zu der Gesellschaft stoßen sollten?«
Gisela Nordhs Augen flackerten. »Nicht dass ich wüsste.
Marianne und ich wollten eigentlich allein etwas unternehmen.
Für mich war es jedenfalls eine Überraschung, dass wir auf Axel und Peter trafen.«
»Vielleicht hatten sie das Treffen in der Opernbar nur mit Marianne verabredet?«
Gisela Nordh schien einen Augenblick über diese Möglichkeit nachzudenken und schüttelte dann den
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