Der leiseste Verdacht
bekam.«
Katharina schwieg.
»Hast du für mein Verhalten denn überhaupt kein
Verständnis?«, fragte Roffe vorsichtig.
»Sehr wenig«, antwortete Katharina bedächtig. »Ich finde, 333
nach all den Jahren solltest du wissen, was Patrik für ein Mensch ist. Er ist ein notorischer Lügner, wenn er sich bedrängt fühlt, aber er ist kein Frauenmörder.«
»Ich glaube auch nicht, dass er Männer umbringt. Aber ich war einfach so wütend. Na ja, das spielt jetzt keine Rolle mehr, vermutlich bin ich auch schon berufsgeschädigt.«
Katharina bereute ihre Schroffheit und erkundigte sich in freundlicherem Ton: »Wolltest du etwas Bestimmtes?«
»Ja, das kann man wohl sagen. Ich habe eine gute Nachricht.
Da PM nicht mit mir sprechen will, kannst du ihm vielleicht etwas ausrichten.«
»Alle guten Nachrichten werden dankbar
entgegengenommen«, sagte sie seufzend.
»Eigentlich handelt es sich um eine kleine Sensation. Ich habe gerade mit meinen Kollegen in Stockholm gesprochen, und sie haben gute Gründe zu der Annahme, dass Axel Hemberg noch am Leben ist.«
Ein Ruck ging durch Katharina. »Was sagst du da? Haben sie ihn etwa gefunden?«
»Nein, aber sie sind ihm auf der Spur und hoffen, ihn heute Abend noch zu finden.«
»Mach’s nicht so spannend«, sagte sie ungeduldig. »Wenn sie wissen, dass er noch lebt, dann werden sie ihn wohl gefunden haben.«
»Da irrst du dich. In Stockholm wohnt ein Mann namens Peter Enqvist, dem PM möglicherweise einmal begegnet ist. Hast du seinen Namen schon mal gehört?«
»Nein.«
»Eine zwielichtige Gestalt, die einen Großteil von Axels Geschäften übernommen hat und vielleicht mit dem Mord an Marianne Wester in Verbindung steht. Die Sache ist die …«
»Warte, ich glaube, das wird Patrik interessieren.«
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Sie ließ den Hörer sinken und rief nach draußen: »Sie haben Axel gefunden. Er lebt. Willst du mit Roffe sprechen?«
Patrik sprang mit erstaunlicher Leichtigkeit aus der Hängematte und war in weniger als fünf Sekunden am Telefon.
»Hallo, was gibt’s?«
»Gute Nachrichten. Die Stockholmer Polizei ist an Peter Enqvist dran. Der war vermutlich nach der Vernissage mit euch in der Bar. Sie haben seit Tagen sein Handy abgehört und auf diese Weise erfahren, dass eine weitere Person Axel gestern Abend zu sich nach Hause eingeladen hat. Enqvist hat zwei Mitarbeitern die Order erteilt, Axel heute Abend um neun zu irgendeiner Hütte zu bringen. Dort soll er wahrscheinlich von Enqvist verhört und danach liquidiert werden.«
»Liquidiert …? Sie wollen ihn töten?«
»Ja, sieht so aus. Aber es besteht eine gewisse Hoffnung, dass wir es rechtzeitig verhindern können. Es scheint so zu sein, dass Enqvist und Axel für dieselbe Verbrecherorganisation arbeiten und Axel mit der Kasse durchgebrannt ist. Jetzt soll er zur Verantwortung gezogen werden.«
»Wie wollt ihr verhindern, dass er ermordet wird?«
»Indem wir alle Hebel in Bewegung setzen und Enqvist beschatten, wenn er sich, wie verabredet, zu dieser Hütte aufmacht. Wir wissen bis jetzt leider nicht, wo sie liegt. Ich werde gleich nach Stockholm fliegen. Wenn es schief geht, wollen sie, dass ich Axel identifiziere.«
Patrik starrte Katharina schweigend an.
»Hallo, bist du noch da?«, fragte Roffe.
»Ja, äh, ich … bin nur völlig überrascht. Steht wirklich fest, dass es Axel ist?«
»Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es noch einen anderen Axel Hemberg gibt, hinter dem Enqvist her ist.«
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»Ich hoffe inständig, dass ihr ihn retten könnt. Was auch immer er auf dem Kerbholz hat, das hat er nicht verdient. Aber es ist schon sonderbar …«
»Was meinst du?«
»Gerade hat man sich damit abgefunden, dass er
möglicherweise nicht mehr am Leben ist, da taucht er plötzlich aus der Versenkung auf und soll ermordet werden … Was sind das eigentlich für schmutzige Geschäfte, in die er verwickelt ist?«
»Die Ermittlungen laufen noch, aber ich glaube, wir haben gute Chancen, sie bald abschließen zu können. In Stockholm wird alles daran gesetzt, ihn zu retten. Aber jetzt muss ich los.«
Patrik lachte. »Ihr rettet ihn bestimmt. Wie aussichtslos die Lage auch scheint, Axel fällt eigentlich immer wieder auf die Füße. Außerdem müsst ihr ihn retten, damit ich mir ihn endlich vorknöpfen kann. Aber im Ernst, ich hoffe sehr, dass ihm das Glück heute Abend zur Seite steht. Grüß ihn von mir, falls du mit ihm sprechen solltest.«
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Am selben Nachmittag
Auf der Suche nach seinem
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