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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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du ahnst. Nutz die Situation und mach deinem Herzen Luft. Fang ganz von vorne an. Wann bist du in die Fänge von Enqvists Organisation geraten?«
    »Von vorne!« Axel lachte gequält. »Das ist eine lange Geschichte. Sagtest du nicht, dass du morgen früh wieder nach Christiansholm musst?«
    »Ich glaube dir gern, dass es eine lange und komplizierte Geschichte ist. Dann gib mir eben eine gute Zusammenfassung.
    Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass irgendwelche Details für die Nachwelt verloren gehen. Gudrun wird das Verhör später gewissenhaft fortsetzen.«
    Axel warf Gudrun einen raschen Blick zu und musterte sie offenbar ein weiteres Mal. Dann ließ er sich mit diskretem Stöhnen in das Polster zurücksinken und setzte eine leidgeprüfte Miene auf.
    »Ich … fange am besten damit an, wie ich Peter Enqvist kennen lernte. Also im Grunde genommen begann alles damit, dass ich mich plötzlich in einer schrecklichen finanziellen Klemme befand. Sonst hätte ich mich nie mit Enqvist 358
    eingelassen. Das war, kurz nachdem ich meine Galerie eröffnet hatte.«
    »In welchem Jahr?«
    »1985 war die Eröffnung, und ein Jahr später war ich pleite.
    So geht das, wenn man es in der Kunstbranche auf die ehrliche Tour versucht. Es war ein ständiges Auf und Ab, und ich war bis über beide Ohren verschuldet. Ich hatte noch mit dem Konkurs meines Vaters zu kämpfen und wickelte gerade meine Scheidung ab … Meiner Frau bist du nie begegnet?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Da hast du auch nichts verpasst. Jedenfalls versuchte sie, mich über den Tisch zu ziehen, so wie alle anderen auch. Zu allem Überfluss erkrankte zu dieser Zeit auch noch meine Mutter. Sie war nach dem Selbstmord meines Vaters am Boden zerstört; mir selbst ging es nicht viel besser. Ich musste für ihre Pflegekosten aufkommen. Sie war schon immer eine sehr empfindsame und eigenwillige Person und wäre bei der normalen Pflege beinahe vor die Hunde gegangen. Also habe ich ihr einen Platz in einem privaten Pflegeheim …«
    »Okay!«, unterbrach ihn Roffe brüsk. »Ich habe verstanden, dass du damals einige Probleme hattest. Wie kam Enqvist ins Bild?«
    »Ich habe ihn durch Bekannte kennen gelernt, das erste Mal auf einer Party. Wir haben viel über Kunst geredet. Er erzählte von seinen guten Geschäften und meinte, wir sollten unbedingt zusammenarbeiten. Ich habe das anfangs nicht besonders ernst genommen, aber nach ein paar Wochen erschien er in der Galerie und schlug mir ein Geschäft vor. Ich sollte einige Lithografien von Dali verkaufen. Die Lithografien waren günstig, mein Erfolgshonorar dagegen umso höher. Ein verlockender Deal also, und als ich nach ein paar Monaten sämtliche Blätter verkauft hatte, zeigte Enqvist sich äußerst zufrieden und schlug eine Ausweitung der Zusammenarbeit vor.
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    Ich war nicht besonders scharf drauf, denn ehrlich gesagt kam er mir ziemlich undurchsichtig vor. Doch als ich auf Distanz zu ihm ging, ließ er seine Maske fallen und begann mir zu drohen.
    Mir sei doch wohl klar gewesen, dass es sich bei den Dali-Lithos um Fälschungen handelte, und niemand würde mir glauben, wenn ich das leugnete. Ich war so überrumpelt, dass ich nicht einmal auf den Gedanken kam, dass er mich nicht belasten konnte, ohne sich selbst zu belasten. Er deutete an, ich würde erhebliche Schwierigkeiten bekommen, falls ich die Zusammenarbeit verweigerte.«
    »Und, hatte er nicht Recht?«, fragte Roffe. »Hast du nicht von Anfang an gewusst, dass es sich um Fälschungen handelte?«
    »Nein, das habe ich nicht. Und eigentlich kann man auch nicht von Fälschungen sprechen. Es ging um eine Serie mit doppelter Nummerierung. Darum waren die Blätter auch so billig. So etwas ist immer schwer zu entscheiden.«
    »Dann lässt sich kaum leugnen, dass du die Sache von Anfang an durchschaut hast«, sagte Roffe, der sich über Axels Scheinheiligkeit zu ärgern begann. »Aber erzähl weiter, was ist dann passiert?«
    »So, wie die Dinge lagen, blieb mir keine Wahl. Von diesem Tag an fungierte ich als eine Art anonymer Zwischenhändler, wenn es um den Verkauf falscher Druckgrafiken ging. Alles war perfekt organisiert. Die Geschäfte erstreckten sich über das ganze Land, ja sogar bis nach Dänemark und Norwegen. Wenn ich mich auf der sicheren Seite fühlte, verkaufte ich selbst ein paar Blätter, aber nicht besonders oft. Enqvist zwang mich auch, Gemälde und kleine Skulpturen zu verkaufen, die allem Anschein nach echt waren. Ich habe nie zu fragen

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